Die Hauptinhaltsstoffe der Kastanie sind Saponine, d.h. Seifenstoffe, die den Schleim im Fall einer Bronchitis – bildlich gesprochen wie ein Waschmittel – herausbefördern.
Wirkung: Hilfe bei Venenleiden
Würden wir Menschen uns einen Tee aus Rosskastanien gegen Bronchitis zubereiten, käme es zu Vergiftungserscheinungen, da der Saponingehalt für uns zu hoch ist. Früher wurde hingegen ein Tee aus Rosskastanienblättern volksheilkundlich bei Atemwegserkrankungen eingesetzt. Diese Art der Anwendung ist aber heute kaum noch gebräuchlich.
Die Rosskastanie kommt heute vor allem bei Venenleiden (Krampfadern) zum Einsatz. Da diese Gefäßleiden durch allgemeinen Bewegungsmangel deutlich zunehmen, ist die Rosskastanie heutzutage sehr gefragt.
Rosskastanien fördern den venösen Rückfluss, straffen erschlaffte Venen, verhindern die Thrombosebildung, wirken entzündungshemmend, gegen Schwellungen und Wassereinlagerungen. Die Rosskastanie unterstützt aber auch den Stoffwechsel der Gelenkhäute und kann deshalb bei Gicht, Knochenschmerzen, Schmerzen im Bereich der Wirbelsäule oder Schwellungen infolge von Knochenbrüchen eingesetzt werden.
Ernte
Rosskastanien werden im September-Oktober gesammelt, wenn die reifen Samen auf die Erde fallen. Mit den Kastanien kann man einen alkoholischen Auszug herstellen, der ausschließlich für die äußere Anwendung geeignet ist. Nicht trinken! Es könnte zu Vergiftungserscheinungen kommen.
Zubereitung: Rosskastanientinktur für die äußerliche Anwendung
Dazu sammelt man frische Rosskastanien, entfernt die dünne, braune Schale, zerkleinert das Weiße, füllt es in ein Schraubglas und übergießt es mit Weingeist (70%), bis alle Pflanzenteile bedeckt sind. Das Glas wird gut verschlossen und während drei Wochen ausgezogen, wobei man jeden Tag mindestens einmal kräftig schütteln soll.
Nachdem die Tinktur abgeseiht wurde, kann man mit der Flüssigkeit müde, geschwollene, zu Krampfadern neigende Beine einreiben. Allerdings sollte man beachten, dass der Alkohol nach längerer Anwendung die Haut austrocknen kann. Daher sollte man die Haut an den Einreibestellen regelmäßig mit einem guten Körperöl oder einer Lotion pflegen.
Fertige Rosskastanienpräparate
In Apotheken und Drogerien gibt es Salben und Gele mit Rosskastanien-Extrakt. Bei schwereren Venenproblemen können Rosskastanienpräparate auch innerlich eingenommen werden. In diesem Fall sollte man aber keinesfalls selbst Zubereitungen aus der Rosskastanie herstellen. Nur auf Fertigpräparate zurückgreifen!
Damit die Rosskastanie optimal wirken kann, sollten sie vorbeugend aber auch zur Therapie während mindestens 3 Monaten angewendet werden.
Mythologie: die Geschichte der Rosskastanie
Den Rosskastanienbaum kennt wohl jedes Kind, denn die Kastanien eignen sich wunderbar als Spielzeug. Früher hat man Kastanien zu verschiedenen Zwecken genutzt, ihre medizinische Wirkung ist aber erst seit Ende des 19. Jahrhunderts bekannt.
So sammelte man Kastanien als Mastfutter, als Waschmittel oder trug drei Kastanien in der Tasche als Abwehrmittel gegen verschiedene Krankheiten. Früher fütterte man Rosskastanien an Pferde, die unter Atemwegserkrankungen litten - daher der Name.
Kastanie als Waschmittel
Wegen der seifenähnlichen Eigenschaften wurde die Kastanie früher auch als Waschmittel für Schmutzwäsche benutzt. Dazu entfernt man die braune Schale der Kastanie, zerkleinert und trocknet das weiße Innere und vermahlt es schließlich zu Pulver. Natürlich kann man dieses biologische Waschpulver auch heute noch selbst herstellen.
Dass die Rosskastanie viele Seifenstoffe hat, wird auch deutlich sichtbar, wenn Kastanien auf die Fahrbahn fallen und die Autos bei Regenwetter darüber fahren. In diesem Fall bildet sich eine glitschige, schaumige Seifenschicht auf der Straße.
Das kleine 1×1 der Heilkräuter – in Zusammenarbeit mit der Heilpflanzenakademie APC in Elsenborn. Jeden zweiten und vierten Freitag im Monat um 11:15 Uhr in ‘Gut aufgelegt’ auf BRF1 und hier im Netz. Kontakt: 0474/55.08.38 (Michaela Schumacher-Fank) |
Hinweis: Bei ernsthaften Beschwerden ziehen Sie bitte Ihren Arzt zu Rate.
Literaturtipp: Ursel Bühring, Alles über Heilpflanzen, Ulmer (2007)
Michaela Schumacher-Fank, Heilpflanzenakademie APC