Die in ganz Europa beheimateten Maiglöckchen waren in der Zeit um 1900 überaus beliebt und wurde millionenfach gekauft und verschenkt, nicht nur im Mai, sondern durch gärtnerische Kunst auch in der Winterzeit. Auch der unverkennbare raffiniert-erotische Duft fasziniert seit jeher die Menschen.
Maiglöckchen werden in der jüngsten Zeit zunehmend beliebter. Auch in der heutigen modernen Zeit kann man sich der Romantik der porzellanfeinen Blumen nicht entziehen.
Allerdings ändert sich der Trend, denn vom ehemaligen kleinen Sträußchen geht die Entwicklung zur kleinen blühenden Topfpflanze oder zur Anpflanzung unter Gehölzen im Garten.
Standort und Pflege
Die gesellig wachsenden Maiglöckchen sind an sommerwarmen Standorten, in Halbschattenlagen zu finden, meist unter älteren Buchen oder Eichenbeständen. Der Boden kann kalkreich oder auch leicht sauer sein. Die Ausbreitung erfolgt hauptsächlich über die ausläuferartigen Speicherorgane, den sogenannten Rhizomen. Auch eine Ausbreitung über den Samen, der im Laufe des Sommers zu leuchtend roten Beeren reift, ist möglich.
Für die Ansiedlung im Garten wäre ein halbschattiger Platz unter Sträuchern, Bäumen oder im Gehölzrand möglich. Zur Bodenvorbereitung sollte reichlich Humus in Form von Kompostauflagen für eine lockere Struktur sorgen, ähnlich wie die obere Humusschicht des Waldbodens.
Der Zeitpunkt des Pflanzens wird durch das befristete Angebot im Handel bestimmt. In den Monaten April/Mai werden Maiglöckchen als blühende Topfpflanzen oder als Stauden angeboten. Maiglöckchen stehen in zahlreichen Ländern unter Naturschutz, weshalb die Entnahme vom Naturstandort verboten ist. Auch das Abpflücken der Blüten zum Zweck des Verkaufs ist verboten.
Maiglöckchen stellen keine besonderen Ansprüche. Wenn die Pflanze sich erst einmal etabliert hat, sind weder Dünger noch zusätzliche Wassergaben erforderlich. Einmal eingewachsen kann ein stetiger Ausbreitungsdrang in einigen Fällen sogar lästig werden. In diesem Fall kann durch vorsichtiges Ausgraben der ausläuferartigen Wurzeln zum einen der Pflanze Einhalt gebieten, zum anderen werden bestimmt Freunde oder Nachbarn für den Nachwuchs dankbar sein. Wissen sollte der Pflanzenfreund, dass die neugepflanzten Maiglöckchen im ersten Jahr des Wachsens nur Blätter und keine Blüten hervorbringen.
Medizinische Anwendung und Giftigkeit
Vorsicht! Alle Pflanzenteile des Maiglöckchens, vor allem die roten Beeren, sind sehr giftig. Sogar das Wasser der Vase eines Maiglöckchenstraußes enthält Giftstoffe, die den Wirkstoffen des giftigen Fingerhutes (Digitalis purpurea) ähnlich sind. Es ist also beim Umgang mit den Pflanzen Vorsicht geboten. Dies gilt auch beim Abpflücken eines schönen Straußes, denn der Pflanzensaft kann über die Haut in den Körper gelangen.
In grauer Vorzeit galt das Maiglöckchen als Allheilmittel, um zahlreiche Leiden zu kurieren. Auch heutzutage finden Wirkstoffe des Maiglöckchens in der Naturheilkunde in vielen Bereichen Anwendung.
Text und Bilder: Gartenbauexperte Franz Beckers