Im Finnischen heißt "neljä" schlicht: vier. Für das Brüsseler Quartett Nelja ist dieser Name Programm - vier Stimmen, vier Persönlichkeiten, ein eng verwobener Ensembleklang. Mit ihrem Debütalbum "Emerald Forests" präsentieren die Sänger:innen Floor Denil (Sopran), Muriel Urquidi (Alt), Leander Moens (Tenor) und Jonas Veirman (Bass) ein faszinierendes Panorama moderner Vokaljazzkunst.
Das Ensemble hat sich 2022 gegründet und innerhalb kurzer Zeit zu einer der spannendsten Formationen der jungen belgischen Jazzszene entwickelt. Ihr Markenzeichen ist die kunstvolle Verschmelzung individueller Timbres zu einem gemeinsamen Klangraum. Inspiriert von Manhattan Transfer, The Real Group und den New York Voices entwickeln Nelja dennoch einen eigenständigen Zugriff: enge Harmonien, instrumentale Stimmführung und ein unangestrengtes Spiel mit Jazz-Traditionen.
"Emerald Forests" vereint anspruchsvolle Arrangements von Jazzstandards und Popstücken. Gerry Mulligans "Line for Lyons" erscheint in vokaler Cool-Jazz-Präzision, während "Au Cinéma" der britischen Soulkünstlerin Lianne La Havas in ein fein gesponnenes Geflecht aus Jazzharmonien und subtiler Groove-Verlagerung verwandelt wird. Die Stimmen fungieren dabei nicht nur als Textträger, sondern auch als Instrumente - Saxofonlinien, Bassfiguren und Perkussionsimpulse entstehen allein aus dem Atem der vier Sänger:innen.
Das Ergebnis ist ein Debüt, das gleichermaßen verblüfft und beglückt: kammermusikalisch präzise, jazzig durchlässig und mit spürbarer Freude am gemeinsamen Musizieren. "Emerald Forests" eröffnet den Genres Acapella und Vokaljazz neue Räume.
"Emerald Forests" von Nelja ist am 3. Oktober im Selbstverlag erschienen.
Außerdem in dieser Sendung
- Johnathan Blake: Chronist afroamerikanischer Gegenwart in der Tradition von Max Roach - eine politische Jazzsuite ("My Life Matters", Blue Note)
- Dear Uncle Lennie: Instrumentale Miniaturen erzählen Familiengeschichten ohne Worte - zwischen Folk, Jazz und imaginärem Soundtrack ("Sister Juniper", Budapest Music Center)
- Lori Williams: US-Vokalistin mit österreichischem Kollektiv ("Here We Are", Double Moon Records)
- Henry Threadgill: Die 81-jährige Legende entfacht ein wildes Saitenorchester - komplex und radikal eigen ("Listen Ship", Pi Recordings)
- Matthew Putman, Hill Greene, Francisco Mela: Existenzielle Avantgarde aus Brooklyn ("Believe That Was Me", 577 Records)
- Neuigkeiten von Chris Bangs & Mick Talbot und Federation of the Disco Pimp
Maaru Will