Die Kamille (Matricaria recutita) wird 20-40 cm hoch, trägt ganz schmale gefiederte Blättchen und hübsche Blütenköpfe: in der Mitte gelbe Röhrenblüten, umgeben von einem Kranz weißer Zungenblüten.
Obwohl die Echte Kamille in Mitteleuropa heimisch ist, wurde sie früher als Ackerunkraut stark bekämpft und ist hier nur noch selten wild zu finden.
Um sie nicht mit der Hundskamille oder anderen Kamillenarten zu verwechseln, sollte man ein Blütenköpfchen längs überschneiden. Nur wenn das gelbe Köpfchen innen hohl ist, handelt es sich um die Echte und damit heilkräftige Kamille.
Wirkung
Die Kamille ist tatsächlich ein Allheilmittel! Ihr Wirkstoff liegt vor allem in ihren Duftstoffen, den ätherischen Ölen. Vor allem für die Wundheilung von Haut und Schleimhäuten einerseits und die Heilung von Magen- und Darmbeschwerden andererseits ist die Kamille bekannt.
Innerliche Anwendung
Kamille ist das universale Schleimhautmittel bei allen entzündlichen oder krampfhaften Magen-Darm-Erkrankungen. Sie wirkt entzündungshemmend, krampflösend, entblähend, schützt vor Geschwürbildung (Magengeschwür), ist reizmildernd und mild beruhigend.
Als Tee oder Tinktur wird die Kamille demnach erfolgreich bei Magen-Darm-Beschwerden mit Krämpfen, bei Reizmagen und Magenschleimhautentzündung oder auch bei Blähungen eingesetzt.
Äußerliche Anwendung
Die Kamille ist in jeder Hinsicht wundheilungsfördernd, sowohl für die Haut als auch für die Schleimhäute. Zudem wirkt sie mild schmerzlindernd, entzündungshemmend und keimhemmend (gegen Bakterien, Viren & Pilze).
In Form von Bädern, Kompressen, Waschungen und Spülungen, kann ein Kamillentee oder eine verdünnte Tinktur bei allen Formen von Wundsein, Wundliegen oder schlecht heilenden Wunden eingesetzt werden. Bei Mund- und Rachenentzündungen wirken Gurgellösungen mit Kamille entzündungshemmend. Bei Erkältungen können Dampfinhalationen mit Kamille vorgenommen werden.
Zubereitung
Weil die Kamille wohl die bekannteste Heilpflanze überhaupt ist, ist die Nachfrage oft größer als das Angebot. Auch wenn die Kamille hier heimisch ist, wird sie meist aus fernen Ländern importiert. Die Qualität dieser Importware lässt leider oft zu wünschen übrig. Deshalb ist besonders wichtig, auf eine gute Qualität zu achten, wenn man eine optimale Heilwirkung erzielen möchte.
Der Tee sollte nur ganze Blütenköpfchen enthalten und keine Stängel und Blätter, und die Blütenköpfchen sollten nicht zu stark zerkleinert sein, wie es etwa in Teebeuteln der Fall ist. Da der Wirkstoff vor allem in den ätherischen Ölen zu finden ist, verflüchtigen sich diese Stoffe bei stark zerkleinerter Ware.
Teebeutel aus dem Supermarkt dienen also höchstens als Genusstee, nicht aber als Heiltee. Getrocknete Kamillenblüten sollten also jedenfalls in der Apotheke oder im Kräuter-Fachhandel gekauft werden. Es sei denn, man erntet die Kamille selbst im eigenen Garten oder in der wilden Natur. Nur die voll aufgeblühten Blütenköpfchen werden von Juni bis August gesammelt. Aber aufgepasst: Nur selbst Sammeln, wenn man sich 100 % sicher ist, dass es sich um die Echte Kamille handelt!
Kamillentee
1-2 TL Kamillenblüten mit einer Tasse heißem Wasser übergießen. Zugedeckt ziehen lassen und nach 7 Minuten abgießen. Den Tee drei Mal täglich zwischen den Mahlzeiten auf nüchternen Magen trinken. Für eine äußerliche Anwendung kann der Tee doppelt so stark zubereitet werden und für Bäder, Kompressen und Spülungen verwendet werden.
Kamillen-Tinktur
Die ätherischen Öle der Kamille werden in Alkohol besser gelöst als in Wasser, deshalb kann eine Tinktur von Kamille die Anwendung eines Tees sehr sinnvoll ergänzen. Kamillen-Tinktur kann man in der Apotheke kaufen oder selbst herstellen.
Dazu sammelt man frische Kamillenblüten, schneidet sie klein, füllt sie locker in ein leeres Schraubglas und übergießt sie mit einem neutralen Alkohol (ca. 35% Vol.) bis alle Blüten bedeckt sind. Die Mischung muss während ca. drei Wochen ausziehen.
Das Glas sollte täglich geschüttelt werden, damit die Wirkstoffe gut in den Alkohol übergehen. Danach wird abgeseiht und die Tinktur kann tropfenweise eingenommen werden oder in verdünnter Form äußerlich angewendet werden.
Mythologie: die Geschichte der Kamille
Die Kamille ist seit Urzeiten ein wichtiges Universalheilmittel und noch heute die wohl bekannteste Heilpflanze überhaupt. Im Alten Ägypten wurde die Kamille als heilig und mit ihren gelben Blütenboden als Blume des Sonnengottes verehrt.
Einst glaubt man, dass die Kamille Flüche abwenden könne. Deshalb wurde kleinen Kindern ein Kamillensträußchen übers Bett gehängt. Es sollte helfen, das Kind zu beschützen. Außerdem soll die Echte Kamille, genau wie die Römische Kamille, das Geld anziehen, daher badeten Spieler oft vor dem Spiel ihre Hände darin.
Das kleine 1×1 der Heilkräuter – in Zusammenarbeit mit der Heilpflanzenakademie APC in Elsenborn. Jeden zweiten und vierten Freitag im Monat um 11:15 Uhr in ‘Gut aufgelegt’ auf BRF1 und hier im Netz. Kontakt: 0474/55.08.38 (Michaela Schumacher-Fank) |
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Michaela Schumacher-Fank, Heilpflanzenakademie APC