Wir können der Natur ein Stück davon zurückgeben, wenn statt Rollkies, grauer Teerpappe oder Dachziegel eine Bepflanzung aufs Dach geholt wird.
Es gibt Dachbegrünungs-Systeme, die es ermöglichen, mit nahezu allen Pflanzen wie niedrigen Bäumen, Sträuchern, Gräsern oder Stauden einen so genannten Dachgarten zu gestalten. Der Aufwand ist in der Regel sehr hoch und die Ausführung sollte in den meisten Fällen schon aus Sicherheitsgründen den Fachleuten überlassen werden.
Einfacher in der Ausführung und mit weniger technischem und finanziellem Aufwand versehen ist die Begrünung des Flachdaches von Garagen, Carports, Gartenhäuschen bzw. Anbauten mit geringer Dachneigung möglich.
Gemeint ist die so genannte extensive Dachbegrünung, die nicht nur einen schönen und beruhigenden Ausblick bietet, sondern auch noch zusätzlich die Lebensdauer des Daches verlängert. Ist erst die Vegetationsschicht erfolgreich etabliert, stellen derartig bewachsene Flächen geradezu ein kleines Biotop oder Refugium dar.
Auch aus ökologischer Sicht ist eine Dachbegrünung eine interessante Alternative. Es werden zusätzliche Flächen und Lebensräume für Flora und Fauna geschaffen, welche zahlreichen Insekten und Kleintieren Aufenthalt und Nahrung bieten. Staub und Schadstoffe, die sich in der Luft befinden, werden durch den Bewuchs der Dachbegrünung gebunden und leisten somit einen aktiven Beitrag in Sachen Umweltverbesserung.
Praktische Tipps
Nach Prüfung der Tragfähigkeit des Daches, bei der im Zweifelsfall eventuell der Rat eines Fachmannes eingeholt werden sollte, ist die einfachste und preiswerteste Methode, die gesamte Dachfläche mit einer mittelstarken Teichfolie von ca. 1 mm Stärke abzudecken. Das Material bietet ausreichenden Schutz vor Wurzelschäden und dichtet zusätzlich die gesamte Dachfläche ab. Jedoch sollte peinlich genau darauf geachtet werden, dass die Teichfolie nicht dem Tageslicht ausgesetzt ist, was eine vorzeitige Alterung des Materials zur Folge hätte.
Als Pflanzschicht bieten sich mehrere Möglichkeiten an. Zum einen sind im Handel so genannte Dachgarten-Substrate erhältlich, zum anderen reichen aber jedoch auch selbst hergestellte Mischungen, die aus einem überwiegenden Teil porösen vulkanischen Materials wie z.B. Bims oder Lavagrus bestehen. Der Vorteil liegt darin, dass es sich um sehr leichte Materialien handelt, die jedoch in der Lage sind, Feuchtigkeit aufzunehmen und nachfolgend an die Pflanzen abzugeben. Der Anteil Gartenerde sollte sich schon aus Gewichtsgründen auf ca. 20 % beschränken.
Verschiedene Möglichkeiten
Die geringe Substratauflage von ca. 5 – 7 cm bietet den genügsamsten Dachbewohnern (Dachwurz, Mauerpfeffer, Fetthenne, winterharte Mittagsblümchen, Steinbrecharten sowie trockenresistente niedrige Gräser) ausreichend Standfestigkeit und Wurzelraum. Zur Pflanzung eignen sich voll entwickelte Pflanzen, deren Wurzelballen stark reduziert wird. Es ist jedoch auch möglich, im Handel so genannte Sprosskulturen wie z. B. „Sedumsprosse“ zu erwerben, die dann großflächig über die zu begrünende Fläche ausgestreut werden.
Bei etwas dickeren Substratschichten von ca. 10 - 15 cm ist es möglich, spezielle Pflanzen, die Trockenheit vertragen, wie z.B. Silberwurz, niedrigen Wolfsmilcharten, Bergaster, Schafgarbe, Thymian oder Königskerze anzusiedeln. Ratsam ist es, eine mannigfaltige Artenauswahl zu treffen, um einen natürlichen und attraktiven Eindruck zu erzielen.
Der Pflegeaufwand eines solchen Daches ist in der Regel sehr gering. Grundsätzlich ist nach dem Angießen der frisch gepflanzten Gewächse, auch bei noch so starker Sonneneinstrahlung, keine zusätzliche Bewässerung erforderlich. Es ist erstaunlich, dass diese Refugien von Natur aus über den Samenanflug spezieller Pflanzen mit natürlich vorkommenden Pflanzenarten bereichert werden.
Franz Beckers