The National wurden aus zwei Gründen zu einer der prägenden Indie-Bands der späten 2000er und frühen 2010er Jahre: ihre Kombination aus stattlichen literarischen Schnörkeln und sublimierter musikalischer Aggression, die sich oft zu einem barocken, brutalen Höhepunkt aufbaut und ihre einzigartige Gabe, die vornehme Generation X und die Manie der Millennials einzufangen. Die aus Ohio stammende Band macht Musik für eine Generation, deren freies Arbeitsleben genauso seelisch zermürbend war wie die Kabinenjobs ihrer Eltern. Ich sage das als Kompliment: Es ist eine Herausforderung, über das Unbehagen der Mittelschicht zu schreiben und es so packend klingen zu lassen.
In den letzten Jahren wurde der Band vorgeworfen, sie sei langweilig geworden. In Bezug auf die Musik ist das schwer zu bestreiten: Es gab ziemlich drastische Überarbeitungen bei "Sleep Well Beast" von 2017, das einen Mittelweg zwischen frostigem IDM und U2-artigem Bombast fand und "I Am Easy to Find" von 2019, das weibliche Sängerinnen als Kontrapunkt zu Frontmann Matt Berningers sattem Bariton einführte. Die Kritik scheint sich auf eine Art lyrisches Abgleiten von rücksichtslosem Romantizismus und verdorrender Kreativklassensatire zu einer halbherzigen Darstellung eines kreativen Lebens der oberen Mittelschicht zu beziehen. In "Eucalyptus" vom neunten Album der Band, "First Two Pages of Frankenstein", das im April erschienen ist, fragt sich der Protagonist, was er mit der Lieferung von Luxuswasser anfangen soll, wenn seine Frau nicht mehr da ist.
"Laugh Track", das überraschende zehnte Album von The National, wird als die zweite Hälfte von "Frankenstein" bezeichnet, denn bis auf einen Song wurden alle zur gleichen Zeit geschrieben. Aber die Verbindung fühlt sich oberflächlich an: "Laugh Track" verzichtet auf die luftige Atmosphäre und den händeringenden Solipsismus von "Frankenstein" und wählt stattdessen eine erwachsenere Herangehensweise an die existenziellen Rätsel früherer National-Platten. Auf diesem Album spielt Berninger wieder einmal die Rolle des eleganten Nihilisten - doch diesmal ist die banale Zukunft zu einer banalen Gegenwart geworden. Die zentrale Metapher des Titeltracks, einer Zusammenarbeit mit Phoebe Bridgers, entpuppt sich als bittere Ergänzung zur traurigen Akzeptanz des eigenen Schicksals. "Maybe we'll never lighten up / Maybe this isn't gonna quit / I think it's never coming back." Berningers und Bridgers' ineinander verwobener Gesang ist schön, die Stimmung ist erschütternd düster.
Playlist erste Stunde (11 Uhr - 12 Uhr)
The Naked And Famous | Death | Awal Rec. |
The National | Fake Empire | Beggars Banquet/Spv |
The National | Deep End (Paul's In Pieces) | 4AD |
The National | Turn Off The House | 4AD |
The National | Coat On A Hook | 4AD |
Weezer | Happy Hour | Surco Rec. |
Tom Odell | Black Friday | Umi/Virgin |
Cat Power | She Belongs To Me | V2 |
Lou Reed | Dirty Blvd. | Smi/ Rca |
Bon Iver | Naeem | Jagjaguwar |
The National | Weird Goodbyes | 4AD |
Biffy Clyro | Black Chandelier | Warner Chappell |
Lana Del Rey | White Dress | Umd/ Polydor |
Playlist zweite Stunde (12 Uhr - 13 Uhr)
Lorde | Green Light | Surco Rec. |
Crystal Fighters | Manifest | PIAS |
The National | Dreaming | 4AD |
The National | Laugh Track | 4AD |
The National | Space Invader | 4AD |
The Xx | Dangerous | Young Turks Recordings |
The Chemical Brothers feat. Beck | Skipping Like A Stone | Umg |
U2 | Atomic City | Umd/ Island Rec. |
Will Butler + Sister Squares | Saturday Night | Merge Records |
The Rolling Stones feat. Lady Gaga & Stevie Wonder | Sweet Sounds Of Heaven | Umd/ Polydor |
The National | Tour Manager | 4AD |
The Smashing Pumpkins | Tonight, Tonight | Umi/Virgin |
Twenty One Pilots | The Hype | Warner Music |
Emmanuel Zimmermann