Die Waldrebe mit der botanischen Bezeichnung „Clematis“ ist wohl jedem Gartenliebhaber bekannt. Die Lianengewächse sind sehr attraktive Kletterpflanzen mit sehr unterschiedlichen Blütenformen und Wuchseigenschaften. Am bekanntesten sind wohl die großblumigen Hybriden mit Blütenteller bis zu 25 cm Durchmesser in leuchtenden Farben von Blau, Rot, Weiß oder mehrfarbigen Blüten. Jedoch auch entzückende kleinblütige Arten, die mit einer überraschenden Fülle an Blüten im zeitigen Frühjahr erscheinen, sind sehr attraktiv und vor allen Dingen robust.
Sortenvielfalt - Verwendungsvielfalt
Der Beginn der Blütezeit hängt von den Sorten ab. Mit etwas Geschick kann es gelingen, über die gesamte sommerliche Gartensaison blühende Clematis zu bewundern. Es gibt mehr als 800 Sorten dieser Kletterpflanze, die mit den unterschiedlichsten Eigenschaften zum Beranken von Lauben, Pergolen, Zäunen, alten Bäumen oder Hausfassaden geeignet sind.
Sogar die Verwendung als Kübelpflanze auf dem Balkon oder der Terrasse ist möglich. Die Auswahl nach Lieblingsfarbe oder speziellem Verwendungszweck sollte anhand blühender Pflanzen erfolgen. Demnach wäre jetzt der richtige Zeitpunkt zum Pflanzen, da sich so noch vor dem Winter ein tiefgehendes Wurzelwerk entwickeln kann, was für die Überwinterung besonders vorteilhaft wäre.
Der richtige Pflanzplatz
Clematis sind eigentlich recht anspruchslos, wenn grundsätzliche Voraussetzungen beachtet werden: Bei der Auswahl des Pflanzplatzes sollte berücksichtigt werden, dass keine Staunässe oder verdichteter Boden vorhanden ist. Ratsam ist, ein ca. 80 – 100 cm tiefes Pflanzloch auszuheben. Dann erfolgt auf dem Grund die Einbringung von drainierendem Material wie z.B. grober Kies, Splitt oder wenn vorhanden auch Bauschutt, also zerschlagene Ziegelsteine oder Putz. Der Vorteil liegt in der groben Struktur und dem natürlichen Kalkgehalt des Materials.
Auf diese durchlässige Schicht kann dann der lockere Gartenboden, der mit Torf oder etwas Kompost angereichert wurde, eingebracht werden. Bei besonders schweren Lehmböden ist eine Zugabe von gewaschenem Sand für die Wurzeln und gesundes Wachstum geeignet.
Nunmehr kann die Clematis eingepflanzt werden. Dabei ist es von Vorteil, die Pflanze etwa 10 cm tiefer wie die vorherige Topfoberkante einzupflanzen, um eine zusätzliche Wurzelbildung am Wurzelhals und einen gewissen Frostschutz zu erreichen.
Bei der Auswahl des Standortes sollte der Gärtnermerksatz „kühler Fuß und heißer Kopf“ maßgebend sein. In der Praxis kann dies mit einer Unterpflanzung direkt am Fuß der Pflanze mit Gräsern oder Bodendeckergehölzen wie z. B. Zwergmispeln (Cotoneaster dammeri) oder der kriechenden Heckenkirsche (Lonicera pileata), erfolgen. Besonders geeignet scheint das Bärenschwingelgras (Festuca scoparia) oder Frauenmantel (Alchemilla mollis), die außerdem neben der kühlenden Eigenschaft im Sommer auch noch die Feuchtigkeit im Boden regulieren. Die schattenspendende Unterpflanzung ist vor allen Dingen bei der Haltung von Clematis in Pflanzgefäßen erforderlich.
Im Trend – Clematis als Kübelpflanze
Von der Blütenfülle beeindruckt ist es nicht verwunderlich, dass auch Pflanzenliebhaber mit eingeschränkten Platzverhältnissen, auf die wunderbare Kletterpflanze auf dem Balkon oder der Terrasse nicht verzichten wollen.
Grundsätzlich ist dies möglich, jedoch sollten ausreichend große Pflanzgefäße nach dem Motto „je größer desto besser“ gewählt werden. Bei der Materialauswahl bestehen grundsätzlich keine Einschränkungen, es sind jedoch Holzgefäße oder Steingutgefäße zu bevorzugen, da diese sich nicht so stark erhitzen, wie dies bei dunklen Kunststoffkübeln der Fall wäre. Absolut wichtig sind ausreichend große Abzugslöcher und zusätzlich sollten die Gefäße auf „kleinen Füßchen“ stehen, um eine Übernässung oder gar Staunässe zu vermeiden. Auch eine ca. 10 cm dicke Drainageschicht am Gefäßboden sorgt für eine ausgeglichene Feuchtigkeit. Als Substrat eignet sich gut eine sogenannte Kübelpflanzenerde mit einem Anteil Ton oder Lehm. Für das Bepflanzen der Gefäße eignen sich Frühjahrs- oder Sommerblüher. Die Alpenrebe (Clematis alpina, Clematis viticella) oder die asiatische Alpenrebe (Clematis macropetale) sind für diesen Zweck besonders geeignet. Auf großblütige Hybriden sollte wegen der hohen Anfälligkeit der Welkekrankheit eher verzichtet werden.
Pflege und Schnitt
Auch wenn es sich bei Clematis um Lianen-Gewächse handelt, die durch Blattranken selbständig klettern können, so ist gerade zu Anfang ein Anbinden junger Triebe erforderlich. Ein regelmäßiger Rückschnitt der unterschiedlichen Clematis-Arten ist im Anfang nicht unbedingt nötig. Man sollte sich auf das Entfernen frostgeschädigter Triebe beschränken.
Getrübte Freude durch Clematiswelke
Leider wird die Freude an dem Pflanzenschatz durch das Auftreten der so genannten „Clematiswelke“ getrübt. Seit Jahren tritt diese Welke, die durch pilzliche Erreger verursacht wird, regelmäßig auf. Befallen werden vorzugsweise großblumige Hybriden, die durch ein spontanes Welken der gesamten Pflanze kurz vor der Blüte den Befall anzeigen. Leider stehen keine chemischen Präparate oder Maßnahmen zur Bekämpfung zur Verfügung. Es bietet sich jedoch ein bewährter Praxistipp an:
Nach dem Entfernen der infizierten Pflanze sollte ein großzügiger Bodenaustausch stattfinden und zur Nachpflanzung auf die weniger empfindlichen Sorten der Clematisart „Clematis alpina“ zurückgegriffen werden.
Die Nachpflanzung einer großblumigen Hybride würde nach kurzer Zeit erneut zum Verlust führen.
Text und Bilder: Gartenbauexperte Franz Beckers