Seine Alben "KingMaker" (2019), "Who Are You?" (2020) und "The Parable of the Poet" (2022) waren komplexe Angelegenheiten. Sie übertrugen die Virtuosität der Live-Performance seiner Band in ein Studio. "Ein großer Teil meiner Musik war mehr auf die Musiker ausgerichtet, mit vielen Zeit- und Tempomanipulationen, was für den normalen Hörer nicht immer leicht zu verstehen ist", erklärt er. "Nublues", seine vierte Veröffentlichung als Bandleader bei Blue Note, wollte Ross zugänglicher gestalten. Sie ist immer noch kompliziert und abenteuerlich, aber betont die Melodien. Sie führt Balladen und den Blues, vieles hört sich vertraut an, aber abseits dreier Covers (John Coltranes "Equinox" und "Central Park West"; Thelonious Monks "Evidence") hat Ross sieben neue Stücke geschrieben.
Die Entstehung von "Nublues" geht auf das Jahr 2020 zurück, als Ross während der Pandemie an New Yorks The New School zurückkehrte, um seinen Abschluss zu machen. In einem seiner Kurse unterrichtete der Altsaxofonist Darius Jones. Er regte die Studenten dazu an, sich mit der Geschichte des Blues zu beschäftigen. Das brachte Ross auf die Spur: Blues kann mehr sein als nur eine zwölftaktige Form, es ist ein Gefühl, "eine Art Geist oder Energie", sagt Ross, "aber ich möchte auch den rhythmischen Ideen treu bleiben".
So bekam der Blues bei der Entstehung des Albums eine wörtliche Bedeutung. Die Melancholie der Isolation ist in die Arrangements gekrochen; man kann die Ungewissheit der Zeit hören, die mit dem Optimismus der helleren Tage kollidiert. Inspiriert durch seine Partnerin, die Flötistin Gabrielle Garo, führte er Gespräche darüber, wie Zugänglichkeit in der modernen Musik aussieht. "Es geht um die Idee, nicht unbedingt zu ändern, wie wir spielen wollen, sondern zu versuchen, für die Menschen einladend zu bleiben", sagt Ross, "wie ich Musik schreiben kann, der die Leute folgen können und bei der wir nicht das Gefühl haben müssen, dass wir nicht wir selbst sein können".
So ist "Nublues" zu seinen singbaren Melodien im Geist des Blues gekommen, entstanden in einer Reihe von Improvisationen mit seiner langjährigen Band Good Vibes – Immanuel Wilkins am Altsaxofon, Jeremy Corren am Klavier, Kanoa Mendenhall am Bass, Jeremy Dutton am Schlagzeug. Ross beschreibt die Zusammenarbeit so: "Ich sage der Band nicht wirklich, wie sie etwas spielen soll. Was ich ihnen sage, ist, in Verbindung zu bleiben und alles, was wir tun, miteinander in Beziehung zu setzen. Und den Blues zu spielen, wie auch immer das zustande kommt."
"Nublues" stellt einen persönlichen und künstlerischen Aufbruch für Ross dar. "Ich habe die Reise genossen, in den Blues einzutauchen, die Geschichte des Blues zu verstehen", sagt er. Das Spirituelle wie das Genussreiche verschwendet das Album mit reicher Fülle.
"Nublues" von Joel Ross erscheint am 9. Februar 2024 auf Blue Note.
Weitere Themen der Sendung:
- Nachlese zur 66. Grammy-Verleihung: Billy Childs, Nicole Zuraitis, Miguel Zenón & Luis Perdomo, The Count Basie Orchestra, Laufey und Samara Joy
- Dina Ögon: "Orion" – Scandinavian Soul Jazz (Playground Music)
- Jure Pukl: Slowenischer Saxofonstar aus New York City im Aachener Musikbunker (17.02.2024)
Jazz live in der Regio 2024:
- 17. Februar, Eupen, Jünglingshaus: Natashia Kelly + Nicola Andrioli – Info+Karten
- 21. Februar, Eupen, Alter Schlachthof: Federation of the Groove – Info+Karten
- 23. Februar, Aachen, Musikbunker: Ameli In The Woods – Info+Karten
- 24. Februar, Heerlen, Theater: Bill Laurance + Michael League – Info+Karten
- 10. März, Eupen, Jünglingshaus: Euregio Saxophone Orchestra – Info+Karten
- 19. März, Eupen, Alter Schlachthof: Kinga Głyk – Info+Karten
- 23. März, Eupen, Jünglingshaus: Eliott Knuets 5tet – Info+Karten
- 25. April, St. Vith, Café Trottinette: Wajdi Riahi Trio – Info+Karten
- 27. April, Eupen, Jünglingshaus: Wajdi Riahi Trio – Info+Karten
Tight
(B.Carter)
Samara Joy
Verve
Reverie
(C.Debussy / N.Zuraitis)
Nicole Zuraitis
Nicole Z Music
Master of the Game
(B.Childs)
Billy Childs
Mack Avenue Records II
Evil Gal Blues
(L.Feather / L.Hampton)
The Count Basie Orchestra & Ledisi
Candid
En La Soledad
(P.Balseiro)
Miguel Zenón & Luis Perdomo
Miguel Zenón
From The Start
(L.LínJónsdóttir, Spencer Stewart)
Laufey
AWAL Recordings
Nublues
(I.Wilkins / J.Corren / J.Dutton / J.Ross / K.Mendenhall)
Joel Ross
Blue Note
Vertical Counterpoint (feat. Aruan Ortiz, Jason Palmer, Rashaan Carter & Marcus Gilmore)
(J.Pukl)
Jure Pukl
Session Work Records
Firad
(A.Ahnlund / D.Ögren)
Dina Ögon
Playground Music
Where The Wild Roam
(T.Switala / L.Letho)
Tomasz Guiddo & Jimi Tenor
Compost
Markus Will