Zé Ibarra gehört zu den spannendsten Künstlern der brasilianischen Gegenwart. Seit dem Erfolg seiner Band Bala Desejo und der gefeierten Tournee mit Milton Nascimento gilt seine Stimme als eine der markantesten dieser neuen Szene - geschmeidig, hochregisterstark, voller Ausdruck. Nun zeigt Ibarra mit "Afim", seinem zweiten Album, dass er auch als Solist einen größeren eigenen künstlerischen Kosmos ausfüllt.
Acht Stücke umfasst das neue Album - drei sind Eigenkompositionen, andere Interpretationen wie Sophia Chablaus "Segredo" und Maria Beraldos "Da Menor Importância". Klanglich schlägt Ibarra einen weiten Bogen: zwischen kammermusikalischer Intimität, cineastischer Opulenz und Momenten, die an feingliedrigen Progressive Rock erinnern. Die Streicher sind kunstvoll gesetzt, oft auskomponiert wie im Film. Daneben steht das kleine akustische Ensemble mit Gitarre, Schlagzeug, analogen Keyboards. Als Co-Produzent ist Lucas Nunes dabei, ein Mitstreiter aus Bala Desejo.
In einem begleitenden Text schreibt Zé Ibarra, er habe Seiten von sich zeigen wollen, die auf dem ersten Album keinen Platz gefunden hätten: eine gewisse Düsternis, eine Neigung zum Theatralischen, aber auch eine neue Freiheit im Umgang mit der Stimme. "Afim" ist kein extrovertiertes Album - es ist tastend, von innen her erzählt, mit starkem Formwillen. Ein Meisterwerk aus Brasilien.
"Afim" von Zé Ibarra ist am 5. Juni auf Mr Bongo erschienen.
Außerdem in dieser Sendung
- Nate Mercereau, Josh Johnson, Carlos Niño: Die mit den Bergen und Habichten träumen ("Openness Trio", Blue Note)
- Skinny Hightower & Tyler Gauldin: Jazz-Funk-Fusion mit dynamischer Improvisation ("Analog Theory", CastOver Records)
- 40 Jahre Italian Library Music: Perkussive Exotica, kuratiert von Gabriele Poso ("Ritmo Italiano - Unspoken Sounds of Italian Tamburo", Mr Bongo)
- Neuheiten von Reinel Bakole, Babon und Charles Webster/Emamkay/Bokang Rematlapeng
Maaru Will