Die Familie der Primelgewächse überrascht mit mehr als 500 Arten in unterschiedlichsten Formen und Farben, deren einzelne Spezies sehr spezielle Ansprüche an den Standort stellen. Aber hier soll nur über die klassische Primelvariante berichtet werden. Die "Vorboten des Frühlings" werden von November bis April im Handel millionenfach angeboten.
Die Züchtung macht es möglich
Eigentlich ist die Urform der stängellosen Primeln mit der wissenschaftlichen Bezeichnung Primula vulgaris eher unauffällig mit den blassgelben Blüten, die sich auf kurzen Stängeln präsentieren. Die Primelart ist in ganz Europa heimisch und wächst in lichten Wäldern oder an Gehölzrändern. Um 1900 kam es vor allem in England zu einem regelrechten Primelboom und es wurden zahlreiche Arten züchterisch bearbeitet. Resultat waren unzählige Sorten, die als Hybriden (eine Mischung von verschiedenen Arten) bis heute erhalten bleiben.
Das Farbspektrum der Hybriden, die nunmehr als Primula acaulis bezeichnet werden, ist voll abgedeckt und der Hobbygärtner muss auf keine Farbe oder Farbkombination verzichten. Meist liegt jedoch ein dottergelbes Auge im Zentrum des Blütenkelches. Durch die Züchtung wurde erreicht, dass die bei der Wildform locker stehenden Einzelblüten bei den Hybriden der bunten Topfprimeln zu einem regelrechten Biedermeiersträußchen kompakt zusammenstehen.
Durch die unkomplizierte Anzucht beim Gärtner durch Saatgut und einen sehr bescheidenen Anspruch in Sachen Temperatur kann diese Primel sehr preiswert angeboten werden und hat auch dadurch in den letzten Jahren einen hohen Marktanteil erworben.
Verwendung leider nur eingeschränkt
Bei den derzeit angebotenen Frühlingsprimeln kann immer von einer vorgezogenen Gewächshauskultur ausgegangen werden. Das bedeutet, dass die Pflanzen immer geschützt vor Frost und Wetter standen. Die Widerstandsfähigkeit der sonst anspruchslosen Pflanze ist durch die Züchtung leider auf der Strecke geblieben. Das bedeutet, dass die Primelart geradezu als Zimmerpflanze zu bewerten ist, denn bereits leichte Fröste schädigen die Blüten und bei Temperaturen unter Minus 5°C erfrieren auch die Pflanzen.
Doch Vorsicht bei der Platzwahl, denn im wohlgeheizten Zimmer ist die Blütenpracht in wenigen Tagen vorbei. Der weitaus bessere Standort wäre ein Raum mit niedrigen Temperaturen, wenn möglich unter 16°C. Ein heller Platz im unbeheizten Schlafzimmer oder im hellen Eingangsbereich verlängert die Freude an den farbenprächtigen Blüten.
Natürlich bieten sich bereits in Kürze, wenn keine Frostgefahr mehr herrscht, andere Möglichkeiten der Verwendung. In bepflanzten Blumenkästen oder frühlingshaften Gefäße oder Schalen, wo sie mit anderen Frühlingsblumen kombiniert werden können, schmücken Primeln Terrasse oder Balkon.
Im Pflegeanspruch eher bescheiden
Ist erst ein zusagender, nicht zu warmer Platz gefunden, ist die weitere Pflege der Frühlingsboten eher bescheiden. Der Wasserbedarf ist bei sachgemäßem Standort nicht sehr hoch und sollte nur nach einem Antrocknen der Topferde erfolgen, wobei ein Welken der Blüten oder gar Blätter vermieden werden sollte.
Auch ein zu feuchter Boden oder Restwasser im Übertopf lassen die Wurzeln erkranken und die Pflanzen schnell absterben.
Das Entfernen überalterter Blüten samt Blütenstängel hinterlässt nicht nur einen besseren Eindruck, sondern fördert auch den Blütenreichtum.
Der von Pflanzenfreunden immer wieder durchgeführte Versuch, die Frühlingsprimeln im Garten anzusiedeln, wird auch zukünftig nicht von Erfolg gekrönt sein. Auch wenn während des Sommers die Pflanzen an einem schattigen Platz prächtig gedeihen, so ist der Winter in unseren Bereichen zu hart.
Text und Bilder: Gartenbauexperte Franz Beckers