Alpenveilchen mit der botanischen Bezeichnung Cyclamen haben familiär nichts mit den Veilchen gemeinsam. Die Blütenform gab wohl dieser interessanten Pflanze den Namen. Die Knollenpflanze stellt eine eigene Pflanzengattung dar. Das Verbreitungsgebiet des reizvollen Juwels ist der Mittelmeerraum, vor allen Dingen in den karstigen Gebirgen der Türkei, Italien, Griechenland, dem Balkan oder den Balearen. Das nördlichste Vorkommen liegt in Polen und im südlichen Russland. Selbst in Israel und in Nordafrika sind einige Arten anzutreffen.
Aber auch sogar in den deutschen Alpen kommt eine Wildalpenveilchenart (Cyclamen purpurascens) vor, die sogar mit einem zarten Duft überrascht. Von den etwa fünf Arten, die in unserem heimischen Klima mehr oder weniger gedeihen könnten, ist das efeublättrige Alpenveilchen mit der wissenschaftlichen Bezeichnung Cyclamen hederifolium sowie das Vorfrühlingsalpenveilchen (Cyclamen coum) besonders geeignet, einen kleinen attraktiven Schatz in den eigenen Garten zu holen.
Frostharte Arten besonders geeignet
Die letztgenannten Arten sind als "frosthart" zu bezeichnen und können auch ohne zusätzlichen Winterschutz Temperaturen bis minus 20° Celsius vertragen. Auch die Anspruchslosigkeit an Pflege und Standort zeichnen diese Arten aus, um einen Versuch der Anpflanzung zu wagen. Die Verwendung kann recht unterschiedlich sein und reicht vom Steingartenbeet und Gehölzrand bis hin zu größeren Pflanztrögen.
Der richtige Standort
Im Garten ist ein nach Süden ausgerichteter, halbschattiger Pflanzplatz unter laubabwerfenden Bäumen oder großen Sträuchern ideal. Stehen Wildalpenveilchen zu sonnig, vergilbt das Laub vorzeitig und die Pflanzen fühlen sich nicht wohl.
Weniger geeignet sind Dauerschattenplätze, die von Gebäuden oder von immergrünen Bäumen verursacht werden. Die Folge wäre ein nur schwacher Blütenansatz und das winterliche trübe Wetter könnte Pilzkrankheiten fördern.
Auch der Gehölzrand ist für Wildalpenveilchen als Pflanzplatz geeignet. Die Wurzelkonkurrenz und die sommerliche Trockenheit des eigentlich problematischen Bereiches machen anderen Pflanzen große Schwierigkeiten, jedoch Alpenveilchen bevorzugen genau diesen Platz, um im Sommer in die erforderliche Wachstumspause einzutreten.
Der Boden sollte tiefgründig, humos- und kalkhaltig sein. Staunässe ist - wie bei den meisten Pflanzen - absolut zu vermeiden. Bei den im Sendegebiet anstehenden Böden, die mit reichlich Steinen und groben Bestandteilen durchsetzt sind, sollte die Bodenbeschaffenheit kein Problem sein und sich möglicherweise als idealer Pflanzplatz für Wildalpenveilchen herausstellen.
Das Efeublättrige Alpenveilchen
Zu den sichersten und sehr einfach zu pflegenden Arten zählt das Efeublättrige Alpenveilchen. Die Blüte erscheint Ende August bis in den Oktober hinein und erstaunlicherweise noch vor den attraktiven Blättern, die an Efeublätter erinnern.
Neben den rosa und rötlichen Farbtönen existieren auch reinweiße Varianten.
Die Knollen der Pflanzen können nach mehreren Jahren beachtliche Größen von mehr als 20 Zentimetern Durchmesser erreichen, die dann mit einer Vielzahl von bis zu 100 Blüten und mehr überraschen.
Besonders attraktiv, das Vorfrühlingsalpenveilchen
Ebenfalls unempfindlich gegen Witterungsunbilden bietet sich eine weitere Möglichkeit an, auch andere Arten wie zum Beispiel das Vorfrühlings-Alpenveilchen in den Garten zu holen. Die Besonderheit dieser reizvollen Art liegt am außergewöhnlichen Zeitpunkt der Blüte. Nicht selten zeigt die Art bei milder Witterungslage die ersten Blüten bereits im Februar, die ersten neugierigen Blüten zeigen noch im Restschnee den nahen Frühling an.
Die Blütenfarben reichen von Weiß über Rosa bis zu Magenta, wobei die Blattzeichnung auffallend unterschiedlich, bis hin zu fast silbrigen Mustern ausgeprägt ist. Bei der sehr schönen Art lohnt es sich den Versuch zu wagen, die Pflanzen im Zierrasen anzusiedeln. Bei entsprechend zusagenden Plätzen kommt es zur Ausbreitung und zur Verwilderung der außergewöhnlichen Pflanzen.
Beschaffung des Pflanzmaterials
Als Pflanzenmaterial werden mitunter trockene Knollen angeboten, die in der Regel aus Naturentnahmen der Heimatstandorte stammen. Jedoch ist hierbei etwas Geduld erforderlich, denn erst im folgenden Jahr werden Blüten zu erwarten sein. Besser ist die Pflanzung bereits blühender oder knospiger Pflanzen, die derzeitig im Fachhandel in mehreren Farben angeboten werden.
Besonders hübsch ist anzusehen, wenn die seltenen Gartenbewohner in kleinen Gruppen im Abstand von 15 bis 20 Zentimetern gepflanzt werden. Um einen ausreichenden Schutz vor Kälte zu erreichen, sind die Knollen ausreichend tief zu pflanzen. In der Regel ist eine Bedeckung von zirka acht bis zehn Zentimeter Boden ausreichend. Die Pflanzstelle ist dann mit einer Schicht Rindenmulch oder besser noch Kiefernnadeln abzudecken, um störenden Unkrautwuchs einzudämmen, zusätzlichen Frostschutz zu gewähren und um so diesen Pflanzplatz kenntlich zu machen. Treten besonders tiefe Wintertemperaturen auf, sorgen ein paar Fichten- oder Tannenzweige, die locker aufgelegt werden, für zusätzlichen Kälteschutz.
Ameisen als Helfer bei der Verbreitung
Fühlen die Pflanzen sich wohl, werden aus den auffälligen Samenkapseln unzählige Samen verstreut, die als Sämlingsnachwuchs mit der Zeit wahre Blütenteppiche schaffen können. Besonders kurios ist die Verbreitung der Samen durch Ameisen. An den braunen Samen ist ein eiweißreiches Anhängsel (Elaiosom) vorhanden, welches für die Ameisen sehr attraktiv ist. Dieser "Leckerbissen" sorgt für eine weitere Verbreitung der etwas selteneren Pflanzengäste in unseren Gärten.
Bilder: Franz Beckers