In diesem Januar – ein genauer Tag ist nicht zweifelsfrei bekannt – ist es 60 Jahre her, dass eines der bedeutendsten und erfolgreichsten Alben des Jazz veröffentlicht wurde: John Coltranes "A Love Supreme" ist ein hochintensives und von völliger spielerischer Freiheit geprägtes Dokument persönlicher wie musikalischer Transformation. Nach der Überwindung seiner Drogensucht stellte sich der Tenorsaxofonist ganz in den Dienst einer quasireligiösen Dankbarkeit, die bis zu seinem Tod im Juli 1967 anhalten sollte.
Inmitten der jazztrunkenen 60er Jahre war "A Love Supreme" zunächst kein sonderlich auffälliges Werk, besonders das Publikum fremdelte, murrte gar auf dem Antibes-Jazz-Festival 1965, wo Coltrane erst mal die gesamte Suite aufführte und die Hits, die die Fans erwarteten, auf den Folgetag schob. Doch in der Welt der Musiker zeigte die exzeptionelle Losgelöstheit und Intensität der Einspielung eine folgenreiche Wirkung: Bis tief in die Rockmusik und die Summer-of-Love-Ära hinein mit ihren musikalischen Schockwellen öffnete "A Love Supreme" Türen zu mehr musikalischer Freiheit. Jimi Hendrix, Carlos Santana oder Eric Burdon wären andere Musiker geworden, wenn sie in "A Love Supreme" nicht die Ankunft eines großen Versprechens gespürt hätten.
Außerdem in dieser Sendung:
- Das belgische Duo Julien De Borman und Sébastien Willemyns alias Flygmaskin " setzt dem belgisch-rumänischen Denkmalkünstler Idel Ianchelevici (1909–1994) ein bemerkenswertes Denkmal aus Akkordeon, Keyboards, Klavier, Fender Rhodes, Philicorda, Geige, Bratsche und Effektgeräten (“Ianchelevici”, Igloo)
- Das Trio um den Schweizer Gitarristen Elia Aregger präsentiert mit seinem Debüt ein musikalisches Haus voller psychedelischer Räume (“Live”, Unit)
- Großbritanniens nächstes wildes Jazz-Ding kündigt sich an: Knats aus Newcastle
Markus Will