Wer an Camille Saint-Saëns und die Oper denkt, dem fällt gleich "Samson et Dalilah" ein. Zu Recht, denn diese Oper ist ein Meisterwerk und zählt zum großen Repertoire. Aber darüber vergisst man, dass Saint-Saëns auch weitere Beiträge in Sachen Musiktheater geschrieben hat. Seine erste Oper legte er mit 29 Jahren vor: "Le timbre d'argent". Seit rund 100 Jahren ist diese Oper nicht mehr gegeben worden. Jetzt fand in der Pariser Opéra Comique eine fünf Vorstellungen umfassende Aufführungsserie.
Dazu hatte das Pariser Opernhaus gemeinsam mit dem Palazzetto Bru Zane die besten Voraussetzungen geschaffen: ein großartig disponiertes Orchester (Les Siècles), ein ebenso engagierter Chor (Accentus), mit François-Xavier Roth einen echten Experten der französischen Romantik sowie ein Solistenensemble, das vor allem in den weiblichen Rollen allen Wünschen gerecht wurde: Hélène Guilmette als Hélène und Jodie Devos als Rosa. Die Regie lag in Händen von Guillaume Vincent, der es verstand die verschiedenen Aspekte des Werkes in ihrer Vielseitigkeit zu einem Ganzen zu vereinen.
Sicher spürt man, dass Saint-Saëns sich in diesem Jugendwerk noch sucht, dass er eine im positiven Sinne des Wortes Patchwork-Oper geschrieben hat, in der die komischen wie dramatischen Momente ihren Platz finden. Zudem kennt er keine Grenzen in der ausschweifenden Art einige Themen immer weiter führen zu wollen. Aber dies ist der einzige Vorwurf, den man Saint-Saëns machen könnte, manchmal wäre etwas weniger mehr gewesen.
Die Aufführungen in der Opéra Comique haben aber nochmals deutlich gemacht, wie wichtig die Arbeit des Palazzetto Bru Zane ist, die Musik der französischen Romantik einem breiten Publikum wieder zugänglich zu machen. So wird der Aufführungsreihe wohl bald eine CD-Produktion folgen.
Das Festival konnte auch mit weiteren Konzertabenden glänzen und begeistern. So wurde im Théâtre des Champs Élysées "La reine de Chypre" von Fromental Halévy in einer konzertanten Aufführung gegeben, Veronique Gens präsentierte bei einem Liederabend Entdeckungen und der Pianist Philippe Bianconi begeisterte im Théâtre des Bouffes du Nord mit einem dem Tanz gewidmeten Programm. So spielte er neben den "üblichen Verdächtigen" Saint-Saëns, Debussy oder Alkan auch Musik von Mel Bonis. Wir stellen ihre Barcarolle in der Klassikzeit vor.
Wir sprechen auch mit dem Dirigenten François Xavier Roth und der Sopranistin Jodie Devos, die nicht nur im "Le timbre d'argent" zu begeistern wusste, sondern auch eine CD mit einer imaginären Kammeroper unter dem Titel "Il était une fois..." veröffentlicht hat.
Weitere Informationen unter Bru-zane.com.
Ouvertüre zu „Le Timbre d'argent“
(C. Saint-Saëns)
Les Siècles
Accentus
Ltg. François-Xavier Roth
PALAZETTO BRU ZANE PROD.
Air de Cameleone aus „Le Timbre d'argent“
(C. Saint-Saëns)
Les Siècles
Accentus
Ltg. François-Xavier Roth
PALAZETTO BRU ZANE PROD.
Pas de l'abeille „Le Timbre d'argent“
(C. Saint-Saëns)
Les Siècles
Accentus
Ltg. François-Xavier Roth
PALAZETTO BRU ZANE PROD.
Ballet mariage „Le Timbre d'argent“
(C. Saint-Saëns)
Les Siècles
Accentus
Ltg. François-Xavier Roth
PALAZETTO BRU ZANE PROD.
Premier air de ballet – Akt Drei aus „Les Barbares“
(C. Saint-Saëns)
Choeur Lyriques et Orchestre Symphonique Saint-Etienne Loire
Ltg; Laurent Campellone
PALAZETTO BRU ZANE PROD.
Air d'Aurore: „Quelle force inconnue en ce jardin m'amène?“ aus „Dornröschen“
(C. Silver)
Jodie Devos, Sopran
Quatuor Giardini
ALPHA
Barcarolle
(M. Bonis)
Philippe Bianconi
PALAZETTO BRU ZANE PROD.
Valse Canaroiote
(C. Saint-Säens)
Philippe Bianconi
PALAZETTO BRU ZANE PROD.
Hans Reul - Bild: Marco Borggreve