Es ist ein herzliches Wiedersehen von drei Musikern, deren Verbundenheit den modernen britischen Jazz mitgeprägt hat. Nach einer siebenjährigen Pause haben sich Pianist Neil Cowley, Bassist Rex Horan und Schlagzeuger Evan Jenkins wieder zusammengefunden und ein Album geschaffen, das die dynamischen Qualitäten beibehält, die ihr früheres Werk ausmachten: melodische Hooks, rhythmischer Drive und spielerische Energie. Doch es zeigt auch eine tiefere, innerliche Seite.
"Entity" ist das Ergebnis von Cowleys introspektiver Phase, in der er sich mit elektronischen und neoklassischen Einflüssen auseinandersetzte. Es lehnt die kalte Sterilität der Technologie ab und entscheidet sich für die Wärme der menschlichen Interaktion. Cowley verzichtet auf elektronische Instrumente, obwohl er ihnen nahe steht. Er hat erkannt, dass ihre Künstlichkeit mit dem rohen emotionalen und musikalischen Dialog kollidiert, den er mit seinen Bandmitgliedern sucht. "Alles, was künstlich ist, schien nur eine symbolische Geste zu sein", sagt Cowley, was seinen Wunsch widerspiegelt, die organische Verbindung wiederzuerlangen, die die Musik des Trios so fesselnd macht.
Diese wiedererwachte Verbindung zieht sich durch das Album. "Entity" basiert auf der Freude und Kameradschaft dreier Musiker, die ihre gemeinsame Sprache wiederentdeckt haben. Stücke wie das sanft wirbelnde "V&A" offenbaren eine gereifte Sensibilität mit komplexen Taktarten, die sich in orchestrale Ausbrüche auflösen, während Cowley sein skurriles, rhythmisch erfindungsreiches "Adam Alphabet" mit charakteristischem Witz beschreibt als "rollend wie ein Surfbrett auf einer Brotschneidemaschine". Das Album greift auch das für das Trio typische "Lied ohne Worte"-Format wieder auf, wie im meditativen "Father Daughter", in dem sich Melodie und Puls zu einer eindringlichen und doch hoffnungsvollen Erzählung verflechten.
Produziert von Ethan Johns hält "Entity" die Balance zwischen den introspektiven Momenten und der charakteristischen Dynamik des Trios. Die Erhabenheit des Eröffnungstracks "Marble" gibt den Ton vor für ein Album, das von der Spannung zwischen Kontrolle und Spontaneität lebt. Das Titelstück "Entity" beschließt das Album mit einer meisterhaften Zurückhaltung, die Atmosphäre und tiefe Emotionen auch ohne Grandiosität zu schichten weiß. Es ist diese nuancierte Herangehensweise an Komposition und Darbietung, die den Status des Neil Cowley Trios als Kraft im Post-Jazz festigt.
Die Entscheidung des Trios, die Produktionsschichten zu entfernen und sich auf die unmittelbare, taktile Erfahrung des gemeinsamen Musizierens zu konzentrieren, macht "Entity" zu einem zutiefst menschlichen Album – gemeinschaftlich, fehlerhaft und letztlich erhebend.
"Entity" vom Neil Cowley Trio ist am 20. September 2024 auf Hide Inside Records erschienen.
Weitere Alben in der Sendung:
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Magnus Dauner: Portrait In Rhythm (36music)
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Tobias Hoffmann Jazz Orchestra: Innuendo (Mons)
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Ibrahim Maalouf: Trumpets of Michel-Ange (Mister IBE)
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Thomas Stieger: Choices (Leopard)
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Chris Bangs: Dream World (Acid Jazz)
Markus Will