Die Gattung Hydrangea wurde als Zierpflanze schon bereits mehrere Jahrhunderte in Japan kultiviert, bevor sie im 18. Jahrhundert über Umwege nach Europa gelangte. In Verbindung mit Romantik und barocken Stilelementen erlangte sie in der Verwendung in Haus und Garten einen vorrangigen Platz. Nunmehr erfährt diese Pflanze mit Geschichte in allen Gebieten Europas eine gewisse Renaissance.
Hortensien lieben Feuchtigkeit
Die wissenschaftliche Gattungsbezeichnung Hydrangea (aus dem gr. Hydor = Wasser) weist direkt auf das größte Bedürfnis der Pflanze hin, nämlich auf einen hohen Wasserbedarf. Für ein Gedeihen der prächtigen Pflanze ist dies vor allen Dingen bei der Haltung in Töpfen und Kübeln ein „Muss“. Jedoch ist Staunässe unbedingt zu vermeiden. Dies würde unweigerlich zum Faulen der Wurzeln führen. Das heißt, das Gießwasser sollte nie dauerhaft im Topf oder Untersetzer stehen. Sowohl in der Wohnung als auch im Freien muss das Wasser immer ablaufen können. Ist die Wasserversorgung gewährleistet, vorzugsweise Regenwasser, können sich Hortensien sogar auch in sonnigen Lagen prächtig entfalten.
Der ideale Standort: kühl und halbschattig
Grundsätzlich mögen alle Hortensienarten und –sorten einen kühlen und halbschattigen Standort. Der Boden sollte mit Torf oder Rhododendronerde angereichert werden, um die Wasserhaltefähigkeit sowie den Säuregehalt des Bodens zu regulieren.
Werden Hortensien in lehmige alkalische Böden gepflanzt, neigen die sonst so intensiv dunkelgrünen Blätter zur Gelbfärbung (Chlorose). Bei einem vollsonnigen Standort sind bei auch kurzfristigem Wassermangel Blattschäden möglich.
Die Ball- oder Bauernhortensie, ein Klassiker
Die Bauernhortensie, bekannt durch ihre üppigen, ballförmigen Blütendolden, die in zauberhaftem Rosa, Violett, strahlendem Weiß oder intensivem Blau leuchten können, ist das Merkmal dieser Sortengruppe. Die sommergrünen Ziersträucher entfalten ihre Blüten im Freiland von Juni bis September. Der üppige Blütenreichtum verdeckt in einigen Fällen regelrecht den größten Teil des Blattwerks.
Die doldenartigen, ballförmigen Blütenstände einiger Sorten können einen Durchmesser von bis zu 20 cm erreichen. Bei den Blütenbällen handelt es sich eigentlich um so genannte Scheinblüten aus blütenblattartigen Kelchblättern, die zur Anlockung von Insekten dienen. Die echten Blüten sitzen wesentlich kleiner und unscheinbarer in der Mitte der Dolde.
Aus rosa Blüten werden blaue Blüten
Eine Besonderheit der Ballhortensie, die auch als Garten- oder Bauernhortensie bezeichnet wird ist, dass man rosa blühende oder auch einige rote Sorten zu einem intensiven Blau umfärben kann. Dieses interessante „botanische Wunder“ ist darauf zurückzuführen, dass die so genannten Schaublüten der Gartenhortensie den Farbstoff Delphinidin enthalten, dessen Farbe vom pH-Wert des Bodens abhängt.
Einen sauren pH-Wert zwischen 4,0 und 4,5 ergeben blaue Blütenfarben. Liegt der pH-Wert zwischen 5,0 und 6,0 entstehen bläuliche Mischfarben. Bei höheren pH-Werten über 6,0 geht die Blütenfarbe in pink oder in rot über. Will der Gartenfreund nun ein intensives Blau erreichen, ist dies nur mit der Anreicherung des Bodens mit Aluminiumsulfat oder Alaun möglich. Diese komplizierte Anwendung chemischer Produkte wird durch angebotenen Spezialdünger zum „Blaufärben“ der Hortensien für den Hobbygärtner vereinfacht.
