Die farbenfrohe Überraschung in der Natur wirkt geradezu wie Vorboten, ein Signal, dass sich der Frühling in nicht allzu weiter Ferne ankündigt. Die Frühaufsteher unter den Pflanzen haben nicht nur auf den Menschen einen positiven Einfluss; auch in der Insektenwelt sind die ersten Blüten willkommen und notwendig. Steigt das Thermometer gelegentlich etwas höher, können vereinzelt Bienen, Hummeln und sogar schon Schmetterlinge beobachtet werden.
Verbreiteter und bekannter Frühaufsteher
Häufiger in öffentlichen Parks oder als Straßenbegleitgrün angepflanzt überrascht mitten im Winter die Schneekirsche (Prunus subhirtella „Autumnalis“) oder auch als Frühjahrskirsche bezeichnet, mit zarten, weißlichrosa Blüten, die den schwachwüchsigen Baum oder Strauch bereits im Dezember oder Januar wie ein Zauber überziehen. Das Ziergehölz blüht bis zum starken Frost, wobei Temperaturen von minus 10 Grad Celsius ohne Schäden von den Blüten eingesteckt werden. Bei stärkeren Kälteeinbrüchen blüht die Schneekirsche im April gleich noch mal, wenn auch etwas schwächer.
Die Schneekirsche sollte als Solitär eine Einzelstellung im Zierrasen oder im Vorgarten erhalten. An Pflegeansprüchen ist das Gehölz eher bescheiden.
Eine winterblühende Kletterpflanze
Auch bekannt und weit verbreitet ist der Winterjasmin (Jasminum nudiflorum), ein so genannter Spreizklimmer, der zum Klettern an einer Pergola, an Mauern oder Zäunen den richtigen Platz hat. Die leuchtenden, goldgelben und einfach geformten Blüten öffnen sich bei mildem Wetter gelegentlich auch bereits im Dezember und machen bei eintretendem Frost einfach eine vorübergehende Pause. Mit der Gartenschere sollte der Hobbygärtner sich eher etwas zurückhalten, ein Rückschnitt würde den typischen überhängenden Wuchs des Kletterkünstlers stören.
Eine zauberhafte Überraschung
Auch vielen Gartenfreunden ist die Zaubernuss (Hammamelis mollis, H. japonica) bekannt. Als attraktiver Zierstrauch schmückt er so manchen Vorgarten. Je nach Art oder Sorte erscheinen die Blüten ab Januar in Gelb, rot oder orange. Auch dieser schöne Strauch sollte freigestellt gepflanzt werden um seine Wirkung zu entfalten. Auch bei diesem wertvollen Gehölz sollte die Schere fernbleiben. Der typische Wuchscharakter und auch die Blütenbildung würden unter jedem Schnitt leiden.
Etwas seltener Vertreter der Winterblüher
Etwas seltener anzutreffen, aber ein wahres Juwel im winterlichen Garten, ist die sogenannte Chinesische Winterblüte (Chimonanthus praecox). Der aus China stammende Strauch beeindruckt mit seinen schon bereits im Januar/Februar blühenden, wohlriechenden Blüten, die blassgelb bis weißlich mit einer rosa oder rötlichen Mitte in der kalten Jahreszeit überraschen. Der Strauch blüht meist zum chinesischen Neujahrsfest, das je nach Mondstand zwischen Januar und Februar gefeiert wird. Mit den Zweigen der wunderbar duftenden Pflanze werden die Häuser in China zum Fest geschmückt.
Besonders attraktiv sind die „Schneebälle“
Geradezu wie ein Paukenschlag mit überreichem Blütenschmuck hat der Duftschneeball (Viburnum bodnantense) je nach Witterungslage bereits im November seinen spektakulären Auftritt. Schon bevor man die wunderschönen rosafarbenen Blüten entdeckt, macht sich der Strauch mit einem intensiven Duft im Garten bemerkbar. Dieser stark duftende Zierstrauch beherrscht wie kein anderer die Strategie in der insektenarmen Zeit mit dem ausgeprägten Duft auf sich aufmerksam zu machen, um exklusiv von den wenigen Insekten in der kühlen Jahreszeit bestäubt zu werden.
Auch zu den Schneebällen gehörend und häufiger auch als Kübelpflanze gehalten ist der Lorbeer-Schneeball (Viburnum tinus), der aus dem Mittelmeerraum stammt und somit leider keine ausreichende Winterhärte mitbringt. Ein Winterschutz ist für diesen schönen Blütenstrauch unerlässlich. Dennoch sind die weißen Blütendolden, die den gesamten Busch schmücken, eine wundervolle Zierde während des Winters. Die weit verbreitete Pflanze ist sehr schnittverträglich, der sogar einen gewissen Formschnitt, wie Kugeln Säulen oder kleine Hecken ermöglicht. Der Schnitt sollte in allen Fällen direkt nach der Blüte erfolgen, um die Knospenanlage für das nächste Jahr nicht zu entfernen.
Was kann passieren, wenn es kälter wird?
Auch wenn in unseren Breiten die vorgenannten Pflanzen mit einem „normalen Winter“ keine Probleme haben, so sollte der Pflanzenfreund damit rechnen, dass hin und wieder die Blüte der Gehölze durch Frosteinbrüche entweder aufgehalten oder gar geschädigt wird. Ein geschützter Standort wie etwa ein Innenhof oder hinter höheren Hecken verhindert oder mildert die Schäden. Auch eine Möglichkeit des zusätzlichen Schutzes bieten spezielle Kältevliese, die bei Bedarf über den gesamten Strauch gelegt werden, um die Wintersonne abzuhalten.
Text und Bilder: Gartenbauexperte Franz Beckers