Die ursprüngliche Heimat der reizenden Pflanze ist Kleinasien. Andere Vorkommen in England, Holland oder anderen europäischen Ländern können als verwildert bezeichnet werden. Die Pflanzen wurden als Heilmittel in der Pharmazie verwendet und wurden bereits im 17. Jahrhundert in Klostergärten kultiviert. Auch in der heutigen Naturheilkunde werden Wirkstoffe des Schneeglöckchens bei bestimmten Herzleiden und neuerdings zur Linderung von Demenz und Alzheimer eingesetzt.
Schneeglöckchen als Modeerscheinung?
Die Gattung Galanthus umfasst zirka 20 Arten mit einer nicht überschaubaren Vielzahl von mehr als 1000 Sorten. Jedoch sind die Unterschiede der einzelnen Sorten sehr gering. Man muss schon sehr genau und unter Umständen mit einer Lupe hinschauen, um einen Unterschied feststellen zu können. In den meisten Fällen handelt es sich um Abweichungen des obligatorischen grünen Flecks an den inneren Blütenblättern. Bei anderen Sorten werden die Unterschiede an der Größe der Blüten oder an der Form der Blätter gefunden. Dass gerade diese Pflanze mit einer schlichten und einfachen Form die Pflanzenliebhaber zum Sammeln der einzelnen Arten und Sorten anregte, ist schon sehr erstaunlich. Es ist fast eine Parallele zu der Tulpenmanie des 17. Jahrhunderts zu sehen, wenn auf kürzlich stattgefundenen Schneeglöckchen-Events in England Preise von mehr als 150 Pfund je Zwiebelchen geboten werden. Die Schneeglöckchen-Liebhaber, sogenannte "Galanthophile" zahlen den spektakulären Preis, um in den Besitz der seltenen Sorten zu kommen.
Auch in Deutschland, Holland oder Belgien hat die Jagd auf die kleinen Frühlingsboten begonnen und immer mehr Gärten hüten kostbare und teure Sorten der Zwiebelpflanze.
Aber auch ganz normale Arten wie Galanthus elwesii, Galanthus atkinesii oder Galanthus plicatus sind bemerkenswerte Vertreter der Schneeglöckchen. Sie haben unterschiedliche Formen der Blüte und des Blühzeitpunktes, deren Aufnahme im heimischen Garten sicherlich sehr lohnenswert ist und das zu normalen und erschwinglichen Preisen.
Blütezeit vom Herbst bis zum April
Der außergewöhnliche Blütezeitpunkt des Herbst-Schneeglöckchens (Galanthus reginae-olgae) macht die Art attraktiv, da zu diesem Zeitpunkt kaum jemand mit der Blüte eines Schneeglöckchens rechnet.
Je nach Witterung und Sorte setzt die normale Blüte bereits im Januar ein. Der Höhepunkt der Schneeglöckchenblüte liegt jedoch in unseren Breitengraden im Februar. Häufig herrscht zu dieser Zeit noch Frost und teilweise Schnee, was den widerstandsfähigen Pflanzen in den meisten Fällen nichts anhaben kann.
Der Pflanzplatz
Schneeglöckchen sind nicht besonders anspruchsvoll und brauchen kaum Pflege, jedoch ist die Auswahl des Standortes außerordentlich wichtig. Der Pflanzplatz und langjährige Standort sollte sich am Gehölzrand unter Laubbäumen oder hohen Sträuchern, also im Halbschatten befinden. Der Boden sollte lehmig-humos sein, der auch im Sommer nicht austrocknet.
Ein Standort in der Nähe oder unter Nadelgehölzen ist wegen der sauren Reaktion des Bodens und zu starkem Schatten nicht geeignet.
Eine gewisse Grundfeuchte, vor allem im Frühjahr sollte gewährleistet sein, doch Staunässe und undurchlässiges Erdreich sollte gemieden werden.
Pflanzentipp: "in the green"
Beim Erwerb von Schneeglöckchen gilt eine Ausnahmeregel. Vom Kauf loser Zwiebeln raten Fachleute ab. Die angebotenen Zwiebeln sind in der Regel durch Lagerung und Feuchtigkeitsentzug geschädigt, was zum Verlust der Pflanzen führen kann oder die Zwiebeln pausieren eine Vegetationsperiode lang ohne Blüten und mit wenigen Blättern.
Immer mehr Schneeglöckchen-Liebhaber gehen dazu über, die Pflanzen während oder kurz nach der Blütezeit zu pflanzen. Der Vorteil liegt nicht nur in einer besseren Anwachsquote, sondern auch darin, dass beim Kauf die gewünschte Art oder Sorte erworben wird. Folgt man den Ratschlägen der Spezialisten auf dem Gebiet, werden Schneeglöckchen "in the green" gepflanzt.
Text und Bilder: Gartenexperte Franz Beckers