In der umfangreichen Festivallandschaft hat sich das Festival in Salon de Provence einen hervorragenden Ruf erworben. Das liegt zum einen an den phantastischen Musikern, die Le Sage, Meyer und Pahud in jedem Jahr nach Salon einladen, zum anderen aber auch an dem einzigartigen Rahmen, den vor allem das Chateau de l'Emperi mit seinem Renaissancehof bietet.
Der von Arkaden umgebene Innenhof bietet rund 500 Besuchern Platz und das erfreuliche ist, dass die Akustik für Kammermusik ausgezeichnet ist. Dies ist bei manch anderem Open-Air-Konzert ja nicht unbedingt der Fall. Das einzige, was das Hörvergnügen ein wenig schmälern kann, ist der typische provenzalische Mistralwind. Aber der kann auch zu amüsanten Momenten führen. So geschehen beim Eröffnungskonzert des Festivals am 31. Juli. "Tout Mozart" wurde auf vorzügliche Art präsentiert, nur dass der der Mistral (oder um genau zu sein der Schirokko, der ja glücklicherweise warme Luft bereit hält), nicht nur die Notenblätter, trotz zahlreicher Wäscheklammern, sondern sogar Notenständer ins Wanken brachte. Mit elegantem Beinschwung konnte die Bratschistin Marie Chilemme den Notenständer ihrer Violinkollegin Maja Avramovic noch gerade vor dem Kippen retten, was Flötist Emmanuel Pahud auf humorvoll graziöse Art sogar in den Verlauf des Mozart-Flötenquartetts einbauen konnte.
Das zeichnet das Festival von Salon de Provence auch aus: eine gewisse Nonchalance, die sich nur die Größten erlauben können. Denn rein musikalisch wurden alle Konzerte den höchsten Ansprüchen gerecht.
Bei "Tout Mozart" konnten neben den drei Festivalgründern auch junge Musiker wie der ehemalige Preisträger des Königin-Elisabeth-Wettbewerbs, Henry Kramer, neben bekannten Werken des Salzburger Meisters auch mit Raritäten wie einem selten gespielten Quintettsatz für Klarinette, Fagott und Streichtrio aufwarten.
Ein echtes Kuriosum und wohl auch nur bei Festivals wie jenem in Salon möglich, war ein Konzert für Violine und Kontrabass. Vor allem Kontrabassist Olivier Thiery begeisterte mit Werken von Hans Werner Henze und Philippe Hersant. Zeitgenössische Musik kann so unterhaltend sein!
Ganz dem intimen Rahmen der Bach-Suiten angepasst ist die Kapelle der Abbaye de Sainte Croix auf den Höhen von Salon. Claudio Bohorquez, Professor für Cello an der Musikhochschule in Berlin, überzeugte mit einer engagierten Wiedergabe der C-Dur und G-Dur-Suiten. Übrigens, wie könnte an schöner und sinnvoller der Mittagshitze der Provence entgehen, als durch einen solchen Konzertbesuch.
Das Festival bot eine Woche (vom 31. Juli bis 8. August) insgesamt 21 Veranstaltungen, die Lust auf Entdeckungen machen. So trafen beim "Concerto Furioso" Brahms und Dvorak unter anderem auf eine Uraufführung für Marimba und Fagott von Alexandre Ouzanoff. Die Begegnung von Hits der Klassik und Neuentdeckungen, die Begegnung von internationalen Stars der Klassikszene mit jungen aufstrebenden Talenten, das zeichnet Salon de Provence aus. Wer in der Provence seinen Urlaub verbringt, sollte im nächsten Jahr dort vorbeischauen. Wie Eric Le Sage uns verriet, wird wohl Johannes Brahms einer der Schwerpunkte sein.
In der Klassikzeit sprechen wir mit den Festivalgründern Paul Meyer und Eric Le Sage sowie dem Cellisten Claudio Bohorquez.
Alle Infos unter Festival-salon.fr.
Hans Reul