Enttäuscht schaute so manch stolzer Besitzer von Rhododendren auf seine Pflanzen und stellte fest, dass die diesjährige Rhododendronblüte größtenteils ausgeblieben ist. Stattdessen sind in größerer Anzahl braune bis schwarze vertrocknete Knospen festzustellen. Bei genauem Betrachten stellt der kundige Gartenfreund einen Befall mit pflanzenschädigenden Pilzen fest, welche die Knospen taub werden lassen. Die Diagnose ist eindeutig möglich, wenn auf den trockenen, braunen Knospen typische, kleine stachelartige Gebilde festzustellen sind, die dem Pilz zur Sporenverteilung dienen.
Dieses traurige Bild ist in den letzten Jahren zunehmend feststellbar und fordert den Hobbygärtner auf, den eigentlichen Ursachen auf den Grund zu gehen. Um eine weitere Ausbreitung durch Sporenverteilung zu unterbinden, sollten die geschädigten Knospen permanent ausgebrochen und via Mülltonne entsorgt werden. Ein Abschneiden der Triebspitzen ist nicht erforderlich, da sich die Infektion mit dem Pilz (Pygnostysanus azaleae) nur auf die Knospen beschränkt. Übertragen und verbreitet wird dieser Pilz durch die so genannte Rhododendronzikade.
Die Tiere treten ab Mitte Mai und besonders bei sonnigem Wetter massenhaft an den Büschen auf. Beim Annähern der Sträucher oder gar beim Berühren der Blätter fliegen die Zikaden in großen Scharen auf und lassen sich jedoch rasch wieder auf der Blattunterseite nieder. Die 8 – 10 mm großen auffällig grün mit roten Streifen gefärbten Zikaden haben näher betrachtet eine Ähnlichkeit mit kleinen Heuschrecken. Gerade in diesem Jahr waren die Monate Juni/Juli besonders regenarm, was die Vermehrung der Rhododendronzikade besonders förderte.
Die Zikaden selbst verursachen keinen direkten Schaden an den Pflanzen. Sie schädigen jedoch durch infizierten Speichel der Mundwerkzeuge, die bei der Eiablage an den grünen Knospen die Krankheit übertragen. Dieser zerstörerische Vorgang findet von Mitte Mai bis September statt und macht eine Bekämpfung der Zikade notwendig, um sich wieder an zahlreichen Rhododendronblüten erfreuen zu können.
Eigentlich reagieren die Zikaden auf jede Art von Insektiziden. Eine gewisse Auswahl von nützlingsschonenden und ungiftigen Wirkstoffen wie z.B. Pyreth oder Neempräparaten steht zur effektiven Bekämpfung zur Verfügung. Jedoch bleiben die Bekämpfungsmaßnahmen erfolglos, wenn nicht zwei Hauptkriterien erfüllt werden.
Zunächst ist es wichtig, dass die gesamte Blattunterseite von der Spritzbrühe getroffen wird. Nicht unwichtiger ist die Zeit der Ausbringung, die ausnahmsweise in den frühen Morgenstunden und zwar vor 7.oo Uhr stattfinden sollte. Der Grund für diese außergewöhnliche Behandlungszeit ist darin zu finden, dass die Zikaden durch die Kühle der Nacht sich in einer gewissen Kältestarre unbeweglich auf der Blattunterseite befinden.
Behandlungen während der Mittagszeit oder am Abend werden immer unzureichend oder gar erfolglos sein, da die tagaktiven Tiere durch ein rasches Wegfliegen mit der Spritzbrühe nicht in Berührung kommen. In den meisten Fällen reichen zwei bis maximal 3 Behandlungen während der Sommerzeit aus, um die beschriebenen Schäden an den Knospen zu vermeiden.
Die weit verbreitete Methode, beleimte Gelbtafeln in die Rhododendronbüsche zu hängen, führt in den meisten Fällen zu einem unzureichenden Erfolg. Sie ist sogar kritisch zu bewerten, da zahlreiche nützliche Insekten wie z.B. Nachtfalter oder Käfer der attraktiven gelben Farbe auf den Leim gehen und der eigentliche umweltfreundliche Aspekt umgekehrt wird.
Franz Beckers