Sein Elternhaus: "wohlsituiert". Klavierstunden waren obligatorisch, ebenso die Rebellion gegen sie. Sport lag dem jungen Lawrence mehr. In der High School hat ihn die Musik wieder eingeholt, er begann als Perkussionist im Schulorchester. Konkurrenzlos war auch das nicht: Der Schüler hat sich nebenher zu einem Computernerd entwickelt und schon mit 17 sein erstes Geld als Software-Entwickler verdient. Einen Trumpf hatte die Musik aber noch: sie machte mehr Spaß. Einen afroamerikanischen Jungen mit Hochbegabungen lockten dabei andere Herausforderungen als Rap oder ähnliche Zielgebiete für um Coolness ringende Aufwachsende. Lieber hat er mit zwei Freunden Anschluss in der lokalen Jazzszene gesucht. Das Trio wurde schon bald von Größen wie dem Sänger Oscar Brown Jr. gebucht, wenn die mal in St. Louis Hof hielten und eine Rhythmusgruppe benötigten.
Der Pianist Cyrus Chestnut schließlich half Fields, ein Stipendium in Berklee zu bekommen, und so fielen die Würfel dann doch für eine Karriere als Musiker. Er spielte erste Tourneen mit Jeff "Tain" Watts, Nicholas Payton, Branford Marsalis und Christian McBride. Nach dem Berklee-Abschluss 2008 begann er eine Zusammenarbeit mit Trompeter Christian Sott und Saxophonist Joe Lovano, der ihn in seinem Classic Quartet und seinem Quintett Sound Fields (mit Dave Douglas) präsentierte. Mit Letzterem trat er im Sommer 2022 im Wiener Jazzclub Porgy & Bess auf, wo ihn der Produzent Stephan Meyner hörte. Meyner, ehemaliger Produzent von Größen wie Geri Allen und Maceo Parker, suchte gerade nach Talenten für sein neues Label Rhythm’n ’Flow, was wiederum Fields hellhörig machte, denn der wollte endlich sein durch Corona dauerverschobenes Debütalbum machen. Es passte. Und Lawrence Fields bekam seine zwei Wunschmusiker: Bassist Yasushi Nakamura (Christian Sands, Cécile McLorin Salvant u.a.) und Drummer Corey Fonville (Christian Scott, Butcher Brown).
Für sein Debüt hat sich Fields auf akustische Musik konzentriert. Mit neun Eigenkompositionen stellt er ein vielschichtiges Repertoire vor: Frei von Klischees und ohne gängige Anleihen bei allerlei Genres ist "To The Surface" tief verwurzelt in der Jazzgeschichte seiner Vorbilder Oscar Peterson und Herbie Hancock. Doch statt sie zu imitieren, verfolgt er eine moderne Vision von Jazz, die Rhythmik und Improvisation in den Mittelpunkt stellt. Unter den ausholenden Bögen, die sein Trio spannt, wimmeln Schaukästen voller bunter Kleinteiligkeit, die sich dem Hörer eröffnen wie ein fantastisches Spielzeugland einem Kind. Lawrence Fields ist ein strahlendes Debüt gelungen, frisch, klar und voller geistiger Anregung, dabei aber lässig und mit der Wärme einer hingebungsvollen Seele.
"To The Surface" von Lawrence Fields erscheint am 2. Februar 2024 auf Rhythm’n’Flow Records.
Weitere Alben in der Sendung:
- Kari Sál: Butterfly (Imaginary Music)
- Bálint Gyémánt: Vortex of Silence (Jazzhaus Records)
- Ariel Kalma, Jeremiah Chiu, Marta Sofia Honer: The Closest Thing To Silence (International Anthem)
- Lumpeks: Polonez (Umlaut Records)
- Nachrufe auf den französischen Vibraphonisten Michael Hausser und den amerikanischen Tenorsaxofonisten und Jazztheoretiker Jerry Coker
- Neue Single von Jembaa Groove – "Dabia"
Jazz live in der Regio 2024:
- 17. Februar, Eupen, Jünglingshaus: Natashia Kelly + Nicola Andrioli – Info+Karten
- 21. Februar, Eupen, Alter Schlachthof: Federation of the Groove – Info+Karten
- 23. Februar, Aachen, Musikbunker: Ameli In The Woods – Info+Karten
- 24. Februar, Heerlen, Theater: Bill Laurance + Michael League – Info+Karten
- 10. März, Eupen, Jünglingshaus: Euregio Saxophone Orchestra – Info+Karten
- 19. März, Eupen, Alter Schlachthof: Kinga Głyk – Info+Karten
- 23. März, Eupen, Jünglingshaus: Eliott Knuets 5tet – Info+Karten
- 25. April, St. Vith, Café Trottinette: Wajdi Riahi Trio – Info+Karten
- 27. April, Eupen, Jünglingshaus: Wajdi Riahi Trio – Info+Karten
Parachute
(L.Fields)
Lawrence Fields
Rhythm’n’Flow
Yasorey
(L.Fields)
Lawrence Fields
Rhythm’n’Flow
L.B.F.
(L.Fields)
Lawrence Fields
Rhythm’n’Flow
Closed in Your Words
(K.Bałdych)
Kari Sál
Imaginary Music
Pyramidion
(B.Gyémánt)
Bálint Gyémánt
Jazzhaus Records
Écoute Au Loin
(C.B.Kalmanowicz / J.Chiu / M.S.Honer)
Ariel Kalma, Jeremiah Chiu, Marta Sofia Honer
International Anthem
Rue Dauphine
(M.Hausser)
Michel Hausser Quartet
Fresh Sound Records
You’ll Stay
(J.Coker)
Jerry Coker
Fresh Sound Records
Le Souterrain
(L.Laurain / P.Borel / O.Koziel / S.Beliah)
Lumpeks
Umlaut Records
Dabia
(Y.Nolting / E.Owusu)
Jembaa Groove
Agogo Records
Travelling Light
(D.Farnon)
The New Dance Orchestra
Cavendish Music/BBE
Markus Will