Igor Stravinsky hat Anfang des 20. Jahrhunderts eigenständig das Genre der Ballettmusik erneuert und wieder aufleben lassen. Drei große Ballettmusiken hat er für die "Ballets Russes" des Impresarios Sergei Diaghilew geschrieben - zunächst "Der Feuervogel" im Jahr 1910, dann "Petruschka" 1911 und im gleichen Jahr das bahnbrechende "Frühlingsopfer" - "Le Sacre du Printemps".
Die Idee zum "Sacre"" kam Stravinsky nach eigener Aussage mitten in der Arbeit zum "Feuervogel" - plötzlich überkam ihn eine Vision einer großen heidnischen Feier, bei der eine Jungfrau von den Stammesältesten ausgesucht und geopfert wird, um den Gott des Frühlings günstig zu stimmen. Diese Vision wurde dann zum Thema des neuen Balletts "Le Sacre du Printemps".
Sowohl im Thema als auch in der Form völlig anders ist da die geistliche "Psalmensinfonie" aus dem Jahr 1930, revidiert 1948. In drei Teilen vertont Stravinsky die Psalmen Nr. 38, 39 und 150. In diesem kontrastreichen Werk für Chor und Orchester - übrigens ohne Violinen und Bratschen, dafür aber mit zwei Klavieren - lässt Stravinsky die Zuhörer ganz deutlich die Nähe des himmlischen Paradieses spüren.
Patrick Lemmens