Der Finne Jimi Tenor hat im März dieses Jahres mit seiner neuen Band in einem finnischen und einem Hamburger Studio letzte Schliffe an seinem neuesten Material vorgenommen – jetzt ist es erschienen: "Selenites, Selenites!", ein Werk, das so vielfältig klingt wie Tenors persönliche Geschichte. Wer ihn kennt aus den 90ern (Lounge-Jazz, Acid Techno, Sähko Records), weiß, dass er Genregrenzen sehr gern ignoriert. Diesmal verbindet er den brüchigen Charme alter Clubnächte mit dem pulsierenden Groove afro-atlantischer Musik und einer Band, die Tanzlust und musikalische Rückbesinnung vereint.
Die neue Besetzung der Jimi Tenor Band – mit Heikki Tuhkanen, Lauri Kallio, Eeti Nieminen und Ekow Alabi Savage – wurde in der Pandemie geboren: Küche statt Studio, Stimmen statt Maschinen, Improvisation statt Konzept. Genau dieses Zuhause-Gefühl hört man jedem Song an. Die Stücke entstanden, während Tenor und seine Mitspieler zwischen A-cappella-Sessions in der Heimküche und analogem Band-Tracking wechselten. Keine aufwändige Produktion, kein Overdubbing, sondern ungeschliffene Hooks und ein Band-Spirit, der mehr nach Live-Club als nach Studio-Album klingt.
Was "Selenites, Selenites!" besonders macht: Es ist keine Sammlung loser Songs, sondern ein kohärentes Ganzes. Zwischen Afrobeat-Licks, jazziger Gelassenheit und Soul-Fragmenten entstehen Songs wie "Some Kind Of Good Thing" – funky, schwebend, fast berauschend – oder "Alice In Kumasi", die mit warmer Melodie und tänzelnden Rhythmen eine Brücke schlagen von Helsinki über Hamburg bis nach Ghana. Tenor zeigt ganz beiläufig, dass Grenzen im Kopf fallen. Sein neues Album versucht nicht, alles zu sein, sondern es öffnet einen Raum, der für sich lebt. Es ist ein Soundtrack für Nächte, Träume und Momente, in denen man loslässt, vereint im Tanz und in der Gemeinschaft.
"Selenites, Selenites!" von der Jimi Tenor Band ist erschienen am 28. November 2025 auf Bureau B.
Außerdem in dieser Sendung:
- Stéphane Galland, Lúcia Pires, Louise van den Heuvel: Rhythmische Kippfiguren ("Kanda", Challenge Records)
- Iiro Rantala, Kaisa Mäensivu, Morten Lund: Salon-Session im Château zwischen Himmel und Reben ("Trinity", ACT)
- Emma Rawicz: Londoner Clubenergie im Sextett ("Inkyra", ACT)
- Theo Croker & Sullivan Fortner: Zwei Vertraute im freien Dialog ("Play", ACT)
- Christoph Stiefel: Stille und Holz – Klangkörper in Klangräumen ("Solo Piano: To The Source", nwog records)
- Dhafer Youssef: Biografie in feinen Tönen ("Shiraz", ACT)
- Sessa: Skizzen eines veränderten Alltags als junger Papa ("Pequena Vertigem de Amor", Mexican Summer)
Maaru Will