Vermutlich ist auch für die kältesten Klimalagen der Winter mit seiner Frostgefahr endgültig vorbei. Nun ist für den Liebhaber von Balkon- und Gartenpflanzen die Zeit gekommen, nach den so genannten Eisheiligen (12. – 15. Mai) die Pflanzen aus dem Winterquartier an die frische Luft zu holen.
Doch bei diesem Unternehmen droht eine ernsthafte Gefahr für die Pflanzen. Nicht gerade von der Sonne verwöhnt, haben die Zöglinge über Monate ein karges Dasein gefristet und die Blattoberfläche ist dem natürlichen Sonnenlicht nicht mehr gewachsen und hat den Widerstand gegen schädigende UV-Strahlen verloren.
Im Dunkeln munkeln
Meist wird der Hobbygärtner durch einen sonnigen Frühlingstag animiert, seine Schätze aus dem Winterquartier zu holen. Die direkte und plötzliche Sonneneinstrahlung verursacht massive Sonnenbrandschäden. Dies äußert sich durch eine spontane Aufhellung mit nachfolgender Verbräunung der äußeren Blätter, die gen Süden gerichtet sind. Besonders empfindlich reagieren Hibiskus, Wandelröschen und Engelstrompeten sowie andere Kübelpflanzen mit weichem Laub. Aber auch hart gesottene Sonnenanbeter wie Oleander, Agave oder Kakteen erleiden besonders an ihren frischen Trieben massive Schäden, wenn der Umzug besonders abrupt und an einem sonnigen Tag erfolgt.
Um diese Schäden zu vermeiden, ist das Unternehmen an einem regnerischen Tag oder bei trüber Witterung durchzuführen. Sollte die Ungeduld jedoch zu direkten Taten drängen, so ist zu empfehlen, die Pflanzen an einem schattigen Standort, z.B. unter hohen Bäumen oder im Schatten von Gebäuden, für mindestens vier bis fünf Tage aufzustellen. In dieser Zeit entwickelt sich auf der oberen Schicht der Blätter ein natürlicher Sonnenschutz.
Düngen
Nun ist es auch Zeit, mit regelmäßigem Düngen dem Nährstoffbedarf der Pflanzen nachzukommen. Dies kann mit regelmäßigen wöchentlichen Gaben eines herkömmlichen Flüssigdüngers erfolgen oder die bequemere Art wäre eine einmalige Anwendung so genannter Langzeitdünger, die eine kontinuierliche Freigabe von Nährstoffen über einen Zeitraum von vier bis fünf Monaten gewährleisten. Besonders nährstoffhungrige Pflanzen wie Oleander, Engelstrompeten und Wandelröschen benötigen zusätzlich eine extra Portion Dünger, um ihre Pracht zu entfalten.
Umpflanzen und Zurückschneiden
Für einige Kübelpflanzen ist es an der Zeit, umgepflanzt zu werden, denn nach einem Zeitraum von zwei oder drei Jahren ist die Topferde verbraucht und meistens sehr dicht mit Wurzelwerk durchwachsen. Bei der Gelegenheit sollte die obere Schicht des Topfballens in einer Stärke von fünf bis zehn Zentimetern entfernt und entsorgt werden, denn hier haben sich über einen längeren Zeitraum so genannte Ballaststoffe wie Kochsalz oder nicht genutzte Nährstoffe und Mineralien, die für die Pflanzen äußerst schädlich sind, angesammelt.
Auch sollte so mancher Umzugskandidat mit einem beherzten Schnitt mit der Gartenschere wieder in eine ansehnliche Form gebracht werden. Vor allem Triebe, die unter Lichtmangel entstanden sind und eine helle bis fast weiße Blattfarbe haben, sollten zurückgeschnitten werden. Geradezu unerlässlich ist der Rückschnitt von Enzianbäumchen, Wandelröschen, Bleiwurz und Jasmin, um eine üppige Blüte zu erhalten.
Dem Traum eines jeden Pflanzenfreundes, inmitten prächtig blühender Kübelpflanzen auf Balkon oder Terrasse die schönste Zeit des Gartenjahres zu verbringen, kommen Sie so etwas näher.
Franz Beckers