Der erste Eindruck dieses Debüts ist ein Raum, der sich öffnet. Suumoi – das sind Stan Maris, Leonard Steigerwald und Daniel Jonkers – arbeiten mit Akkordeon, Klavier und Schlagzeug, aber ihre Musik löst sich schnell vom erwartbaren Klang dieser Besetzung. Die drei bauen Luftpolster zwischen ihre Stimmen, lassen Linien umeinander kreisen und entfalten eine Transparenz, die man eher aus frei atmenden nordischen Produktionen kennt. Doch aus Brüssel kommt hier kein Imitat, sondern eine Formation, die aus Verwandtschaften ihre eigene Farbskala mischt.
Entstanden ist dieses Projekt im Zinnema Studio, einem Ort, an dem Experimente willkommen sind, entsprechend prägt Erwartungsoffenheit das Album: ruhige Passagen, in denen das Akkordeon wie ein schimmernder Schleier im Raum steht, treffen auf rhythmische Vorstöße, die das Trio nach vorn treiben. Übergänge wirken nie abrupt; die Stücke scheinen ihren Puls selbst zu suchen und legen dabei immer wieder neue Schichten frei – ein Wechselspiel dreier Persönlichkeiten, die im Moment komponieren. Maris und Steigerwald verweben ihre Harmonien, klingen kurzzeitig wie eine einzige Stimme, während Jonkers sie mit präzisen Akzenten rahmt oder ins Tänzelnde kippt. Immer wieder schimmert ein Tonfall durch, der an belgische Klangpoeten erinnert – ein Anknüpfungspunkt in einer Stadt, die improvisierte Musik seit Jahrzehnten formt. Suumoi führen dieses Erbe mit neugierigem Blick fort.
"Sumooi" von Sumooi ist erschienen am 14. November 2025 auf Off.
Außerdem in dieser Sendung:
- Adia Vanheerentals: Klangforschung im Dialog mit Orten ("Taking Place", Relative Pitch Records)
- Théo Zipper: Zeremonielle Gitarrenschichtungen ("Rituals", Théo Zipper)
- Open Sky Unit: Funk-Jazz-Legende aus dem Lütticher Archiv ("Open Sky Unit", Sdban)
- Scandinavian Art Ensemble feat. Tomasz Stańko: Nordische Räume für eine schmerzlich lyrische Trompete ("The Copenhagen Session Vol. 2", April Records)
- Ulysse Loup: Maritime Erzählbühne für Large Ensemble ("0°W", Unit Records)
- Leandro Cardenas: Sextett-Freiform mit Bassklarinette und afro-kubanischer Grundierung ("Against the Jazz Police", 577 Records)
- Charlotte Pelgen: Moderner Kammer-Swing mit warmer Natürlichkeit ("Would You Look At That", Timezone)
- Zum Tode von Jards Macalé: Ein Unruhestifter und Erneuerer der MPB (Tipp: "Jards Macalé", Universal Music Brasil; Vinyl: Week-End Records)
Maaru Will