Der Erfolg des "Boléro" war Ravel selbst nicht ganz geheuer, denn seiner Meinung nach war das Werk, in dem dasselbe Thema insgesamt 18 Mal wiederholt wird, nichts anders als ein Orchesterstück ohne Musik, ein einziges großes Crescendo. Andere Werke fand er selbst wesentlich besser gelungen, auch wenn sie zu seiner Zeit beim Publikum oft auf gemischte Reaktionen stießen. Musikkritiker lobten hingegen zum großen Teil Ravels Kompositionen, die die reichen Klangfarben eines Orchesters voll zur Geltung bringen.
Der nahe der spanischen Grenze geborene Ravel studierte Komposition in Paris bei Gabriel Fauré. Schon zu Studienzeiten war er ein musikalischer Quertreiber, der althergebrachte Normen in Frage stellte und neues ausprobierte. Das stieß bei den Verantwortlichen im konservativen Paris des ausgehenden 19. Jahrhunderts auf wenig Gegenliebe. So bewarb sich der junge und talentierte Ravel insgesamt fünfmal um den renommierten "Prix de Rome", wurde dabei aber jedes Mal von der Jury übergangen.
Ursprünglich hatte Ravel eine Pianisten-Karriere in Betracht gezogen, Musikalität und Sensibilität waren sicherlich zur Genüge vorhanden. Die technische Virtuosität war bei ihm jedoch nicht ganz so weit entwickelt, weshalb er sich für ein Kompositionsstudium entschied. Das Klavier blieb aber immer sein Lieblingsinstrument und viele seiner Orchesterstücke entstanden zunächst als Werke für Klavier solo, bevor er sie dann für das Sinfonieorchester instrumentierte.
Patrick Lemmens