Beschreibung / Botanik
Der Zimtbaum stammt aus dem tropischen Sri Lanka, dem ehemaligen Ceylon. Der ganze Baum duftet, aber meist wird nur die Rinde geerntet. Dazu werden von den in Kulturen angebauten Zimtbäumen in Abständen von ein bis zwei Jahren die Schösslinge abgeschnitten und deren Rinde vom Holz abgezogen. Die äußeren Korkschichten werden abgeschabt und die übrig gebliebene Innenrinde zuerst im Schatten, dann in der Sonne getrocknet. Bei diesem Trocknungsvorgang rollen sie sich zu den uns bekannten Zimtstangen zusammen und erhalten ihre typisch braune Farbe. Ceylon-Zimt hat einen wesentlich feineren Geschmack als der im Handel häufiger zu findende Cassia-Zimt (auch China-Zimt genannt). Letzterer wird in China, Vietnam und Japan angebaut, schmeckt etwas herber und ist weitaus kostengünstiger als echter Ceylon-Zimt.
Mythologie / Geschichte
Zimt gehört zu den ältesten Gewürzen der Welt. Im alten China wurde er schon vor 6500 Jahren als Gewürz und Heilmittel verwendet. Die alten Ägypter benötigten Zimt neben anderen Zutaten auch zur Mumifizierung und schließlich steht schon in der Bibel, dass man Zimt in das Trinkwasser geben soll, weil es die darin enthaltenen Krankheitserreger zu vernichten vermag. Das exotische Gewürz wurde erstmals durch Vasco da Gama im Jahr 1502 nach Europa gebracht. In den folgenden Jahrhunderten war es eines der teuersten Gewürze. So verbrannte der Augsburger Kaufmann Anton Fugger 1530 die Schuldscheine Karls V. vor dessen Augen mit einem Feuer aus Zimtstangen, um damit seinen Reichtum und die Erlassung seiner Schulden zu demonstrieren.
Wirkung
Der ausgeprägte Duft des Zimts ist für seine Wirkung verantwortlich. Seine ätherischen Öle wirken wärmend, entspannend, geben ein Gefühl von Geborgenheit und helfen, von Stress auf Entspannung umzuschalten. Besonders günstig wirkt er sich auf alle rhythmischen Abläufe in unserem Körper aus: Herzschlag, Kreislauf, Atmung. Zudem hilft er, unsere Gehirnströme zu harmonisieren, so dass die Gedanken ruhiger und klarer werden. Besonders bei Menschen, die häufig zwischen ihren extremen Gefühlen hin und her springen ("Himmelhochjauchzend – zu Tode betrübt"), stabilisiert der Zimt und bringt Ruhe und Harmonie. Zimt wirkt also nicht nur auf den Körper, sondern kann auch unsere Psyche beeinflussen. Wahrscheinlich ist er deshalb auch an Weihnachten, dem Fest der Liebe und des Friedens so beliebt.
Wegen der wärmenden und entspannenden Eigenschaften wurde er aber auch seit jeher als Liebesmittel eingesetzt. Schon in den Liedern des Königs Salomons ist zu lesen, dass die Verführerin den Jüngling auf das Nachtlager lockt, welches sie zuvor mit Zimt und Myrrhe bestreut hat.
Die keim- und entzündungshemmenden Eigenschaften des Zimtes entfalten sich besonders im Bereich des Darms: bei Darmträgheit, Darmentzündungen, Darmkrämpfen, Blähungen und Koliken ist Zimt ein bewährtes Heilmittel. Außerdem senkt er erhöhte Cholesterinwerte und beugt somit dem Herzinfarktrisiko vor. Studien belegen sogar, dass Zimt ähnliche Eigenschaften wie Insulin, das den Blutzucker senkt, hat. Diabetespatienten vom Typ 2 können also durch den Verzehr von Zimt ihre Blutzuckerwerte senken. In diesem Fall ist Cassia-Zimt wirksamer als Ceylon-Zimt. Natürlich kann Zimt andere Medikamente nicht ersetzen, wohl aber wirkungsvoll unterstützen.
Vor einigen Jahren ging die Warnmeldung durch die Presse, dass der Verzehr von Weihnachtsgebäck gefährlich sei, weil der Leber schädigende Stoff Cumarin in Zimt enthalten ist. Tatsächlich ist der Verzehr von großen Mengen Cumarin schädlich. Allerdings müsste man schon sehr große Mengen von Zimtsternen essen, um tatsächlich Leberschäden davon zu tragen. Außerdem schwankt der Cumaringehalt stark nach Zimtsorte: Cassia-Zimt enthält wesentlich mehr Cumarin als Ceylon-Zimt. Da Cassia-Zimt wesentlich preisgünstiger ist als Ceylon-Zimt, wird Cassia meist in Fertiggebäck verarbeitet. Wer also auf Nummer sicher gehen will, sollte Ceylon-Zimt kaufen und seine Plätzchen selbst backen. Es sei noch bemerkt, dass es gesundheitlich recht unbedenklich ist, wenn die empfohlenen Grenzwerte nur kurzzeitig überschritten werden.
Vorsicht ist allerdings in der Schwangerschaft geboten. Größere Mengen Zimt können aufgrund der durchblutungsfördernden Wirkung Wehen auslösen.
Zubereitung
Schon Hippokrates sagte: "Lasst eure Nahrungsmittel eure Heilmittel und eure Heilmittel eure Nahrungsmittel sein!" Wegen seiner umfangreichen gesundheitsfördernden Eigenschaften sollte Zimt als Gewürz in den täglichen Speiseplan eingebaut werden. Nicht nur Süßspeisen, auch herzhaften Gerichten verleiht er eine exotische Note. Eine Tagesdosis von 2-4 g sollte allerdings nicht überschritten werden (entspricht ca. 1 Teelöffel gemahlenem Zimt).
- Tee: einen Teelöffel gemörserte Zimtstange mit einer Tasse heißem Wasser überbrühen, zehn Minuten bedeckt ziehen lassen und abseihen. Zwei- bis dreimal täglich eine Tasse als wärmenden Wintertee trinken. Es ist durchaus möglich, den Tee mit anderen Zutaten zu verfeinern, z.B. mit ungespritzter Orangen- oder Zitronenschale, mit Ingwer, Gewürznelken, Sternanis, Kardamom, …
- Heißer Apfelsaft mit Zimt: eine halbe Stange Zimt mörsern und mit einem Ein-Euro-großen Stück Ingwerscheibe in einem Liter Apfelsaft zum Sieden bringen. Zehn Minuten ziehen lassen und abseihen. Auf Wunsch kann das Getränk mit Honig oder Ahornsirup gesüßt werden oder mit weiteren Gewürzen wie Gewürznelken, Sternanis oder Zitrone versetzt werden.
Dieser Saft wärmt den Körper nach einem langen Winterspaziergang wieder auf und ist gleichzeitig eine wohlschmeckende Medizin gegen Erkältungen.
Michaela Schumacher-Fank - Bild: epa