Die anspruchslose und genügsame Pflanze aus der Familie der Dickfleischgewächse, die ihren Ursprung im Mittelmeerraum und vor allem im Gebirge hat, besitzt erstaunlich viele Namen, die teils Zauberkraft oder Heilung von bestimmten Leiden versprechen. Am bekanntesten sind die Bezeichnungen: Hauswurz, Steinrose, Donnerwurz, Dachlauch, Donnerbart oder wie im urigen Rheinland auch als Dachkappes (Dachkohl) bezeichnet.
Die Verwendung in der Heilkunde kommt in einem alten Kräuterbuch mit folgendem Reim zum Ausdruck: "Wer edle Hauswurz hält in Ehren, der kann wohl manchem Übel wehren".
Schon Karl der Große befahl seinen Untertanen in einer Verordnung die Anpflanzung von Hauswurz (Sempervivum tectorum) zum Schutz vor Blitzschlag auf jedes Dach zu pflanzen.
Vielseitig verwendbar
Die anspruchslose Rosettenpflanze ist in der Lage, in einigen Jahren große Polster zu bilden, benötigt aber durchlässigen Boden und viel Sonne. Ob im Steingarten oder als Wegeinfassung sowie steilen und sonnigen Böschungen kommt die Pflanze mit extremen Standorten zurecht. Nur nasse Füße mag sie nicht.
Auch die Verwendung auf alten Mauerkronen, in Fugen von Trockenmauern, dauerhaft bepflanzten Balkonkästen, Trögen, Schalen sowie die Bepflanzung von Lavasteinen ist möglich und macht die Pflanzen zu einem Blickfang. Sempervivum-Arten sind bestens für die Bepflanzung von Steingärten geeignet, wobei ihr sehr langsamer Wuchs und der geringe Pflegeanspruch ideale Vorrausetzungen darstellen.
Ausgefallen ist die Verwendung in ausgedienten Haushaltsgefäßen z.B. Küchen-sieben, Seifenschalen, Keramiken oder gar in Schuhen.
Seltener, allerdings sehr reizvoll, ist die Bepflanzung flacher Dächer wie z.B. auf Garagen oder Gartenlauben mit einer geringen Auflage speziell durchlässiger Substrate (Bims, Lava). Jedoch sollte die Statik des jeweiligen Daches und eine entsprechende Abdichtung beachtet werden.
Vielfältige Farben und Formen
Die Formen und Farbenvielfalt der Rosetten kennen fast keine Grenzen. Vom satten Grün über rote und braune, sowie gelbliche oder mehrfarbige Rosetten bietet die Pflanze ein großes Farbspektrum. Der Durchmesser der einzelnen Rosetten reicht von 7 mm bis zu den großen Rosetten der zahlreichen Hybriden, die nicht selten einen Durchmesser von mehr als 20 cm erreichen.
Besonders reizvoll sind die kugeligen, besonders kleinen Rosetten des Spinnweb-Hauswurzes (Sempervivum arachnoideum), die mit auffällig langen weißen Haaren an ein Spinnennetz erinnern.
Die Blüte, als Höhepunkt im Juli
Besonders attraktiv stellt sich die Pflanze während der Blütezeit im Juni/Juli dar. Besonders auffällig sind die mit bis zu 40 cm langen Blütenstängel, die mit etwas Phantasie an schuppige Echsenhälse oder auch an Dinosaurier erinnern.
Die meist rosafarbigen Blütensternchen werden fleißig von Hummeln, Wildbienen und anderen Insekten besucht. Nach drei- bis vierwöchiger Blütezeit erfolgt die Samenreife der Pflanze, die mit einer enormen Zahl von Samen (1 g enthält 50.000 Samen) für zahlreiche Nachkommen sorgen. Leider stirbt die Mutterrosette nach der Blüte ab, jedoch werden vor dem Absterben zahlreiche Kindel als Nachkommen gebildet.
Durch die Vielzahl der Arten und der Verwendungsmöglichkeiten und der fast unübersichtlichen Anzahl von Züchtungshybriden wird mancher Pflanzenfreund zur Sammelleidenschaft der reizvollen Pflanzen verführt, zumal auch ein noch so kleiner Platz ausreichend ist.
Text und Bilder: Gartenbauexperte Franz Beckers