Wunderbare, prallrote Kirschen haben schon immer ihre Anziehungskraft für den Obstfreund oder den Genießer schmackhafter Konfitüren ausgeübt. Leider hat sich ein lästiger und unappetitlicher Schädling in den letzten Jahren in Richtung Norden ausbreiten können.
Es handelt sich um die Maden der einheimischen Europäischen Kirschfruchtfliege (Rhagoletis cerasi), die in den Sommermonaten Juni-August in reifen Kirschen, mit jeweils einer Made je Kirsche zu finden sind. Zu allem Überfluss hat sich in Mitteleuropa in den letzten Jahren die eingeschleppte Amerikanische Kirschfruchtfliege (Rhagoletis cingulata) dazugesellt, die neben Süßkirschen auch Sauerkirschen, Traubenkirschen, Heckenkirschen und Schneebeeren mit gleich mehreren Maden je Frucht befällt.
Hinweise zur Lebensweise und Biologie
Die Kirschfruchtfliege wird bis zu 5 mm groß und erinnert an eine kleine Stubenfliege. Sie lässt sich an den grünen Augen und dem markanten, trapezförmigen gelben Rückenschild sehr gut von anderen Arten unterscheiden. Die Fliegen, deren Puppen sich im Boden aufhalten, schlüpfen je nach Witterung ab Ende Mai bis in den Juli. Zum Zeitpunkt der Umfärbung der Früchte, von grün zu gelb, legen die Europäischen Fruchtfliegen jeweils ein Ei je Kirsche ab. Trockenes und warmes Wetter begünstigt die Entwicklung und Ausbreitung.
Nach acht bis zehn Tagen schlüpfen dann die Maden aus den abgelegten Eiern und fressen sich durch das Fruchtfleisch der Kirschen bis zum Kern. Dabei wird die befallene Frucht um den Kern weich und braun. Nunmehr kann man die weißen ca. vier bis sechs Millimeter großen Maden entdecken. Nach einem Reifungsfraß von ca. zwei bis drei Wochen verlassen die Larven die Kirsche oder fallen mit der faulenden Frucht zu Boden, um sich im Erdreich bis zum nächsten Frühjahr zu Verpuppen.
Möglichkeiten der Bekämpfung
Im Haus- und Kleingarten sind keine chemischen Präparate zur Bekämpfung zugelassen. Die Anwendung der Präparate ist wegen der erforderlichen Wartezeit, nämlich dem Zeitraum zwischen der letzten Anwendung und der Ernte, naturgemäß bei Kirschen nicht einzuhalten.
Die einfachste Methode ist, die Eiablage der Fruchtfliegen zu verhindern. Zum Zeitpunkt der Umfärbung der Früchte kann ein engmaschiges Netz die Eiablage verhindern. In der Regel sind Kirschbäume jedoch sehr groß, was diese Möglichkeit des Schutzes in vielen Fällen nicht ermöglicht. Beschränkt man den Schutz durch Netze auf einzelne größere Astpartien, so ist für einen normalen Haushalt die Menge befallsfreier Kirschen ausreichend.
Gelbtafeln
Alle Kirschfruchtfliegenarten werden wie die meisten Insekten von gelber Farbe angelockt. Die Attraktivität ist zum einen durch gelb werdende Früchte und zum anderen durch die gelben Rückenschilder der Fliegen zu erklären. Die beleimten Kirschfruchtfliegenfallen sollten ebenfalls zum Zeitpunkt der Umfärbung der Kirschen angebracht werden.
Die im Handel zu erwerbenden Leimtafeln müssen schon in ausreichender Zahl, bei einem großen Baum ca. zehn Tafeln, im Baum verteilt werden. Bei der Ernte der Kirschen können die Fangtafeln dann gleich mit entfernt werden. Diese alternative Methode kann leider nur über einen Zeitraum von mehreren Jahren den Befall reduzieren.
Verpuppung verhindern oder die Puppen vernichten
Die wirksamste Maßnahme der Bekämpfung der Kirschfruchtfliege im Hausgarten ist die Reduzierung der Puppenanzahl. Dazu deckt man den Boden im Wurzelbereich des Baumes mit einer Folie oder einem wasserdurchlässigen Vlies - in der Zeit von Juni bis zur Ernte - ab. Dies hindert die schlüpfenden Fliegen an der Eiablage und erleichtert außerdem das Absammeln herabfallender Früchte, in denen sich Puppen oder Larven befinden. Das bedeutet natürlich auch, dass alle Früchte des Baumes geerntet und via Mülltonne - nicht auf den Kompost! - entsorgt werden, um den Entwicklungszyklus zu unterbrechen.
Sehr eifrige Helfer bei der Reduktion der Larven und Puppen sind Hühner, die unermüdlich nach den Puppen scharren und somit auch einen Beitrag zu den alternativen Maßnahmen darstellen. Aus diesem Grunde fanden in vergangenen Zeiten Kirschbäume ihren Platz im sogenannten "Hühnerpark".
Richtige Sortenwahl
Eine einfache Möglichkeit der alternativen Befallsminderung stellen die Pflanzen sehr früher oder sehr später Sorten dar. So sind zum Beispiel die Sorten "Burlat" oder "Lapins" schon vor der Eiablage reif und werden somit von einem Befall verschont. Auch gelbfrüchtige Sorten wie z.B. "Dönissens Gelbe" werden nicht befallen. Der Vorteil der beiden erstgenannten Sorten liegt auch darin, dass sie keinen Pollenspender brauchen, also "selbstfruchtbar" sind.