Es beginnt im lockeren Ton eines Unterhaltungsalbums. Doch “Cinematic Double Bass” hat es in sich. In 44 Stücken demonstriert Renaud García-Fons, wie ausufernd die Kreativität in einer vielmonatigen Weltentschleunigung wachsen kann, wenn Auftritte nicht mehr möglich sind. Ja, es ist ein Corona-Projekt, ein außergewöhnliches. Renaud García-Fons, Franzose katalanischer Abstammung, ist nicht nur einer der besten, sondern auch einer der vielseitigsten Kontrabassisten unserer Zeit. Seine Markenzeichen sind ein fünfsaitiger Bass - in Sinfonieorchestern ein seltener Gast, im Jazz ein noch seltenerer - und er spielt ihn gerne und oft mit dem Bogen, was äußerst ungewöhnlich ist. Dabei streicht García-Fons nicht nur über die Saiten, sondern klopft sie oder schlägt sie perkussiv mit dem Bogen an - so bringt er seinen Bass regelrecht zum Singen.
Au "Cinematic Double Bass" orientiert sich der 60-jährige Künstler an der Filmmusik der 1950er und 1960er Jahre, in der der sogenannte Walking Bass oft die Hauptrolle spielt, das Instrument also Bewegung imitiert, Bilder von Verfolgungsjagden im Kopf erzeugt, Gefahr verklangbildlicht, Angst, Ungewissheit, Anspannung in die Atmosphäre bringt.
Genau genommen besteht “Cinematic Double Bass” aus zwei thematisch unterschiedlichen Alben. Das erste trägt den Untertitel "In A Jazzy Mood" und konzentriert sich auf die Inspirationsquelle Film. Der zweite Teil trägt den Titel "In a Spirit of Travel" und reist mit den Hörern durch eine Vielzahl von Klängen, Harmonien und Tonleitern, lässt viele Folk-Elemente aus aller Welt ertönen - auch dafür ist Renaud García-Fons bekannt, er ist nicht nur im Jazz, sondern in der Weltmusik aller Kontinente sachkundig, schließlich hat er sich in den über 40 Jahren, die er nun schon musiziert, mit Hingabe in den Kulturen geschult, ganz besonders in der indischen Musik.
"Cinematic Double Bass" zieht uns erst auf vertrautes Terrain, auf dem wir uns von Leinwandkünsten verführen lassen, bevor wir auf dem zweiten Teil dem Fernweh erliegen und in eine bunte, abwechslungsreiche, überraschende Welt eintauchen. Ein lebendigeres und kunstvolleres Kontrabassalbum hat der Jazz in diesem Jahr nicht hervorgebracht.
Besetzung
µRenaud García-Fons: fünfsaitiger Kontrabass, Percussions, Stimme, Keyboards
Solea García-Fons: Stimme
Stéphan Caracci: Drums, Vibrafon
Außerdem
- "Up Chute" von Ali N. Askin - Afrojazz und Elektronik
- "Tornado" von Marco Mezquida - Spielwitz + Virtuosität = Irrwitz
- "Never A Dull Moment" von Les McCann - unveröffentlichte Live-Schmuckstücke aus den Jahren 1966/67
- "Memory Log Suite" von Moon Souvenirs - Debüt des Brüsseler Kammerjazztrios
- "Live in Graz" von Helge Schneider - Jazz und Klamauk grenzenlos
- "Waiting For Zion" von A08 - afrozentrischer Club-Jazz der Extraklasse
- Neuheiten von Magic Number und Searchlight
Across the Golden Gate
(R.García-Fons)
Renaud García-Fons
RGF Records
Film Noir Blues
(R.García-Fons)
Renaud García-Fons
RGF Records
Long Distance Run
(R.García-Fons)
Renaud García-Fons
RGF Records
Lemurian Groove
(R.García-Fons)
Renaud García-Fons
RGF Records
The Call Of Beauty
(A.N.Askin)
Ali N. Askin
Yatak Records
Tornado
(M.Mezquida)
Marco Mezquida
Galileo Music Communication
Shampoo (Live at the Penthouse Jazz Club Seattle, 1966)
(L.McCann)
Les McCann
Resonance Records
Unkind Jubilee
(F.Caporali)
Moon Souvenirs
Fil Caporali
Gartenzaun (Live in Graz)
(H.Schneider)
Helge Schneider
Railroad Tracks
Night in Tunisia (Live in Graz)
(H.Schneider)
Helge Schneider
Railroad Tracks
Better
(R.Hillard)
Magic Number
Record Company
Waiting For Zion
(D.Leyers / H.Raabe)
A08
Compost Records
Can We Go Back (feat. Tolü Makay) (Atjazz Remix)
(C.P.McCann / M.D.J.Purcell /
T.Makanjuola)
Searchlight
Fallen Tree 1Hundred
Markus Will