Der unerwartete Erfolg und die seit einem halben Jahrhundert ungebrochene Popularität der Aufnahmen, die an jenem Abend in der Kölner Oper gemacht wurden, befördert die Legendenbildung. Ganz besonders, wenn Details bekannt und belegt sind, die aus heutiger Sicht skurril anmuten, wie zum Beispiel Jarretts verwegene Anreise in einem Renault R4 aus Lausanne (im Winter!) und dass nicht der Bösendorfer 290 Imperial Konzertflügel bereitstand, dessenthalben Keith Jarrett sich auf die Reise nach Köln gemacht hatte.
Jüngsten Recherchen zufolge sei der Flügel, auf dem Keith Jarrett – nach beherzter Intervention der jungen Konzertveranstalterin, die Jarrett von der vorzeitigen Abreise abhielt – dann doch noch zu spielen bereit war, kein malträtiertes Instrument mit klemmenden Pedalen, wie es jahrzehntelang überliefert wurde (und auch noch in dieser vorproduzierten Jazztime anklingt), sondern einfach nur ein etwas kleinerer Bösendorfer Flügel gewesen. Doch ein vollständiger Nachweis steht aus.
Den will der französische Filmemacher Vincent Duceau im Frühjahr 2025 liefern in seiner Dokumentation "The Köln Concert Documentary". Zudem wird auf der Berlinale im Februar 2025 das Drama "Köln 75" von Regisseur Ido Fluk Premiere haben und die Geschichte rund um das "TKC" (wie das Köln Concert in Kennerkreisen genannt wird) fiktional ausschmücken. Die Geschichte des Konzerts, das so viele Menschen für den Jazz interessiert hat, die sonst nie mit ihm in Berührung gekommen wäre, hat die Musik längst in eine Statistenrolle gedrängt.
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Markus Will