Geboren wurde Roger Norrington 1934 in Oxford, studiert hat er in Cambridge – englische Literatur und Geschichte, nebenbei Geige und Gesang. Seine Dirigentenausbildung erhielt er am Royal College of Music in London. Der Wunsch, Dirigent zu werden, entstand nach dem Besuch eines Gastkonzerts der Berliner Philharmoniker und ihres Dirigenten Wilhelm Furtwängler in England.
Während seines Studiums in Cambridge leitete Norrington schon Amateurchöre und bald darauf gründete er sein erstes Ensemble: den nach dem deutschen Frühbarock-Komponisten Heinrich Schütz benannten "Schütz Choir of London". Einige Jahre später folgte dann mit den "London Classical Players" ein Kammerorchester, dessen Musiker Norrington auf historischen Instrumenten spielen ließ, um einen möglichst originalen Klang zu erreichen.
Streitpunkt bei der Norringtons historischen Aufführungspraxis ist das Vibrato der Streicher, das der Brite als "unhistorisch" bezeichnet und für Musik des 18. und 19. Jahrhunderts kategorisch ablehnt. Laut Norrington wurde ein Vibrato bei Streichern erst ab den 1920er Jahren benutzt. Dementsprechend sollte es bei älteren Kompositionen auch heute nicht angewendet werden.
Patrick Lemmens