Was klingt wie direkt aus Louisiana importiert, stammt aus Mittelfranken: John Q Irritated, ein Trio aus Gitarre, Drums und Sousaphon, verwandelt Erinnerungen an Second Lines, Jazz Funerals und schwitzige Clubnächte in Songs mit eigener Handschrift. Bandgründer Dirk Hess hat in New Orleans gelebt, gearbeitet und gespielt – unter anderem in der legendären Preservation Hall – und bringt diese musikalische Sozialisation nun mit wertschätzendem Ernst und ein wenig Selbstironie zurück nach Deutschland.
"Must Have Been Great" ist das dritte Album von John Q Irritated und atmet so viel Groove, Selbstbewusstsein und musikalische Erfahrung wie kaum ein Werk in der aktuellen deutschsprachigen Szene. Hess greift dabei nicht auf nostalgisches Imitat zurück, sondern setzt auf Eigenkompositionen mit Wurzeln im Swamp-Funk, Singer-Songwriter-Storytelling und südlichstem Brass-Gefühl. Unterstützt von Tobi Zillner (Sousaphon) und Matthias Rosenbauer (Drums) entsteht ein dichtes Klangbild, das zwischen Garagen-Charme, Straßenmusik-Energie und wohlgesetztem Songwriting changiert.
Wer sich durch die Songs hört, findet Spuren von Dr. John, The Meters oder Rebirth Brass Band – aber auch von Folk, Punk und Alternative. Und gerade in dieser Mischung liegt der Reiz: John Q Irritated versuchen sich gar nicht erst am Nachahmertum, sondern schaffen einen eigenständigen Hybrid aus transatlantischer Prägung und fränkischem Freiheitsdrang. Oder wie Dirk Hess es sagt: "Du musst die Musik leben, nicht nachspielen."
"Must Have Been Great" von John Q Irritated ist am 23. Mai 2025 bei Rosenau Records erschienen.
Außerdem in dieser Sendung:
- Jeroen Van Herzeele & Stéphane Galland: Elektrisierter Brüsseler Jazz-Underground ("Songshan", Buzz)
- Nina Feldgrill: Porträt einer kommenden Bassstimme ("Nina Feldgrill", Quinton Records)
- David Murray Quartet: Vogel-Magie aus dem Van Gelder Studio ("Birdly Serenade", Impulse!)
- Silent Explosion Orchestra: van Gogh und Picasso im Groove-Himmel ("Paintings of an Exhibition", Jazzsick Records)
- Stefanie Schlesinger & Wolfgang Lackerschmid: Poesie trifft Vibraphon ("Sharing Secrets", Dot Time Records)
- Laura & Luzius Schuler: Kristalliner Ambient aus den Alpen mit akustischen Instrumenten ("Mandà in Lunga", Ronin Rhythm Productions)
- Uschi Brüning: Die Stimme einer Ära – Auszeichnung mit dem Deutschen Jazzpreis für ihr Lebenswerk – Verleihung am 13. Juni 2025, Tickets beim Veranstalter
Markus Will