Jazztime: Mit Brüsseler Wassern gewaschen - The Jazz Station Big Band

Ein Klanglabor zieht Bilanz: Mit "Urban Waters" präsentiert The Jazz Station Big Band ein Repertoire, das fast zwei Jahrzehnte kollektiver Arbeit hörbar macht - präzise, flexibel, zutiefst eigen.

The Jazz Station Big Band
The Jazz Station Big Band (Bild: JSBB)

Kaum eine europäische Big Band verfügt über ein ähnliches Arbeitsmodell wie die Jazz Station Big Band. Seit 2006 spielt und probt das Ensemble monatlich in seinem Brüsseler Hausclub - eine seltene Kontinuität, die aus der Formation weit mehr macht als ein resident orchestra. Hier arbeitet ein Labor, in dem neue Partituren im unmittelbaren Austausch mit dem Publikum wachsen. Diese Praxis prägt auch "Urban Waters", das neue Album, das am Abend des 4. Dezembers in der Jazz Station seine Release-Feier hatte: eine Werkschau der eigenen Handschrift und Reife.

Die Big Band arbeitet seit Jahren mit einer bewusst kompakteren Besetzung mit 14 Instrumentalist:innen: vier Saxofone, drei Trompeten, drei Posaunen, dazu eine Rhythmusgruppe, in der eine Gitarre das Klangfundament erweitert. Diese Konstellation schafft Räume: für fein gefächerte Satzführungen, für wendige Binnenarchitekturen und für Arrangements, die Tradition und zeitgenössische Energie nicht gegeneinander ausspielen müssen. Neun der elf Stücke stammen direkt aus dem Kreis der Musiker:innen, zwei Titel verankern das Programm in der Tradition: Wayne Shorters "Witch Hunt" eröffnet das Album als selbstbewusster Referenzpunkt, Eve Beuvens’ "Father’s Day" verbindet die JSBB mit der aktuellen belgischen Szene. Dazwischen entfaltet sich ein Repertoire, das die stilistische Breite des Ensembles abbildet: klare Linien, dynamische Formen, ein homogener Ensembleklang, der von der langjährigen Zusammenarbeit getragen wird.

"Urban Waters" zeigt ein Kollektiv, dessen Sound inzwischen sofort erkennbar ist - nicht zuletzt aufgrund der präzisen Arbeit der hauseigenen Arrangeure, die für jene elegante Mischung aus Leichtigkeit und Tiefenschärfe stehen, die in Brüssel längst als Markenzeichen gilt.

"Urban Waters" von The Jazz Station Big Band ist erschienen am 4. Dezember auf Step By Records.

"Urban Waters" von The Jazz Station Big Band
"Urban Waters" von The Jazz Station Big Band (Bild: JSBB)

Außerdem in dieser Sendung

  • Olivier Chavet Quintet: Klangstudien über die Verbundenheit mit unseren Grundlagen - live in St. Vith am 13. Dezember (Infos beim Veranstalter)
  • SLR5: Sal La Roccas Quintettmusik mit sanftem karibischen Flackern ("Consenso", Pavane Records)
  • 65 Jahre Max Roachs politisches Statement in fünf rauen Hieben ("We Insist! - Freedom Now Suite", Candid Records)
  • Zum 105. Geburtstag von Dave Brubeck: Reisebilder in gedehnten Linien ("Jazz Impressions of Eurasia", Legacy)

Maaru Will

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