Warm, nachdenklich und selbstbewusst persönlich – so klingt das zweite Album der Mainzer Jazzsängerin und Songwriterin Caro Trischler. Nach ihrem Schallplatten-Debüt "North e Sul", auf dem sie Lieblingsstücke aus Nord- und Südamerika interpretiert, legt sie nun ihr Debüt als Komponistin vor: ein Vokal-Album mit autobiografischen Stücken, teils auf Englisch, teils auf Portugiesisch. Entstanden ist ein zart-melancholisches, lebensbejahendes Werk, das sich zwischen Jazz, Folk und brasilianischer Musik bewegt.
Das zentrale Thema: das Ankommen – in der Musik, im Leben, bei sich selbst. "When You Know You Know" erzählt von Einschlaflosigkeit, Rückzug ins Kindsein, der Kraft von Freundschaft, Verlust und dem Wunsch nach innerem Gleichgewicht. Es sind intime Miniaturen mit offenen Enden, geschrieben auf dem Sofa, eingespielt mit engen Vertrauten: Trischlers Trio mit Max Jensen (Drums) und ihrem Lebenspartner Ulf Kleiner (Rhodes, Piano, Produktion) steht im Zentrum, dazu kommen Gäste wie Hans Höhn, Ali Neander oder Celia Fonseca.
Zwei Songs mit Streicherquartett wurden im Probensaal des Mainzer Staatsorchesters aufgenommen – in einer Orchesterpause. Solche Do-it-yourself-Momente ziehen sich durch das Album, das sich entsprechend unmittelbar anfühlt: Musik, die mit einfachen Mitteln große Räume öffnet. Trischler komponiert ohne Pathos, aber mit Tiefe, sie singt mit Empathie statt Effekt – und lässt ihre Songs atmen.
Das Album ist ein Stück gelebter Unabhängigkeit, inhaltlich wie klanglich. Eine selbstproduzierte Arbeit mit handverlesenen Menschen, die das Persönliche zum Universellen hebt – poetisch, klangwarm und aufrichtig. Caro Trischler hat ihren Ton gefunden.
"When You Know You Know" von Caro Trischler ist am 2. Mai 2025 bei Klangraum Records erschienen.
Außerdem in dieser Sendung:
- Auftakt zum Moers-Festival (6. bis 9. Juni): Spinifex wachsen zum Nontett, Charlotte Keeffe eröffnet die neue Kooperation "XN" mit dem Huddersfield Contemporary Music Festival
- Dialog in dialogarmen Zeiten: das katalanisch-japanisch-amerikanische Eva Novoa Trio – 13 Jahre nach seinem Debüt ("Volume 2", 577 Records)
- Ein Schweizer in den USA: das reife Bandleader-Debüt des Schlagzeugers Samir Boehringer und seines Quartetts Sazzerac ("Olympia", 577 Records)
- Zwischen Melancholie und Modernität: Brüssels Schlagzeuger Daniel Jonkers mit Whispering Trees, seinem zweiten Ensemble nach dem Septett Aligaga ("Whispering Trees", Télès Jazz)
Markus Will