"Anna Bolena" ist nicht die gerade bekannteste und meistgespielte Oper Donizettis. Dabei bedeutete sie für den damals 33-jährigen Gaetano Donizetti den internationalen Durchbruch. Warum "Anna Bolena" im Vergleich zu "Somnabula" oder "Lucia di Lammermoor" eher selten gegeben wird, darüber sprach Hans Reul mit Stefano Mazzonis, der die Oper inszeniert.
Es ist eine Coproduktion der Königlichen Oper der Wallonie mit der Oper Lausanne, der Oper Bilbao und der Königlichen Oper in Muscat (Oman). Als Anna Bolena wird ein Star der internationalen Opernszene zu sehen sein: Olga Peretyatko. Premiere ist in Lüttich am Dienstag, 9. April. Bis zum 20. April wird "Anna Bolena" fünf Mal gegeben.
"Grande-Duchesse de Gerolstein" im Theater Aachen
Während es in Lüttich in den nächsten Wochen hochdramatisch zugeht, darf im Theater Aachen seit vorigen Sonntag dank einer vorzüglich gelungenen Offenbach-Operette geschmunzelt und gelacht werden. Dem Theater Aachen ist mit Offenbachs "La Grande Duchesse de Gerolstein" ein Coup geglückt. So macht Operette wirklich Spaß. Regie wie musikalische Umsetzung überzeugen auf der ganzen Linie. Dies ist auch das Verdienst des jungen Dirigenten Jori Klomp, der 1991 in Malmedy geboren wurde und in Ostbelgien bestens bekannt ist.
Regisseur Juan Anton Rechi, dem nicht jede seiner bisherigen Inszenierungen in Aachen gelungen ist, gibt in dieser Produktion dem Affen Zucker, er lässt die total abstruse Geschichte um die liebestolle Großherzogin von Gerolstein mit Witz und gut gemachtem Klamauk über die Bühne fegen.
Jacques Offenbach nimmt hier seine Lieblingsopfer auf die Schippe: das Militär und den Adel. Rechi versucht erst gar nicht daraus eine aktualisierte gesellschaftskritische Satire zu machen, sondern stellt die unmittelbar zündende Komik in den Mittelpunkt seiner Produktion. Da ihm ein unvergleichlich spielfreudiges Ensemble zur Verfügung steht, wird diese Operette zu einem köstlich unterhaltsamen Abend.
Allen voran ist Irina Popova zu loben. Sie ist seit vielen Jahren Ensemblemitglied in Aachen, und meist für die seriösen Sopranpartien zuständig. Hier kann sie mit rollenden Augen und urkomischer Gestik sowie ebenso perfekt geführter Stimme die Grande-Duchesse spielen und singen. Diese ist ja bei ihrer Suche nach Amüsement und Abwechslung auch auf Männerfang und verliebt sich in den Soldaten Fritz, den sie kurzerhand zum General befördert. Nur, Fritz ist in seine Wanda verliebt und die wird er letztendlich auch ehelichen, und die Großherzogin begnügt sich mit dem eher langweiligen Prinz Paul.
Patricio Arroyo zeigt als Soldat Fritz wieder einmal sein schauspielerisches Potenzial. Er tanzt und springt wie ein Irrwisch über die Bühne und versteht es dabei auch mit feinem Tenor zu glänzen. Als seine liebste Wanda ist Suzanne Jerosme überzeugend wie stets. Jede Rolle ist wirklich typengerecht besetzt. Besondere Erwähnung verdient Takahiro Namiki als Adjudant Nepomuk der Großherzogin. Über die stimmlichen Qualitäten des jungen Japaners kann man nach diesem Abend nur wenig sagen, dafür ist die geforderte Gesangsleistung einfach zu klein, aber der Mann ist ein schauspielerisches Naturtalent. Er setzt Mimik und Gestik so punktgenau ein, dass er die Lacher auf seiner Seite hat.
Dass diese Offenbach-Operette ein solcher Erfolg ist, verdankt sie auch der musikalischen Leitung von Jori Klomp. Der 27-jährige in Malmedy geborene und in Ostbelgien bestens bekannte Dirigent gibt einen Einstand nach Maß im Orchestergraben. Jori Klomp ist seit September Chordirektor im Theater Aachen und dass er jetzt schon die gesamte musikalische Verantwortung für eine Produktion trägt, ist bemerkenswert. Jori Klomp wird dem mehr als gerecht: Er führt Orchester, Chor und Ensemble sicher und mit Verve durch den Abend und lässt Offenbachs Musik zu einem wahren Vergnügen werden. So macht Operette Spaß!
Bis Ende Juni steht das Werk noch zehn Mal auf dem Programm des Theaters Aachen.
Ouvertüre zu „Orpheus in der Unterwelt“
(J.Offenbach)
Berliner Philharmoniker
DGG
Al dolce guidami castel natio (Führe mich zu dem Schloß) Akt II aus „Anna Bolena“
(G.Donizetti)
Maria Callas
Philharmonia Orchestra
Ltg. Nicola Rescigno
EMI CLASSICS
Qui la voce sua soave – Ah! Rendetemi la speme – Akt II aus „I puritani“
(V.Bellini)
Angela Gheorghiu, Sopran
London Symphony Orchestra
Ltg. Evelino Pido
EMI CLASSICS
Portez armes! / Vous aimez le danger … Ah, que j‘aime les militaire aus „La Grande-Duchesse de Gérolstein“
(J.Offenbach)
Anne Sofie von Otter, La Grande-Duchesse
Choeur des Musiciens du Louvre
Les Musiciens du Louvre (Grenoble)
Ltg. Marc Minkowski
DGG
Ah! c‘est un fameux régiment aus „La Grande-Duchesse de Gérolstein“
(J.Offenbach)
Anne Sofie von Otter, La Grande-Duchesse
Gilles Ragon, Fritz
Choeur des Musiciens du Louvre
Les Musiciens du Louvre (Grenoble)
Ltg. Marc Minkowski
DGG
Qui, Général, quelqu‘un vous aime … Dites-lui qu‘on l‘a remarqué aus „La Grande-Duchesse de Gérolstein“
(J.Offenbach)
Anne Sofie von Otter, La Grande-Duchesse
Gilles Ragon, Fritz
Les Musiciens du Louvre (Grenoble)
Ltg. Marc Minkowski
DGG
Allegro maestoso aus „Concerto Militaire“
(J.Offenbach)
Edgar Moreau, Cello
Les Forces Majeurs
Ltg. Raphael Merlin
ERATO
Hans Reul