Alle meteorologischen Anzeichen deuten darauf hin, dass vermutlich der Winter und die akute Frostgefahr vorbei. Nun ist endlich für den Besitzer von Balkon- und Terrassenpflanzen die Zeit gekommen, spätestens nach den Eisheiligen (11. – 15. Mai) die Pflanzen aus dem Winterquartier an die frische Luft zu holen.
Gefahr durch Sonnenbrand
Doch Vorsicht, bei diesem Unternehmen droht eine ernsthafte Gefahr für die Pflanzen. Nicht gerade von der Sonne verwöhnt, haben die Pflanzen über Monate ein karges Dasein gefristet und der Blattoberfläche ist ohne direktem Sonnenlicht der natürliche Widerstand gegen schädigende UV-Strahlen verloren gegangen. Die Cuticula, so nennt der Botaniker die Wachsschicht der Blattoberfläche, muss sich erst wieder an den Einfluss des Lichtes und auch an die schädlichen UV Strahlen gewöhnen.
Meist wird der Hobbygärtner durch einen sonnigen Frühlingstag animiert, seine Schätze aus dem Winterquartier zu holen. Direkte und plötzliche Sonneneinstrahlung verursachen allerdings massive Sonnenbrandschäden. Dies äußert sich durch eine spontane Aufhellung des Blattgrüns und nachfolgender Verbräunung vor allem der äußeren Blätter, die gegen Süden gerichtet sind.
Besonders empfindlich reagieren Hibiskus (Hibiscus), Wandelröschen (Lantana) und Engelstrompeten (Datura) sowie andere Kübelpflanzen mit weichem Laub. Jedoch auch hart gesottene Sonnenanbeter wie Oleander (Nerium), Agave (Agave) oder Kakteen (Cactacae) erleiden besonders an ihren frischen Trieben oder Blättern massive Schäden, wenn der Umzug besonders abrupt und an einem sonnigen Tag erfolgt.
Es kommt auf den richtigen Zeitpunkt an
Um diese Schäden zu vermeiden, ist das Unternehmen an einem regnerischen Tag oder bei trüber Witterung sinnvoll. Auch eine vorherige Abhärtung der Pflanzen verhindert größere Schäden. Denn wenn die Ungeduld zum direkten Handeln drängt, ist zu empfehlen, die Pflanzen an einem schattigen Standort, z.B. unter hohen Bäumen oder im Schatten von Gebäuden für mindestens 4 – 5 Tage aufzustellen. In dieser Zeit entwickelt sich auf der oberen Schicht der Blätter ein natürlicher Sonnenschutz. Etwas kurios aber sinnvoll ist der improvisierte Sonnenschutz mit einem großen Sonnenschirm.
Krankheiten und Schädlinge
Eine wichtige Voraussetzung für eine unbeschwerte Terrassensaison ist, dass die Pflanzen frei von Schädlingen und Krankheiten sind. Die für Pflanzen meist ungünstigen Bedingungen des Winterquartiers begünstigen in vielen Fällen Pflanzenschädlinge wie Blattläuse oder Spinnmilben.
Auch wenn die Pflanzen im Winterquartier regelmäßig auf Schädlinge kontrolliert wurden, sollte man sie sich noch einmal gut anschauen, bevor die Zierpflanzen ins Freie kommen. In vielen Fällen hilft ein kräftiger Rückschnitt, um lästige Pflanzenschädlinge loszuwerden.
Tritt bei hartlaubigen Pflanzen wie Oleander, Küchenlorbeer, Ölbaum, Kamelien oder Zitrusarten ein Befall mit lästigen Pflanzenparasiten wie z.B. Spinnmilben, Wollläusen oder Schildläusen auf, sollte noch vor dem Ausräumen mit einem zugelassenem Insektizid eine Behandlung durchgeführt werden. Besonders geeignet sind vor allem die ungiftigen aber sehr wirksamen Ölpräparate wie Rapsöle oder Parafinöle, die im Handel erhältlich sind und nach Gebrauchsanweisung eingesetzt werden sollten. Die rechtzeitige Bekämpfung der lästigen Schädlinge verhindert eine explosionsartige Ausbreitung während der Sommerzeit.
Notwendige Düngung einfach gemacht
Nach dem Ausräumen der Pflanzen ist es auch an der Zeit, mit regelmäßigem Düngen dem Nährstoffbedarf der Pflanzen nachzukommen. Dies kann recht aufwändig mit wöchentlichen Gaben eines herkömmlichen Flüssigdüngers erfolgen oder die bequemere Art durch eine einmalige Anwendung eines Langzeitdüngers, der eine kontinuierliche Freigabe von Nährstoffen über einen Zeitraum von 4 – 5 Monaten gewährleistet.
Besonders nährstoffhungrige Pflanzen wie Oleander, Engelstrompeten und Wandelröschen benötigen zusätzlich eine extra Portion Dünger, um ihre Pracht zu entfalten. Für einige Kübelpflanzen ist es an der Zeit, umgepflanzt zu werden, denn nach einem Zeitraum von 2 oder 3 Jahren ist das Substrat verbraucht und meistens sehr dicht mit Wurzelwerk durchwachsen.
Bei der Gelegenheit sollte nach dem die Pflanze aus dem Topf genommen wurde, die obere Schicht des Topfballens in einer Stärke von 5 – 10 cm entfernt und entsorgt werden, denn hier haben sich über einen längeren Zeitraum die unerwünschten Ballaststoffe der nicht genutzten Nährstoffe und Mineralien, die für die Wurzeln äußerst schädlich sind, angesammelt.
Eingetopft wird dann, in eine qualitativ hochwertige Kübelpflanzenerde, mit einem hohen Anteil an Ton.
Ein notwendiger Rückschnitt
Auch so mancher Umzugskandidat sollte mit einem beherzten Schnitt mit der Gartenschere wieder in eine ansehnliche Form gebracht werden. Vor allem Triebe, die unter Lichtmangel entstanden sind und eine helle bis fast weiße Blattfarbe haben, sollten zurück geschnitten werden. Geradezu unerlässlich ist der Rückschnitt von Enzianbäumchen (Solanum), Wandelröschen (Lantana), Bleiwurz (Plumbago) und Jasmin (Jasminum), um eine üppige Blüte zu erhalten.
Text und Bilder: Gartenbauexperte Franz Beckers