Zu den bedeutendsten Vertretern der sogenannten "Zeitgenössischen Musik" zählt der Franzose Olivier Messiaen (1908-1992). Er war 1936 Mitbegründer der Gruppe "La Jeune France". Spiritualität prägt viele seiner Werke. Während 61 Jahre war er Organist an der Ste-Trinité-Kirche in Paris. So komponierte er ein umfangreiches Orgelwerk.
Die Ausgangspunkte seines Schaffens waren vielseitig: Strawinsky und Debussy waren seine Vorbilder, Indische Musik mit ihren langsam sich entwickelnden Rhythmen, Zahlenmystik und vor allem der Gesang der Vögel. Dies zeigt sich in großen Orchesterwerken wie der "Turangalila"-Symphonie, "Réveil des oiseaux", "Des canyons aux étoiles". Er schuf auch zahlreiche Werke für Klavier und Kammermusik. Hier ragt sein "Quatuor pour la fin du temps" heraus.
Messiaen war einer der Väter der Seriellen Musik, die eine Weiterentwicklung der Zwölftontechnik ist. Hier ist nicht nur die Tonhöhenfolge "seriell" gebaut, sondern auch die Parameter Tondauer, Lautstärke und Klangfarbe.
Messiaen wurde zum Vorbild der nachfolgenden Generationen. Sein wichtigster Schüler war Pierre Boulez (1925-2016), der nicht nur Komponist sondern auch ein international erfolgreicher Dirigent war. In seinen Kompositionen verband Boulez die Traditionen des französischen Impressionismus mit Rationaltät. Er war sich selbst (und anderen) gegenüber stets sehr kritisch und schuf immer wieder neue Fassungen seiner Werke, die dann einen neuen kompositorischen Entwicklungsprozess darstellten. Zu seinen wichtigsten Werken zählen "12 Notations", "Pli selon Pli", "Sur Incises".
Karlheinz Stockhausen (1928-2007) hat weit über 300 Werke geschaffen, die die Vielseitigkeit einer ganzen Epoche repräsentieren: durchstrukturierte serielle Werke, Intuitive Musik, Elektronik. Stockhausen war 1952 Gründer des Kölner Studios für Elektronische Musik. Seine Kompositionen aber auch seine exzentrische Selbstdarstellung machten ihn auch zu einer der innovativsten aber auch umstrittensten Persönlichkeiten der Musikwelt.
Weitere herausragende Komponisten dieser Generation waren der Belgier Henri Pousseur (1929-2009), der Italiener Luciano Berio (1925-2003), der Ungar György Ligeti (1923-2006). Ihre Werke prägten die Zeit von 1950 bis Ende der 1970er Jahre. Wegen der manchmal sehr komplexen und intellektuell enorm herausfordernden Tonsprache wandten sich viele von der Zeitgenössischen Musik ab. Aber jeder Bewegung folgt eine Gegenbewegung, auch in der Musik.
Um 1970 nimmt die Minimal Music einen breiteren Raum ein, vergleichbar mit der Minimal Art in der Malerei. Erste Komponisten dieser Gattung kommen aus den USA. Sie sind auf der Suche nach einer Tonsprache, die die Hörer direkt anspricht: melodiebetont, einfache Rhythmen und repetitiver Charakter zeichnen die Kompositionen aus. Die wichtigsten Vertreter sind Steve Reich, Philip Glass und John Adams. Auch in Europa findet die Minimal Music ihre Adepten. Dem estnischen Komponisten Arvo Pärt gelingt eine geniale Symbiose von Minimal-Music-Elementen mit tief empfundener Spiritualität. Was inhaltlich wieder zu Olivier Messiaen zurückführt.
I. Introduction – Modéré, un peu vif aus „Turangalila-Symphonie“
(O.Messiaen)
Yvonne Loriod, Klavier
Jeanne Loriod, Ondes Martenot
Orchestre de la Bastille
Ltg. Myung-Whun Chung
DGG
IV. Die Engel aus „Die Geburt des Herrn“
(O.Messiaen)
Olivier Latry an der Orgel von Notre-Dame de Paris
DGG
Bien modé‘é, en poudroiement harmonieux – I. Liturgie de cristal aus „Quartett auf das Ende der Zeit“
(O.Messiaen)
Gil Shaham, Violine
Paul Meyer, Klarinette
Jian Wang, Violoncello
Myung-Whun Chung, Klavier
DGG
VI. Die Vögel von Kariuzawa aus „Sieben Haiku Japanische Skizzen für Klavier und kleines Orchester
(O.Messiaen)
Joela Jones, Klavier
The Cleveland Orchestra
Ltg. Pierre Boulez
DGG
Le vierge, le vivace et le bel aujourd‘hui - Improvisation sur Mallarmé I aus „Pli selon Pli
(P.Boulez)
Christine Schäfer, Sopran
Ensemble Intercontemporain
Ltg. Pierre Boulez
DGG
Spiel
(Stockhausen)
Symphonieorchester des SWF
Ltg. Karlheinz Stockhausen
DGG
Auszüge aus „Kontakte“
(Stockhausen)
Gottfried Koenig und Karlheinz Stockhausen
MODERN SILENCE
Auszug aus „Couleurs croisées“
(H.Pousseur)
Orchestre Philharmonique Royale de Liège
Ltg. Pierre Bartholomée
CYPRES
Atmosphères
(G.Ligeti)
Hollywood Bowl Orchestra
Ltg. John Mauceri
PHILIPS
Sequenza für Flöte
(L.Berio)
Sophie Cherrier, Flöte
DGG
Intermezzo con Fantasia for two pianos aus „Wasserklavier“
(L.Berio)
Katie & Marielle Labèque, Klavier
SONY CLASSICS
Movement IV aus der Symphonie Nr. 3
(P.Glass)
Stuttgart Chamber Orchestra
Ltg. Dennis Russell Davies
NONESUCH
Nunc dimittis
(A.Pärt)
Estonian Choir
Ltg. Sigvards Klava
ONDINE
Hans Reul