Der Buchsbaum (Buxus sempervirens) hat in Gärten, speziell in Bauerngärten, Parks und historischen Schlossgärten als Einfassung, als geschnittene Kugeln und Kegelformen eine lange Tradition. Was wären die legendären Cottage-Gärten in England ohne ihn, wo der Buchsbaum als charakteristisches, immergrünes Gehölz, entweder als Hecke oder als kunstvoll geschnittene Formen, die englische Gartenkunst prägt.
Buchsbäume stark gefährdet
Jedoch treten in den letzten Jahren etliche Schädlinge und Krankheiten auf, die den Buchsbaum ernsthaft gefährden. So hat sich zum Beispiel in der letzten Zeit die gefürchtete Blattfallkrankheit (Cylindrocladium buxicola) stark ausgebreitet oder die alljährlich auftauchende Buchsbaumgallmilbe (Eriophyes buxi) hat dem Besitzer von Buchsbäumen das Leben schwer gemacht. Damit nicht genug.
Seit mehr als zehn Jahren breitet sich von Süddeutschland ausgehend eine gefräßige Raupe aus. Es ist der Buchsbaumzünsler (Cydalima perspectalis), eine Schmetterlingsraupe, die durch Pflanzenimporte aus Asien und vor allem aus China nach Europa eingeschleppt wurde.
Der eingeschleppte Schädling, der in Europa keine Feinde hat, hat bereits in Süddeutschland und in Frankreich die letzten größeren Naturstandorte von Buchsbaumbeständen vernichtet. Nun ist in den letzten Jahren die Raupe auch in Hausgärten, Parkanlagen und auf Friedhöfen unserer Region angekommen.
Meister der Tarnung
Die Raupe des Buchsbaumzünslers durchläuft sechs Häutungsstadien und wird bis zu 5 cm lang. Die Tarnfarben der Raupe „Nimmersatt“ mit gelbgrüner bis dunkelgrüner Färbung und mit schwarzweißen Streifen, machen die Raupe zwischen den Blättern des Buchsbaumes nahezu unsichtbar, zumal sich die Raupe bei Gefahr in ein dichtes, eingesponnenes Blätterknäuel zurückzieht.
Die Gespinste der Kokons, die sich auch teilweise im Inneren der Buchsbaumkugeln oder in der Hecke befinden, sind recht dicht gesponnen und erschweren somit die Bekämpfung der Schadinsekten durch Pflanzenschutzpräparate.
Ist der Reifungsfraß der Raupen abgeschlossen, erfolgt die Verpuppung, aus der dann der unscheinbare weiß-graue Schmetterling mit einem braunen Saum am Rand der Flügel in einer Größe von ca. 40 mm entsteht. Der Zeitraum des Raupenfraßes ist sehr von der Witterung abhängig.
Da die Raupen sich nicht nur damit begnügen, die Blätter abzufressen sondern auch an der Rinde knabbern, sterben Hecken oder Formgehölze mitunter ganz ab. Häufig bleiben nur Blattrippen und Äste übrig. Bei einem schwächeren Befall und rechtzeitigem Eingreifen, treiben manche Buchsbäume aber auch wieder aus.
Schmetterling mit kurzem Leben
Nach der Entwicklung zum Schmetterling sind die Falter auf der Unterseite der Blätter, meist nicht auf Buchsbäumen, sondern an anderen Pflanzen zu finden. Sie können gut und schnell fliegen. Zur Eiablage suchen die ca. acht Tage lang lebenden Weibchen gezielt nach Buchsbäumen, vornehmlich nach Pflanzen, die noch nicht befallen sind. Die Raupen der letzten Eiablage des Jahres überwintern in Kokons zwischen den Blättern oder in Ritzen in der Nähe der Pflanzen.
Was tun bei Befall
Erkennt der Besitzer von Buchsbäumen die ersten Befallszeichen, nämlich nestartig abgefressene Blätter, dann sollte wegen der ernsthaften Gefahr schnell gehandelt werden. Da der Buchsbaumzünsler in den meisten Fällen drei Generationen im Jahr durchläuft, muss mehrfach im Jahr kontrolliert und gegebenenfalls der gefürchtete Schädling bekämpft werden.
Bekämpfung
Bei anfänglichem und nur lokalem Befall können die Raupen von Hand abgesammelt werden. Es ist zwar mühsam, zwischen den dichten Zweigen die Raupen zu finden, jedoch ist die Methode nicht nur umweltfreundlich, sondern auch effektiv. Eine Gefahr, durch Sekrete oder Raupenhaare wie bei anderen Arten möglich, geht vom Buchsbaumzünsler nicht aus.
Ist der Befall großflächig und bereits fortgeschritten, bleibt nur noch der Griff zur Pflanzenschutzspritze. Die Wirksamkeit der Insektizide hängt stark von der Ausbringungstechnik ab. Die Raupen müssen direkt von der Spritzbrühe getroffen werden. Aktuell, in der noch etwas kühleren Jahreszeit, steht das biologische Insektizid Spruzit flüssig (Wirkstoff Pyrethrine plus Rapsöl) zur Verfügung. Das Präparat, dessen Wirkstoff aus der Pyrethrum-Chrysantheme gewonnen wird, gehört keiner Giftklasse an und ist als nicht bienengefährlich eingestuft.
Das bislang häufig angewandte systemische Insektizid mit dem Wirkstoff Thiacloprid ist wegen der nachgewiesenen Bienengefährlichkeit nicht mehr zugelassen und sollte auch aus dem noch vorhandenen Restbestand nicht mehr verwendet werden. Die Behandlungen sollten sorgfältig und mit hohem Druck mittels Pflanzenschutzspritze durchgeführt und gegebenenfalls nach ein paar Tagen wiederholt werden.
Bei der Behandlung, ist darauf zu achten, dass auch das Innere des Buchsbaumes benetzt wird. Steigen die Temperaturen über 18°C, sind ausschließlich biologische Präparate wie z. B. Xentari (Neudorff) oder Dipel ES (Dr. Stähler) sehr wirksam und empfehlenswert. Der Wirkstoff Bacillus thringiensis ist bei sachgemäßer Anwendung, mit Ausnahme von Raupen, für Mensch und Tier einschließlich Bienen ungefährlich.
Leider noch keine natürlichen Feinde
Natürliche Feinde der Raupen und des Zünslers sind bisher nicht beobachtet worden. Für Vögel und andere Fressfeinde sind die Raupen ungenießbar. Es wurde zwar beobachtet, dass Vögel Larven aufpicken, jedoch auch, dass sie diese wieder ausspucken. Es wird vermutet, dass die Raupen das Gift (Cyclobuxin) des Buchsbaumes aufnehmen und deshalb unverträglich sind für potentielle Fressfeinde.
Text und Bilder: Gartenbauexperte Franz Beckers