Für viele Komponisten war Beethoven der Gipfel der Sinfonik. Was sollte man nach der Neunten noch in diesem Genre anfügen? Auch für Johannes Brahms wurde Beethovens sinfonisches Werk zur Blockade. Franz Liszt und Richard Wagner ließen sehr schnell von der Sinfonik ab, um nur gar nicht in den Verdacht des "Konservatismus" zu geraten.
Der Druck auf den ohnehin sehr selbstkritischen Johannes Brahms muss enorm gewesen sein. Wem mit 20 Jahren schon der Ruf des Genies vorauseilt (als Genie bezeichnete Robert Schumann den jungen Brahms), der braucht seine Zeit, um mit seiner Ersten Sinfonie zufrieden zu sein und sie dem Publikum vorzustellen.
1854 (mit 21 Jahren) schreibt Brahms erste Skizzen zu einer Sinfonie, daraus sollte dann aber das Erste Klavierkonzert werden. 1858 wandte er sich wieder der Sinfonie zu, die Folge ist die Erste Orchesterserenade. Eine Sinfonie müsse ganz anders aussehen, schrieb er einem Freund.
1862 legte Brahms dann einen Entwurf vor, der Motive des späteren ersten Satzes enthält, allerdings noch ohne die langsame Einleitung. Zwölf lange Jahre verschwand dieses Projekt in der Schublade. Noch Anfang der 1870er Jahre schrieb Brahms an den Dirigenten Hermann Levi: "Ich werde nie eine Symphonie komponieren. Du hast keinen Begriff davon, wie es einem zu Mute ist, wenn er immer so einen Riesen (gemeint ist Beethoven) hinter sich marschieren hört."
1874 holt er das Projekt wieder aus der Versenkung heraus und zwei Jahre später liegt sie dann endlich vor: die Sinfonie Nr. 1 c-moll op. 68. Wir stellen das Werk in einer Aufnahme der Wiener Philharmoniker unter der Leitung von Leonard Bernstein vor.
1. Un poco sostenuto – Allegro aus der Symphonie Nr. 1 C-Moll Op. 68
(J.Brahms)
Wiener Phillharmoniker
Ltg. Leonard Bernstein
DGG
2. Andante sostenuto aus der Symphonie Nr. 1 C-Moll Op. 68
(J.Brahms)
Wiener Phillharmoniker
Ltg. Leonard Bernstein
DGG
3. Un poco allegretto e grazioso aus der Symphonie Nr. 1 C-Moll Op. 68
(J.Brahms)
Wiener Phillharmoniker
Ltg. Leonard Bernstein
DGG
4. Adagio – Allegro non troppo ma con brio aus der Symphonie Nr. 1 C-Moll Op. 68
(J.Brahms)
Wiener Phillharmoniker
Ltg. Leonard Bernstein
DGG
Hans Reul