In unseren Breiten wachsen drei verschiedene Holunderarten: der Schwarze Holunder, der Rote Holunder und der Zwerg-Holunder. Nur der Schwarze Holunder (Sambucus nigra) wird in der Heilkunde eingesetzt, die beiden anderen Arten sind giftig.
Der Schwarze Holunder ist ein drei bis acht Meter hoher Strauch oder Baum mit gefiederten Blättern, der im Frühsommer weiße Blütendolden und im Spätsommer dunkelblaue, fast schwarze Beeren bildet – daher sein Name.
Auffällig sind auch seine Zweige, die innen mit einem weichen, weißen Mark gefüllt sind. Dieses ist übrigens leicht herauszustoßen und so kann man damit schöne Flöten bauen.
Der lateinische Name des Holunders weist darauf hin: „Sambucus“ war die Bezeichnung eines antiken Musikinstrumentes aus Holunderholz, dessen Töne durch Wind hervorgerufen werden.
Wirkung
Vom Holunder werden heute noch die Blüten zur Vollblüte, d.h. Ende Mai–Juni geerntet und im Spätsommer Ende August–September die Beeren. Die Beeren sind sehr reich an Vitamin C und können zu Saft oder köstlichem Gelee verarbeitet werden. Der heiß getrunkene Beerensaft kann in Erkältungszeiten ein sehr wohltuendes Mittel sein. Offiziell sind die Beeren aber nicht als Heilmittel anerkannt.
Achtung: Rohe Beeren dürfen nicht verzehrt werden, da sie zu Erbrechen führen können. Der dafür verantwortliche Stoff, das Sambunigrin, wird erst durch Kochen zerstört und unschädlich gemacht!
Als Heilmittel offiziell anerkannt sind aber die Blüten, die man auch getrocknet in jeder Apotheke kaufen kann. Ihre Hauptwirkstoffe sind Flavonoide und ätherische Öle, die für den starken Duft verantwortlich sind. Diese Stoffe beeinflussen das Wärmeregulationszentrum im Gehirn. Das bedeutet konkret, dass die Schweißproduktion nach dem Genuss von Holundertee angeregt wird.
Setzt man also zu Beginn einer Erkältung ein schweißtreibendes Mittel ein, ist der Körper in der Lage, Viren und Bakterien besser zu bekämpfen. Zudem wirkt Holunder auch schleimverflüssigend. Deshalb sollte Holundertee bei Bronchitis oder Schnupfen mit festsitzendem Schleim genossen werden. Ein warmes Fußbad mit Holunder unterstützt diesen Prozess noch, da die Durchblutung gefördert wird und dies auch reflektorisch auf die Atmungsorgane wirkt, so dass Infekte besser bekämpft werden.
Neben der schleimverflüssigenden Wirkung können Holunderblüten auch als harntreibendes Mittel eingesetzt werden. Die entgiftende Wirkung ist sicherlich auch förderlich bei Erkältungskrankheiten und Fieber, da der Körper so vermehrt Giftstoffe ausscheidet. Es ist aber auch ein gutes und wohlschmeckendes Mittel zur Entgiftung allgemein und besonders für Pollenallergiker, Rheumatiker und Hautkranke.
Zubereitung
Holunderblüten-Tee
1 TL getrocknete oder 2 TL frische Blüten mit einer Tasse heißem Wasser überbrühen. Sieben Minuten ziehen lassen. In Erkältungszeiten trinkt man mehrmals täglich möglichst heiß ein bis zwei Tassen. Die getrockneten Blüten lassen sich sehr gut zu gleichen Teilen mit Lindenblüten mischen, die eine ähnliche Wirkung haben. Der Tee kann nach Geschmack auch mit Zitrone und/oder Honig verfeinert werden.
Als Schwitzkur trinkt man bei einer beginnenden Erkältung abends ½ Liter Tee, nimmt zusätzlich ein Holunderblütenfußbad (starker Teeauszug als Zusatz zum Badewasser) und legt sich anschließend gut zugedeckt ins Bett.
Holunderblütensirup
Holunderblütensirup ist als Genussmittel sehr bekannt. Der Sirup wird mit Wasser verdünnt und an heißen Sommertagen als Durstlöscher genossen. Da im Sirup aber auch die heilkräftigen Wirkstoffe gelöst werden, kann er auch therapeutisch eingesetzt werden. In Erkältungszeiten kann man den Sirup mit heißem Wasser verdünnen und wie einen Tee genießen.
30 schöne Holunderblüten-Dolden mit 3 kg Zucker, 3 Litern Wasser, 70 g Weinsteinsäure (Apotheke) und dem Saft von 3-4 Zitronen in einem großen Gefäß vermischen. Das Gefäß mit einem Tuch abdecken und während fünf bis sechs Tagen ziehen lassen, dabei die Mischung täglich umrühren. Danach abseihen, in Flaschen füllen und gut verschließen. Der Sirup ist ca. 1 Jahr haltbar.
Mythologie: Die Geschichte des Holunders
Holunder galt in der Antike als Universalmedizin. Man verwendete Wurzeln, Blätter, Rinde, Blüten und Beeren. Heute werden hingegen nur noch die Blüten medizinisch verwendet. Der Holunderbusch siedelt sich meist ganz von allein in der Nähe der Menschen an. Besonders an Bauernhöfen ist er zu finden.
Früher glaubte man, er sei der Sitz der guten Hausgöttin Holda, die Menschen und Tiere beschützt. Deshalb war der „Hollerbusch“ den Menschen heilig und galt als Lebens- und Sippenbaum. Der Name „Holunder“ kommt von „Holunthar“, was so viel bedeutet wie „der Baum mit den hohlen Zweigen“.
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Michaela Schumacher-Fank