Neben anderen in Mitteleuropa heimischen Rüsselkäfern ist es der gefürchtete Dickmaulrüssler (Otiorhynchus sulcatus), der außergewöhnlich gefährlich für alle Pflanzen in unseren Gärten ist. Ursprünglich wurde der Käfer, der seinen eigenwilligen Namen durch die Gestalt des nach unten gebogenen Rüssels erhielt, vor mehr als 100 Jahren aus dem Mittelmeerraum und speziell aus dem Balkan eingeschleppt, wo er als gefährlicher Pflanzenschädling an Weinreben und Erdbeerpflanzen große Schäden verursachte.
Offensichtlich konnten Igel, Spitzmaus oder andere bekannte Nützlinge die Ausbreitung nicht verhindern oder auf ein erträgliches Maß reduzieren, so dass in den letzten Jahren die meisten Hobbygärtner eine Bekanntschaft mit dem unangenehmen Burschen gemacht haben. Der Speiseplan des Insekts ist recht abwechslungsreich und im Grunde genommen macht der Käfer, der eine Größe von ca. 1 cm erreicht, vor keinem Grün Halt.
Balkon- und Terrassenpflanzen besonders gefährdet
Besonders gefährdet sind die Balkon- und Terrassenpflanzen, da das Substrat in den meisten Fällen aus lockerem und durchlässigem Material besteht und die Erwärmung im Frühjahr schneller einsetzt. Ganz oben auf dem Speiseplan stehen Gehölze mit etwas derberen Blättern wie z. B. Rododendron, Azaleen, Kamelien, Kirschlorbeer, Efeu oder Eiben. Bei den krautigen Stauden sind es vor allem die Bergenien, Prachtspieren, Wildalpenveilchen und Steinbrechgewächse, die von dem Käfer wie auch von den Larven besonders bevorzugt werden.
Schadbild des Käfers: Unverwechselbar
Zwar sind die Schäden des Käfers nicht schön anzusehen, denn typisch für die Fraßschäden sind buchtartige runde Fraßstellen, die ausschließlich am Rand der Blätter zu finden sind, aber unvergleichlich gefährlicher dagegen ist der Fraß der Larven, die unbemerkt im Untergrund zuerst an den feinen Faserwurzeln, später jedoch auch dickere Wurzeln nicht verschmähen und sogar bis zum Wurzelhalsbereich Schäden verursachen. Bemerkbar macht sich dieses heimtückische Werk der Larven durch plötzliches Welken der befallenen Pflanzen, die jedoch nicht – wie zu vermuten wäre – unter Trockenheit leiden.
Um eine optimale Bekämpfung des Dickmaulrüsslers zu erreichen, ist es wichtig, den Lebenszyklus zu kennen. Zwar hängt die Entwicklungszeit sehr stark vom Witterungsverlauf ab, jedoch schlüpfen während der gesamten Vegetationszeit von Mai bis September aus den abgelegten Eiern permanent Larven, die sofort mit dem Fressen an den Wurzeln beginnen. Nach der Entwicklung verschiedener Larvenstadien erfolgt die Verpuppung, die im Sommer bis zur Umwandlung in Käfer nur kurze Zeit dauert. Ein Käfer ist in der Lage, in seinem meist zweijährigen Leben bis zu tausend Eier abzulegen. Geradezu heimtückisch ist seine absolute Nachtaktivität. Nur bei vollkommener Dunkelheit kommt er aus verborgenen Verstecken wie Mauerritzen, Mulm oder Mulch hervor, um an den Blatträndern Schäden zu verursachen.
Bekämpfungsmöglichkeiten
Ein Absammeln der Tiere während der Nachtzeit mit Hilfe einer Taschenlampe ist zwar eine Alternative, jedoch erscheint die Möglichkeit recht aussichtslos, wenn man feststellt, dass die Käfer bei leichtester Berührung der Blätter oder Zweige sich leblos stellend zu Boden fallen lassen.
Eine chemische Bekämpfung der Käfer ist relativ einfach, wenn man bedenkt, dass ein geeignetes Insektizid unmittelbar vor dem Einsetzen der Dunkelheit ausgebracht werden muss, um den Wirkstoff mit den Tieren direkt in Verbindung zu bringen. Besonders empfehlenswert ist die Ausbringung von natürlichen Insektiziden wie z.B. Pyreth oder Neem. Eine wiederholte Anwendung innerhalb weniger Tage sichert den Erfolg.
Bekämpfung der Larven problematisch
Weitaus problematischer ist die Bekämpfung der im Boden befindlichen Larven. Zwar sind zu diesem Zweck chemische Präparate, die im Gießverfahren angewendet werden, offiziell zugelassen, jedoch ist deren Wirkung in vielen Fällen nicht ausreichend. Präparate, die für diesen Zweck eingesetzt werden können, enthalten umstrittene Wirkstoffe wie z.B. Thiacloprid oder Thiamethoxam, die der Gruppe der Neonikotinoide zugeordnet sind. Bereits im Jahr 2013 hat jedoch die EU-Kommission empfohlen, derartige Präparate zu verbieten, weil sie diese für das grassierende Bienensterben verantwortlich machen.
Doch auch wenn man von diesem Verdacht einmal absieht: Grundsätzlich können chemische Mittel zur Bekämpfung von Schädlingen das biologische Gleichgewicht Garten durcheinanderbringen und nicht vorhersehbare Schäden anrichten. Deshalb hat es sich als sinnvoll erwiesen, zunächst alle biologischen und mechanischen Maßnahmen auszuschöpfen, bevor man über die chemische Alternative nachdenkt. Bedenkt man, dass der Umgang mit chemischen Präparaten in der Nähe des geliebten Sitzplatzes auf Balkon oder Terrasse auch nicht jedermanns Sache ist.
Biologische Bekämpfung der Larven am effektivsten
Für den Menschen völlig ungefährlich und außerdem am effektivsten ist die Bekämpfung der Larven mit parasitären Fadenwürmern, auch als Nematoden bekannt. Die Nützlinge sind per Bestellschein in jedem Fachhandel käuflich zu erwerben. Eine Bekämpfung der Larven und Puppen mit Nematoden ist in allen Fällen die erfolgreichste Bekämpfungsmethode. Die winzig kleinen Nützlinge sind nur unter dem Mikroskop erkennbar, bewegen sich nach der Ausbringung aktiv im Boden, der zum Behandlungszeitpunkt feucht gehalten werden muss.
Die Parasiten dringen in die Larven ein und geben ein Bakterium frei, was innerhalb weniger Tage zum Absterben der Larven führt. Diese Bekämpfungsmaßnahme hat eine nachhaltige Wirkung, da die Parasiten sich im Körper der toten Dickmaulrüssler-Larven weiter vermehren und somit eine anhaltende Wirkung im Boden gewährleistet ist. Die Anwendung der fleißigen Helfer sollte in den Monaten Juni bis August erfolgen, da eine lebensnotwendige Bodentemperatur von mehr als 12 °C vorhanden sein muss.
Selbstverständlich sollten auch hier die Ratschläge der Gebrauchsanweisung sorgfältig beachtet und durchgeführt werden, um einen effektiven Bekämpfungserfolg zu erreichen.
Text und Bilder: Franz Beckers