Dieser Dünger sollte zu Beginn des Wachstums im April/Mai bis zur Blüte in 14-tägigem Abstand verabreicht werden. Weiße Sorten verändern ihre Blütenfarbe übrigens nicht.
Der Pflanzenschnitt entscheidet über die Blüte
Immer wieder stellt sich die Frage: „Wann und wie sollen Bauernhortensien geschnitten werden?“ Dabei ist es recht einfach, wenn man bedenkt, dass die Knospenbildung für die Blüte des nächsten Jahres in den Sommermonaten August und September gebildet werden. Das bedeutet also, nach diesem Zeitpunkt ist auf jeglichen Rückschnitt zu verzichten. Verblühte Dolden sollten nur oberhalb der Knospen entfernt werden, da die oberen Knospen die Blüten für das nächste Jahr bergen. Die entfernten Dolden könnten dann in Trockengestecken oder zur Dekoration noch wochenlang Verwendung finden.
Tellerhortensien, eine besondere Blütenform
Bei den Bauernhortensien gibt es neben den ballförmigen Sorten auch Tellerhortensien. Wie der Name schon sagt, handelt es sich um tellerförmige Blüten mit einem Kranz auffallender großer Scheinblüten, die sich ausschließlich am Rand befinden. Das Interesse an üppigen Farben in einer kühlen Designerwelt aus Glas und Chrom bescherte dieser Hortensienart seit einigen Jahren ein starkes Comeback. Die Pflegemaßnahmen sowie auch die Möglichkeit des „Blaufärbens“ werden wie bei der normalen Ballhortensie angewandt.
Rispenhortensien als Sommerblüher
Eine weitere Art mit einer anderen Blütenform ist die Rispenhortensie. Wie die Bezeichnung bereits aussagt, ist der Blütenstand als Rispe ausgeprägt. Die Verwendung der Rispenhortensie ist gleichermaßen, wie die bereits beschriebenen Arten, ein Sommerblüher. Die meisten Sorten blühen im August/September und füllen somit einen Zeitraum aus, wo andere Hortensien bereits verblüht sind. Diese Form ist hauptsächlich in weißen Farben oder etwas seltener in rötlichen Tönen erhältlich.
In einigen Fällen wechselt die Blüte zu einem späteren Zeitpunkt von weiß in ein leichtes rosa. Eine Besonderheit ist beim Rückschnitt zu beachten. Der Rückschnitt, der sehr kräftig bis auf 40-50 cm vorzunehmen ist, sollte wie bei anderen Sommerblühern im zeitigen Frühjahr, nach den strengen Frösten im März/April erfolgen.
„Annabelle“, eine sehr attraktive Erscheinung
Krönung der Hortensienvielfalt ist eine außerordentliche Hortensiensorte mit der Bezeichnung „Annabelle“, die aus der Gruppe der Rispenhortensien stammt. Sie zeichnet sich mit besonders großen weißen Blütenbällen aus, die sich an jungem Holz, das im Frühjahr frisch gewachsen ist, entwickeln. Der Strauch von Annabelle trägt große hellgrüne Blätter, die frühzeitig austreiben.
Eine besonders wertvolle Eigenschaft ist eine jährlich sichere Blüte und dass selbst ein Spätfrost keinen Schaden anrichten kann. Der Strauch wird ca. 1,5 m groß und entwickelt ab Juni eine Vielzahl von extrem großen blendend weißen Blütenbällen. Leider verkraftet die großblumige Sorte keinen starken Regen, der mitunter die großen Blütenbälle bis zum Boden sinken lässt.
Die Art ist an Bodenansprüchen sehr genügsam, nur ausreichend Feuchtigkeit ist eine Grundbedingung für gesundes Laub und wunderschöne Blüten. Pflegemaßnahmen der bereits beschriebenen Sorten sind auch hier anzuwenden.
Text und Bilder: Franz Beckers