Johanniskraut wird 50-90 cm hoch, hat gelbe Blüten in Trugdolden und kleine eiförmige Blätter. Bei uns wachsen 11 verschiedene Arten Johanniskraut. Das "echte Johanniskraut", das in der Kräuterheilkunde gebraucht wird, ist an drei Merkmalen gut zu erkennen:
- Der Stängel ist zweikantig
- Hält man ein Blatt gegen das Licht, erkennt man viele kleine Pünktchen, als wären sie mit einer Stecknadel durchstochen (daher auch häufig der Name „Tüpfel-Johanniskraut“ oder der lateinische Art-Name „perforatum“)
- Zerreibt man eine der gelben Blüten, tritt ein roter Saft aus
Vom Johanniskraut erntet man zur Vollblüte, bei sonnigem Wetter und zur Mittagszeit das obere Drittel der Pflanze.
Wirkung
Je nach Zubereitungsart kann das Johanniskraut zwei Wirkweisen haben:
- Johanniskraut-Tee, Tinktur oder Präparate zur innerlichen Einnahme wirken auf das Nervensystem (Depressionen)
- Johanniskrautöl wirkt äußerlich als Einreibung bei Hautverletzungen und rheumatischen Beschwerden
Die innerliche Anwendung
Die goldgelben Blüten des Johanniskrauts sehen wie kleine Sonnen aus, und es blüht wenn die Tage im Jahr am längsten und hellsten sind. Deshalb geht man seit jeher davon aus, dass Johanniskraut die Sonnenpflanze schlechthin ist und dass sie die Energie des Sonnenlichts in sich aufnimmt und speichert. Und tatsächlich wirkt Johanniskraut bei innerlicher Einnahme wie eine Lichtquelle von innen! Seine stimmungsaufhellende und somit antidepressive Wirkung ist heute wissenschaftlich belegt.
Angewendet wird Johanniskraut bei leichten bis mittleren Depressionen und wird auch bei der so genannten „Winterdepression“ empfohlen. Alle Zustände, die auf eine Depression zurückzuführen sind, wie Angst, Erschöpfung, nervöse Unruhe, Wechseljahrsbeschwerden, Migräne, Kopfschmerzen, Bettnässen, Schlafstörungen, Wetterfühligkeit, Fibromyalgie und funktionelle Herzbeschwerden können mit Johanniskraut behandelt werden.
Die äußerliche Anwendung
Johanniskraut-Öl ist ein hervorragendes Wundheilmittel: bei Schnitt- und Schürfwunden, zur Vorbeugung und Therapie bei Wundliegen, zur Pflege spröder und trockener Haut, auch bei Neurodermitis & Schuppenflechte. Bekannt ist Johanniskrautöl auch zur Heilung von leichten Verbrennungen, wobei es in diesem Fall aber erst nach dem ersten Brennen aufgetragen werden soll, weil das Öl einen wärmenden Charakter hat und sonst einen Hitzestau verursachen könnte. Auch bei stumpfen Verletzungen, bzw. Sportverletzungen wie Prellungen, Verstauchungen und Verrenkungen, durchwärmt und heilt das Johanniskrautöl.
Da Johanniskraut die Energie des Sonnenlichts in sich gespeichert hat, hat es bei äußerlicher Anwendung eine durchwärmende Wirkung. Deshalb ist es auch als Massageöl bei Hexenschuss, verspannter Muskulatur und rheumatischen Beschwerden sehr wirkungsvoll. Da Johanniskraut in jeder Hinsicht einen starken Bezug zu unseren Nerven hat, kann es auch bei Nervenschmerzen und Gürtelrose äußerlich eingesetzt werden.
Zubereitung
Johanniskraut-Tee
Bei leichten Störungen des nervlichen Gleichgewichts kann ein Tee eingenommen werden: 1 TL getrocknetes Kraut mit 150 ml kochendem Wasser übergießen und sieben Minuten bedeckt ziehen lassen. Zwei Mal täglich eine Tasse während zwei bis drei Monaten trinken.
Wurde jedoch eine Depression diagnostiziert, sollte auf eine Johanniskraut-Tinktur oder ein Fertigpräparate (z.B. in Form von Kapseln) zurückgegriffen werden.
Es ist sehr wichtig, dass Johanniskraut über einen längeren Zeitraum (drei bis sechs Monate) regelmäßig eingenommen wird, um seine volle Wirkung zu entfalten. Man muss also etwas Geduld aufbringen, aber dafür macht es im Gegensatz zu synthetischen Antidepressiva nicht teilnahms- und lustlos, sondern fördert die Leistungsfähigkeit und wirkt zudem herzstärkend.
Johanniskraut-Öl
Zur Vollblüte werden die Blüten und Blütenknospen gesammelt, locker in ein Schraubglas gefüllt und mit kaltgepresstem Olivenöl übergossen, bis alle Blüten bedeckt sind. Während der ersten drei Tage wird das Glas lediglich mit einem Tuch abgedeckt, damit die Feuchtigkeit aus den Blüten entweichen kann und das Öl keinen Schimmel ansetzt. Erst danach wird das Glas mit dem Schraubdeckel verschlossen.
Das Glas soll während sechs Wochen auf der Fensterbank stehen und täglich geschüttelt werden. Dann werden die Blüten abgeseiht und das Öl in eine dunkle Flasche abgefüllt. Häufig färbt sich der Auszug rot. Deshalb wird Johanniskrautöl auch „Rotöl“ genannt. Das Öl eignet sich als Einreibung oder für Ölkompressen.
Achtung! Bei sehr empfindlichen hellhäutigen Personen kann es bei der inneren Einnahme zu einer Photosensibilisierung (d.h. die Haut ist lichtempfindlicher) kommen. Bei der äußerlichen Anwendung des Öls ist diese Wirkung nicht zu erwarten!
Mythologie: Geschichte des Johanniskrauts
Kurz nach dem Tag der Sommersonnenwende (21. Juni), feiern die Christen am 24. Juni das Fest des heiligen Johannes des Täufers. Da das Johanneskraut in dieser Zeit blüht, hat man es nach diesem Heiligen benannt. Am Tag der Sommersonnenwende hat die Sonne ihren höchsten Stand erreicht und die Tage haben die meisten Sonnenstunden. Unsere Vorfahren feierten diesen Tag mit großen Feuern, denn dann sollten Pflanzen besondere Kräfte in sich bergen. Das heilkräftige Johanniskraut wurde dabei als Symbol der lebensspendenden Sonne in Kränze gebunden und versprach Schutz vor allem Bösen.
Der Sage nach stammen die kleinen Löcher im Blatt des Johanniskrauts vom Teufel, der aus Bosheit über die Macht, die dieses Kraut über böse Geister und über ihn selbst besaß, die Blätter mit Nadeln zerstochen haben soll.
Das kleine 1×1 der Heilkräuter – in Zusammenarbeit mit der Heilpflanzenakademie APC in Elsenborn. Jeden zweiten und vierten Freitag im Monat um 11:15 Uhr in ‘Gut aufgelegt’ auf BRF1 und hier im Netz. Kontakt: 0474/55.08.38 (Michaela Schumacher-Fank) |
Hinweis: Bei ernsthaften Beschwerden ziehen Sie bitte Ihren Arzt zu Rate.
Michaela Schumacher-Fank, Heilpflanzenakademie APC
sehr interessante Beschreibung dieser Pflanze