Hector Berlioz war schon immer fasziniert von Goethes "Faust"-Stoff und wollte diese tiefsinnige Studie der menschlichen Psyche unbedingt in Musik umsetzen, am liebsten in der Form einer Oper. Das erwies sich aber als gar nicht so einfach, denn die vielen Realitätsebenen und bisweilen auch surrealen Szenen lassen sich nur schwierig auf einer Opernbühne treffend darstellen.
Deshalb hat Berlioz seine "Damnation de Faust" auch nie für eine szenische Darstellung vorgesehen, sondern als rein konzertant aufzuführendes Werk. Entstanden ist eine Mischung aus Oper und Chorsinfonie, deren Uraufführung 1846 in Paris stattfand und zu einem absoluten Misserfolg wurde. Das führte bei Berlioz zu hohen Schulden und einer ausgewachsenen Schaffenskrise.
Berlioz basiert "La Damnation de Faust" auf die französische Faust-Übersetzung von Gérard de Nerval Allerdings weicht er in einigen Szenen deutlich von Goethes Original ab. Beispielsweise wird Fausts Ritt in die Hölle musikalisch wesentlich umfangreicher ausgekleidet als bei Goethe, die erste Szene verlegt Berlioz willkürlich in die ungarische Puszta, nur um die heute bekannte "Marche hongroise" in dem Werk unterbringen zu können.
Patrick Lemmens