Dowdelins drittes Album "Tchenbé!" vermischt karibische Klänge, Jazz, elektronische Musik und perkussiven Soul mit Texten in Kreolisch, Französisch und Englisch. Die Lyoner Band ersetzt ihr bewährtes Beatmaking allerdings nun durch analoge Live-Aufnahmen, wodurch ein warmer, organischer Sound entsteht. "Tchenbé!", ein kreolischer Ausdruck für "Halt durch!", ist ein introspektivesAlbum, es beschäftigt sich mit Resilienz, persönlichen Kämpfen und Heilung. Musikalisch drängt es dagegen stark nach außen, wie "Something's Going On" zeigt, das einen Afrobeat-Groove mit einem rock-synthetischen Refrain kontrastiert, oder "Sonmèy", das Elektro-Zouk mit mysteriösen Rock-Harmonien verbindet.
"I Ka Woulé" umarmt das Scheitern als Wachstum – und blüht auf durch Afrobeat und Jazz House. Der kreolische Gesang der Sängerin Gwendoline 'Olivya' Victorin verleiht dem Album Authentizität und vertieft den emotionalen Kern. Das Coverbild mit den ausgestreckten Händen symbolisiert die Botschaft des Albums: Unterstützung und Durchhaltevermögen. Ursprünglich auf Englisch schreibend, fand die Band ihre Identität, als Olivya sich ihrer Muttersprache Kreolisch zuwandte. Nach "Carnaval Odyssey" (2018) und "Lanmou Lanmou" (2022) erweitern Dowdelin mit "Tchenbé!" ihren afro-kreolischen Groove-Begriff um unerwartete Facetten, die aus der Begegnung verschiedener Kulturen und Kulturtechniken erwachsen.
"Tchenbé!" von Dowdelin ist am 14. Februar 2025 auf Underdog Records erschienen.
Außerdem in dieser Sendung:
- Vorgeschmack auf ein spannendes Tribute-Album an Chet Baker
- Mama Terra spielen Herbie Hancocks "Head Hunters" neu ein ("Chameleons", Acid Jazz)
- Das James Brandon Lewis Trio mit seiner bislang riskantesten Einspielung ("Apple Cores", Anti-)
- Das Mary Halvorson Quartet nimmt sich der Bagatellen von John Zorn an ("John Zorn's Bagatelles Vol. 1", Tzadik Records)
- Das finnische Joona Toivanen Trio hat ein so abenteuerliches wie intensiv-schönes Improvisationsalbum geschaffen ("Gravity", We Jazz)
- Das Alternative-Rap-Duo They. macht Maximales mit vielen minimalen Mikro-Sounds ("Love.Jones", Drink sum wtr)
Markus Will