Die Gewürznelke (Syzygium aromaticum) wurde vom NHV Theophrastus (Verein zur Förderung der naturgemäßen Heilweise nach Theophrastus Bombastus von Hoheneim, genannt Paracelsus) zur Heilpflanze des Jahres 2010 gewählt. Damit wurde erstmals eine nicht in Europa heimische Pflanze gekürt.
Der immergrüne Nelkenbaum gehört zur Familie der Myrtengewächse und kann bis zu 15 Metern hoch werden. Er stammt ursprünglich von den Molukken ("Gewürzinseln" in Indonesien/Pazifischer Ozean), wird aber heute auch in anderen Gebieten mit tropischem Klima angebaut wie auf Sansibar, Madagaskar, Brasilien oder Mauritius.
Der Baum verströmt in seine Umgebung einen starken Duft. Dieser Duft geht von den ledrigen Blättern, vor allem aber von den rosafarben Blütenknospen aus. Letztere werden geerntet und beim Trocknungsvorgang verfärben sie sich dunkelbraun: die Gewürznelken.
Wirkung
Wenn die Nelke auch in erster Linie als Gewürz bekannt ist, so ist sie doch auch eine wichtige Heilpflanze. Ihr Hauptwirkstoff sind die ätherischen Öle (Duftstoffe), die 25% der Gesamtinhaltsstoffe ausmachen.
Die ätherischen Öle bestehen wiederum zu 90% aus dem Inhaltsstoff Eugenol, der das Wachstum von Bakterien, Pilzen und Viren hemmt, also wie ein natürliches Breitbandantibiotikum wirkt.
Zudem wirkt dieser Stoff stark schmerzlindernd, örtlich betäubend und krampflösend. Diese Wirkungen werden vor allem in der Zahnmedizin geschätzt. Dort wird das durch Wasserdampfdestillation der Gewürznelken gewonnene Nelkenöl häufig zur örtlichen Betäubung, zur Desinfektion und für Mundspülungen bei entzündeter Schleimhaut eingesetzt.
Bei Zahnschmerzen
In der Volksheilkunde wird empfohlen eine Gewürznelke bei Zahnschmerzen zu kauen und anschließend in die Zahnlücke bzw. in die Nähe des schmerzenden Zahns zu legen. Dies betäubt die Schmerzen und lindert Entzündungen als Erste-Hilfe-Maßnahme bis zum Zahnarztbesuch.
Weil die Nelken aber als hart und unangenehm im Mund empfunden werden können, ist es auch möglich, sie in ein wenig Wasser zu kochen bis sie weich sind und dann in den Mund zu legen. Mit dem Kochwasser können dann zudem noch Mundspülungen vorgenommen werden.
Auch bei Plombenausfall im Urlaub könnte die Nelke als provisorische Zahnfüllung dienen. Seine schmerzstillenden Eigenschaften können aber auch als Auflage bei anderen Schmerzen, z.B. Ohrenschmerzen genutzt werden.
Gut für die Verdauung und gegen Entzündungen
Ein weiteres Wirkgebiet für die Gewürznelke sind Verdauungsbeschwerden. Zur Regulation von Magen- und Darmstörungen, insbesondere Blähungen, sind sie manchmal in Teemischungen oder aber in Likören bzw. Verdauungsschnäpsen zu finden.
Aufgrund ihrer stark desinfizierenden Wirkung können sie aber im Prinzip bei allen Entzündungen eingesetzt werden, z.B. auch im Blasen-Nieren-Bereich.
Neue Studien ergaben, dass die Gewürznelke eines unserer stärksten Antioxydantien ist. Sie wirken also den schädlichen freien Radikalen entgegen und schützen so unsere Zellen. Aus diesem Grund, sollte die Gewürznelke regelmäßig als Gewürz in unseren Speisen eingesetzt werden.
