Nicht nur der Kalender zeigt dem Pflanzenfreund den Beginn des neuen Gartenjahres an. Sichere Zeichen sind auch Frühlingsboten im Monat März aus dem Pflanzen- und Tierreich. Imposant sind die großen Formationen der vorbeiziehenden Kraniche oder anderer Zugvögel, die nun zu ihren nördlichen Quartieren ziehen. Auch ist hier und da an besonders milden Tagen auffällig, dass die ersten Marienkäfer oder grün schimmernde Florfliegen mit fragilen, durchscheinenden Flügeln unterwegs sind. Hier und da sind sogar die ersten Schmetterlinge aus dem Winterschlaf erwacht.
Tageslänge entscheidend
Es ist schon sehr erstaunlich, dass das Erwachen der Pflanzen - dank einer "inneren Uhr" - den Frühling erweckt. Die Farbe des Lichts und vor allem die Tageslänge geben den Pflanzen den Startschuss in den Frühling.
Im Pflanzenreich gehören zu den vorwitzigsten Boten des nahenden Frühjahrs die Winterlinge (Eranthis hyemalis), die mit ihrer auffälligen gelben Blütenfarbe in manchen Fällen noch gegen Schneereste ankämpfen müssen, um ihre Pracht zu entfalten.
Es folgen im fließenden Übergang regelrechte "Frühaufsteher", die allgemein bekannten Schneeglöckchen (Galanthus nivalis). Durch ihren Arten- und Sortenreichtum regen sie sogar zum Sammeln der bescheidenen doch sehr eindrucksvollen Pflanzen manchen Hobbybotaniker an.
Pflanzen erzeugen Biowärme
Sehr interessant ist die außergewöhnliche Eigenschaft, dass die Schneeglöckchen sogar bei sehr früher Blüte Schnee schmelzen lassen können. Wissenschaftler konnten klären, dass, wenn die zarten Pflanzen durch den kalten, mitunter auch harschen Schnee stoßen, einen regelrechten Trick anwenden, um mit ihren Glöckchen den Frühling einzuläuten.
Zum ersten schützt die Blüte ein festes Hochblatt, das wie ein Sporn deutlich oberhalb der Blüte angebracht ist. Zum zweiten sorgt eigenproduzierte Biowärme mit immerhin 8 bis 10 °C dafür, dass der Schnee rund um Blätter und Stängel schmilzt und somit noch zusätzlich auch für eine Bewässerung sorgt.
Sortenvielfalt bei Krokus und Narzissen
Der Frühlingsreigen wird dann durch das Erblühen der ersten Krokusse (Crocus sp.) und früh blühender Narzissen (Narcissus sp.) mit kleinen Blüten fortgeführt. Bei den Krokussen handelt es sich im Besonderen um die Botanischen Krokusse, die auch als Elfenkrokusse (Crocus tommasinianus) bezeichnet werden.
Die früh blühenden Krokusarten eignen sich zur Verwilderung, d.h. die Zwiebelpflanzen sind in der Lage, durch Samen und Brutknollen einen natürlichen Bestand in den Blumenbeeten oder am Gehölzrand dauerhaft zu bilden, was für den naturnahen Garten sehr reizvoll sein kann. Das gleiche gilt für die niedrig bleibenden Narzissensorten wie z.B. "Tete a Tete", "Peeping Tom" die mit ihren zierlichen Trompeten an die bekannten Wildnarzissen erinnern. Etwas ganz Besonderes ist die crem-weiße "Bridal Crown", die mit einem zarten Duft überrascht.
Blausterne als besonderes Kleinod im Garten
Ein einmaliges und vielfältiges Kleinod im Vorfrühlings-Garten sind verschiedene Blausternarten (Scilla sp.). Neben dem einheimischen Zweiblättrigen Blaustern (Scilla biflora), der in unseren Mischwäldern anzutreffen ist, bildet vor allem der Sibirische Blaustern (Scilla siberica) wundervolle intensiv- blaue Blüten.
Da sich die vorgenannten Zwiebelblumen allesamt zum Verwildern eignen, sollte versucht werden, diese reizvollen Pflanzen im Bereich des Zierrasens oder der Wiese anzusiedeln. Dies geschieht im September/Oktober in Form punktueller Pflanzungen, wobei fünf bis zehn Zwiebeln jeweils eine Gruppe bilden. Vorzugsweise sollte bei der Rasenpflanzung das Laub der Zwiebelblumen nach dem Abblühen grundsätzlich nicht beim Mähen des Rasens mit abgeschnitten werden.
Die natürliche Rückführung der Nährstoffe vom Laub in die Zwiebeln ist unbedingt erforderlich, um eine Stärkung und somit einen weiteren Erhalt der Speicherorgane zu gewährleisten. Diese Bedingung sollte auch bei den Blumenzwiebeln an anderen Standorten erfüllt werden, also grundsätzlich das Laub vor dem Entfernen erst gelb bzw. braun werden lassen. Im Zierrasen sind zur Unterstützung des Wachstums alle Zwiebelgewächse für eine zusätzliche Nährstoffgabe mittels Dünger, der unmittelbar nach der Blüte ausgebracht wird, außerordentlich dankbar.
Die Startzeichen für die kommende Gartensaison sind bereits gegeben und werden durch die Freude an den erblühten Frühlingsboten zu einem besonderen Erlebnis.
Text und Bilder: Gartenbauexperte Franz Beckers