Jazztime: Anker im Asphalt - Glass Museum

Urbaner Jazz bohrt durch elektronische Sedimente und Rap-Lava. Das Brüsseler Trio Glass Museum verwandelt auf "4n4log City" die Stadt zur Klangmaschine - wuchtig, gebrochen und voller Überraschungen.

Antoine Flipo, Martin Grégoire und Issam Labbene sind Glass Museum
Antoine Flipo, Martin Grégoire und Issam Labbene sind Glass Museum (Bild: Barth Decobecq)

Es ist ein Gebilde zwischen Monumentalität und Zerbrechlichkeit: Antoine Flipo (Piano) und Martin Grégoire (Schlagzeug) verfolgen seit 2016 die Idee, klangliche Weite mit Landschaften zu verknüpfen. Mit Bassist Issam Labbene haben sie sich zum Trio erweitert und verknüpfen nun klangliche Wucht zu urbaner Dichte. "4n4log City" rückt die Stadt ins Zentrum: das Pulsieren unter Asphalt, mechanische Rhythmen und Straßenrhetorik werden in hypnotische Patterns, orchestrale Schichtungen und elektronische Texturen übersetzt.

"Anchor" arbeitet mit massiger Energie, "Gate 1" öffnet sich als krautrock-getriebener Motor und mit "Van Glas" wird die Brücke zu flämischem Hip-Hop geschlagen - eine Zusammenarbeit mit dem Rapper Jazz Brak, das Straßensprache und elektronische Mathematik verbindet. Glass Museum lassen auf "4n4log City" Jazz, Elektronik und urbanen Druck zu einer eigenständigen Stadtmusik verschmelzen. Ihr Sound ist mehr als Jazz: Sie verbinden die Energie einer Live-Band mit der Kontrastschärfe elektronischer Texturen.

"4n4log City" von Glass Museum ist am 19. September bei Sdban Ultra erschienen.

Außerdem in dieser Sendung

  • Filippo Bianchini Quartet: Lyrischer Modern Jazz mit europäischer Klangfeinheit ("Mood Indigo", September)
  • Le Grand Partir: Kompromissloses Debüt an der Schnittstelle von Post-Rock, freier Improvisation und alternativem Jazz ("Super Star", Bêtes Records)
  • Björn Lücker Berlin Ensemble: Ein "Traum"-Quintett zwischen Swing, Avantgarde und freiem Spiel ("Tea for Five", Unit Records)
  • Milan Verbist Trio: Junge, reife Pianostimme aus Antwerpen, die Free-Jazz-Impulse in sensible Crossover-Stücke überführt ("Time Change", Origin Records)
  • Kassa Overall: Rap-Klassiker durch die Jazz-Brille neu gedacht - Hip-Hop und Jazz in frischer Synthese ("Cream", Warp Records)
  • Johan Dupont Trio: From Liège with lyricism - energetische Dynamik, live in St. Vith am 26. September - in Kooperation mit Jazz à Verviers und BRF1

Maaru Will