Nebenwirkungen
Werden Gewürznelken in der im Haushalt üblichen Menge eingesetzt, sind keine Nebenwirkungen zu erwarten. Werden sie allerdings im Übermaß verzehrt oder das ätherische Öl überdosiert, kann es zu Vergiftungserscheinungen und Hautreizungen kommen. Reines ätherisches Nelkenöl ist nicht zur Selbstmedikation geeignet!
Zubereitung
Als Gewürz in Rotkohl, in Currymischungen, vor allem aber in Lebkuchen, Weihnachtsgebäck und Glühwein, sind Nelken nicht mehr wegzudenken. Auch eine mit Nelken bespickte Orange verleiht jedem Raum einen würzigen Duft in der Vorweihnachtszeit.
Als Heilpflanze wird die Gewürznelke eingesetzt bei:
- Zahnschmerzen: gekaute oder gekochte Gewürznelke an die betroffene Stelle legen
- Gegen Mundgeruch: eine Nelke kauen
- Tee: 1-2 Gewürznelken mörsern, mit einer Tasse heißem Wasser überbrühen und nach 5 Minuten abseihen. Dieser Tee kann bei Erkältungen und Verdauungsstörungen eingesetzt werden. Ein wenig stärker zubereitet, dient er als Mundspülung bei Zahn- und Zahnfleischentzündungen.
- Wenn einfache Zwiebelwickel bei Ohrenschmerzen nicht ausreichend Wirkung zeigen, können ca. 5 Gewürznelken gemörsert werden und in den Zwiebelwickel hineingepackt werden.
Frischetest: Mit dem Fingernagel das Gewürznelkenköpfchen zerdrücken. Tritt ein wenig Öl aus, ist die Ware frisch, zerbröselt es, ist die Ware alt. Gemahlenes Nelkenpulver sollte nicht gekauft werden. Es hat schon einen Großteil seiner Wirkstoffe verloren.
Mythologie: Geschichte der Gewürznelke
Im Volksmund werden Gewürznelken häufig „Nägelchen“ genannt, auch Hildegard von Bingen nannte sie „Nelchin“. Tatsächlich leitet sich das Wort „Nelke“ auch von „Nagel“ ab und dies nicht nur in der deutschen, sondern auch in vielen anderen Sprachen (franz. clou de girofle, niederländisch kruidnagel, etc.).
Gewürznelken wurden schon in der Antike als Gewürz geschätzt. Es ist bekannt, dass schon vor 2500 Jahren Nelkenhandel zwischen der „Nelkeninsel“ Ternate (Molukken) und China betrieben wurde. Dort wurden die Nelken nicht nur zum Kochen, sondern auch zum Beduften von Räumen verwendet. Zudem musste jeder, der vor den Kaiser trat eine Gewürznelke kauen, um etwaigen Mundgeruch zu vertreiben.
Noch heute kann man auf den Gewürzinseln der Molukken die Ruinen der Befestigungen europäischer Seefahrer entdecken. Vor allem die Portugiesen, Spanier und Niederländer beherrschten im 16.-17. Jh. das Monopol über den Handel mit Gewürznelken. Erstaunlicherweise nutzen die Indonesier selbst die Gewürznelke quasi gar nicht in ihrer Küche. Dennoch verbrauchen sie über 50% der Welternte, aber nicht zum Essen, sondern zum Rauchen. Jeder Mann, der etwas auf sich hält, raucht Nelkenzigaretten - so dass dort über allen Restaurants, Bussen, Märkten oder Büros ein süßlich, räucherstäbchenartige Duft liegt.
Das kleine 1×1 der Heilkräuter – in Zusammenarbeit mit der Heilpflanzenakademie APC in Elsenborn. Jeden zweiten und vierten Freitag im Monat um 11:15 Uhr in ‘Gut aufgelegt’ auf BRF1 und hier im Netz.
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Michaela Schumacher-Fank, Heilpflanzenakademie APC