Wann der Name "Zweite Wiener Schule"“ auftauchte, lässt sich nicht mehr genau bestimmen, sicher ist aber, dass er von den Komponisten selbst ins Spiel gebracht wurde.
Die Werke der Zweiten Wiener Schule sind geprägt von Atonalität und der Zwölftontechnik (Dodekaphonik). Es ist die Zeit des Umbruchs, der Abkehr von der Romantik in den Jahren 1904 bis 1921. Im Sinne Schönbergs ist die Atonalität die Weiterentwicklung der tonalen Sprache, also keine oppositionelle Abkehr. Es ist eine Art Befreiung von der jahrhundertelang festgelegten Beziehung zu einer Grundtonalität, ein Weg in die Freiheit, und dies bei einer doch immer wieder selbst auferlegten Strenge.
Mit dem Vermeiden eines tonalen Zentrums erhalten alle Töne und alle Intervalle einen gleichwertigen Charakter. Alle zwölf Töne sind gleich bedeutend, daher die Bezeichnung "Dodekaphonik".
Arnold Schönberg (1874-1951) war der Lehrer der Zweiten Wiener Schule. Seine frühen Werke sind noch sehr stark postromantisch geprägt: Verklärte Nacht (1899), Pelleas und Melisande (1904) und die Gurre-Lieder (1901-1911). Dieses Werk ist in Inhalt, Form und Besetzung (Chor von 600 Sängern, 150 Musiker, davon 80 Streicher) stark an Gustav Mahler angelehnt.
Parallel dazu entwickelt er eine neue Musik, die atonale Musik. So wird die Uraufführung seiner ersten Kammersinfonie 1906 zu einem von Tumulten begleiteten Skandal. Weitere wichtige Werke sind die Drei Klavierstücke (1909), "Pierrot Lunaire" (1911), das Opernfragment "Moses und Aaron" (1924-1932) und "Ein Überlebender aus Warschau" (1947). Schönberg hatte Wien 1933 verlassen müssen und ließ sich in den USA nieder. Er starb 1951 in Los Angeles.
Alban Berg (1885-1935) war der Lyriker und Dramatiker der Zweiten Wiener Schule. Er war ebenso literarisch wie musikalisch begabt. Auch er begann mit spätromantischen Kompositionen, wurde schon 1904 Schüler Schönbergs und wandte sich der atonalen Sprache zu. Mit "Wozzeck" (1921) und "Lulu" (1935 unvollendet hinterlassen) komponierte er zwei der wichtigsten Opern des 20. Jahrhunderts. 1935 entstand sein nicht weniger bedeutendes Violinkonzert.
Anton Webern (1883-1945) wird zum konsequentesten und radikalsten Verfechter der neuen Tonsprache. Sein Credo war: alles Unwesentliche oder Überflüssige wegzulassen. So schuf er teils sehr kurze, ungemein dichte Stücke. Webern wurde zum Vorbild der nachfolgenden Komponistengeneration mit Pierre Boulez, Karlheinz Stockhausen und Henri Pousseur.
III. Zart bewegt aus 6 Stücke für Orchester Op. 6
(A.Webern)
Berliner Philharmoniker
Ltg. James Levine
DGG
Grave aus „Verklärte Nacht Op. 4“ nach dem Gedicht von Richard Dehmel
(A.Schoenberg)
Philharmonia Orchestra
Ltg. Giuseppe Sinopoli
DGG
Seht die Sonne! Aus „Gurrelieder“
(A.Schoenberg)
Rundfunkchor Berline / MDR Rundfunkchor Leizpig / Ernst Senff Chor Berlin
Berliner Philharmoniker
Ltg. Sir Simon Rattle
EMI CLASSICS
5. Walzer aus „Fünf Klavierstücke“ Op. 23
(A.Schoenberg)
Gianluca Cascioli, Klavier
DGG
1. Mondestrunken – 1. Teil aus „Pierrot Lunaire“
(A.Schoenberg)
Christine Schäfer
Pierre Boulez
DGG
Ein Überlebender aus Warschau Op. 46
(A.Schoenberg)
Gottfired Hornik, Erzähler
Männerchor der Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor
Wiener Philharmoniker
Ltg. Claudio Abbado
DGG
I. Präludium. Langsam aus „Drie Orchesterstücke Op. 6“
(A.Berg)
Anne Sofie von Otter, Mezzosopran
Wiener Philharmoniker
Ltg. Claudio Abbado
DGG
„Langsam Wozzeck, langsam!“ - Szene 1 – Erster Akt aus „Wozzeck“
(A.Berg)
Bo Skovhus, Wozzeck
Chris Merritt, Hauptmann
Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Ltg. Ingo Metzmacher
EMI CLASSICS
Lied der Lulu – 2. Akt – Erste Szene aus „Lulu“
(A.Berg)
Teresa Stratas, Lulu
Franz Mazura, Dr. Schön
Hanna Schwarz, Gymnasiast
Kenneth Riegel, Alwa
Yvonne Minton, Gräfin Geschwitz
Orchestre de l‘Opéra de Paris
Ltg. Pierre Boulez
DGG
1. Andante – Allegretto aus dem „Violinkonzert“
(A.Berg)
Anne-Sophie Mutter, Violine
Chicago Symphony Orchestra
Ltg. James Levine
DGG
Langsam, mit bewegtem Ausdruck aus „Langsamer Satz für Streichquartett“
(A.Webern)
Emerson String Quartet
DGG
I. Mässig / II. Leicht bewegt aus „Sechs Bagatellen für Streichquartett Op. 9“
(A.Webern)
Emerson String Quartet
DGG
Hans Reul