Nach dem relativ milden Winter ohne Extremtemperaturen, Schneefall oder Barfrost sollte man meinen, dass der Rasen nunmehr ohne Probleme ins Frühjahr starten kann. Rasenfachleute aber wissen, gerade die milden Temperaturen, in Verbindung mit hoher Bodenfeuchtigkeit, geben den verschiedenen Pilzkrankheiten der Gräser die Bedingungen zur Ausbreitung und zur rasanten Vermehrung.
Neben dem satten Grün einiger Rasenflächen fallen immer wieder rotbraune oder scheinbar vertrocknete Teilflächen auf. Es sind vor allem der Rasenrost, die Stängelgrundfäule oder die Dollarfleckenkrankheit sowie andere Blattfleckenerreger, die den Gräsern zu schaffen machen. Grundsätzlich sollte auf den Einsatz von Pflanzenschutzpräparaten im Hobbybereich verzichtet werden, zumal eine Gefährdung der Bienen und anderer Insekten nicht immer auszuschließen ist.
Die richtige Zeit zur Rasenpflege
Nach diesen Bedingungen des letzten Winters ist nun die rechte Zeit ans Werk zu gehen, um dem Rasen die nötige Grundlage für ein gesundes Wachstum und Aussehen zu schaffen. Die Vorgehensweise ist eigentlich recht einfach, wenn man berücksichtigt, dass die meisten Zierrasen in der Regel unter Nährstoffmangel leiden. Die Folge ist ein Ausbreiten lästiger Unkräuter und vor allen Dingen wird die Bildung von Moos im Rasen gefördert.
Gegen ein paar Gänseblümchen die im Frühjahr den Zierrasen noch zusätzlich mit zierlichen Blüten schmücken, ist ja nichts einzuwenden. Wenn jedoch der Unkrautbewuchs überhand nimmt, leidet die Trittfestigkeit des Rasens und es entstehen hässliche Fehlstellen. Die leider allzu häufig angewendeten Moosvernichtungsmittel oder auch Unkrautvernichtungsmittel im Rasen bringen nur vorübergehend einen Erfolg, da die grundsätzlichen Voraussetzungen für ein gutes Wachstum des Rasens nicht geboten werden.
Schritt für Schritt zum Erfolg
Als erstes sollte Ende März oder Anfang April der Rasen so kurz wie möglich geschnitten werden. Dann folgt der Einsatz eines Vertikutierers, der vielerorts als Spezialgerät für wenig Geld geliehen werden kann. Besonders sportliche Gärtner können dies auch mit einem Handgerät, allerdings sehr schweißtreibend, durchführen. Nach diesem Arbeitsgang sollten die losen Materialien wie Moos, Unkraut oder verfilzte Pflanzenteile restlos entfernt werden.
Nach diesem Arbeitsgang sieht die Rasenfläche recht malträtiert aus. Der von Moos und Unkräutern befreite Rasen zeigt nun deutliche Fehlstellen, die von einem gut wachsenden Rasen recht bald wieder geschlossen werden.
In den meisten Fällen ist eine Nacheinsaat des Rasens nur dann erforderlich, wenn die lückenhaften, kahlen Stellen größer als 50 cm im Durchmesser sind. Doch mit dieser "Reparatur" sollte der erfahrene Gärtner noch bis zum Mai warten, um die nötigen optimalen Wachstumsbedingungen einer Rasenaussaat zu nutzen.
Sand als Bodenverbesserer
Bei besonders schweren, lehmigen und wasserhaltenden Böden, die zur Bodenverdichtung und Staunässe neigen, ist es ratsam, die gesamte Rasenfläche zu sanden. Dazu wird eine gleichmäßige Schicht von ca. einem Zentimeter gewaschenem feinem Sand aufgebracht, die dann gleichmäßig verteilt wird.
Nach diesem Einsatz sieht die Rasenfläche eher einem großen Sandkasten ähnlich, jedoch keine Angst. Denn bereits ein paar Tage später erscheinen erneut die frischen grünen Grashalme. Mit dieser besonderen Aktion werden die Trittfestigkeit des Rasens und die Wasserdurchlässigkeit gefördert.
Die Düngung als wichtigste Maßnahme
Nun folgt der wichtigste Schritt der Rasenpflege, die Düngung. Besonders empfehlenswert ist die Anwendung eines so genannten Langzeitdüngers, auch als Depotdünger bezeichnet, der über einen Zeitraum von drei bis vier Monaten kontinuierlich die erforderlichen Nährstoffe - vor allem das sehr lebenswichtige Element Stickstoff - abgibt.
Beruhigend ist es zu wissen, dass mit dem Einsatz eines derartigen Düngers keine Schäden am Rasen, also keine Verbrennungen verursacht werden können, und dass auch unmittelbar nach dem Einsatz des Düngers weder auf Regen gewartet werden muss, noch dass man den Rasen künstlich wässern müsste. Als weiterer Vorteil beim Einsatz derartiger Langzeitdünger ist die Verhinderung eines Eintrages von Nitrat ins Grundwasser zu nennen.
Um das geschaffene frische Grün nun zu erhalten, muss der Zierrasen auch weiterhin mit den erforderlichen Nährstoffen ausreichend versorgt werden. So sollte eine weitere Düngung Ende Juni, Anfang Juli und nochmals abschließend im Oktober erfolgen.
Mit diesen relativ einfachen Maßnahmen wird der Rasen fit für das gesamte Gartenjahr und die Voraussetzung für eine ungetrübte Freude am frischen Grün.
Text und Bilder: Gartenbauexperte Franz Beckers