Es war im Jahr 1992, als die amerikanische Schriftstellerin Donno Leon ihren Protagonisten, den venezianischen Commissario Brunetti, erfand. Seitdem legt die inzwischen 75-Jährige jedes Jahr einen neuen Fall vor, der traditionell nach Erscheinen ganz oben auf den Bestsellerlisten steht und für's Fernsehen verfilmt wird. Auch in ihrem neuen Roman klagt Donna Leon den Massentourismus in Venedig an, der zunehmend die Lagunenstadt zerstört. Sie selbst hat ihrer Wahlheimat deshalb den Rücken gekehrt und ist in die Schweiz gezogen.
Der 27. Fall für Guido Brunetti heißt "Heimliche Versuchung". Darin begegnet er einem Drogenhändler, einem zwielichtigen Apotheker, einem Teenager in Nöten und einer geplagten Mutter. Der November in Venedig ist eigentlich eine friedliche Zeit. Wo keine Touristen, da auch keine Zwischenfälle. Brunettis Alltag verläuft geruhsam, bis Professoressa Crosera, eine Kollegin seiner Frau, in der Questura erscheint. Der Commissario soll die Privatschule ihres Sohnes observieren, weil dort angeblich mit Drogen gehandelt wird. Wenig später wird ihr Mann am Fuß des Ponte Forner bewusstlos aufgefunden. Ist er gestürzt oder wurde er gestoßen?
Wie der Zufall es will, erkennt Brunetti in dem Verunglückten Croseras Ehemann wieder, Tullio Gasparini. Der Gedanke an einen Zusammenhang mit dem Drogenhandel liegt nahe, doch wie ihn beweisen? Für den Sturz gibt es offenbar keine Zeugen, die Recherche an der Schule und im Umfeld bleibt ergebnislos. Auch gute Kontakte zu Mittelsmännern bringen den Commissario nicht viel weiter. Hinzu kommt, dass Crosera so geschockt ist vom Unglück, dass sie kaum eine Hilfe darstellt. Immerhin entlockt Brunetti ihr einen Hinweis auf die Familie ihres Mannes. Ein neuer winziger Anhaltspunkt, der der Polizei allerdings neue Rätsel aufgibt. Sie führen Brunetti und Griffoni - auch Ispettore Vianello ist wieder mit von der Partie - zu einem Apotheker, von dem die Tante Tullios seit Jahren verschreibungspflichtige Medikamente bezieht und seltsame Kosmetik-Coupons von ihm erhält, wenn sie ihre Medizin statt auf Krankenkassenkosten in bar bezahlt. Sehr viel Geld ist in Bewegung, wie Brunetti feststellt.
Der neue Brunetti ist anders. Nicht nur, weil es hier nicht um bluttriefende Kriminalität, sondern um das reale Verhalten - ob gut oder schlecht - von Menschen geht. Mehr denn je bringt Donna Leon ihre philologischen Kenntnisse ein, wirft philosophische Fragen auf und lässt Brunetti ihr Sprachrohr für gesellschaftspolitische Kritik sein. Für Liebhaber der Brunetti-Romane sei noch angemerkt, dass alle Bekannten aus der Reihe auch dieses Mal wieder zum Zuge kommen und sogar einiges Neues von sich preisgeben, wie beispielsweise Claudia Griffoni. Nicht zuletzt lässt die 75-Jährige ihre Leser auch wieder am meist harmonischen Leben im Hause Brunetti teilhaben. Und das so unterhaltsam wie eh und je.
TV-Tipp: Die ARD zeigt am 16.6.2018 ab 20:15 Uhr zwei Brunetti-Filme hintereinander.
Autorin
Donna Leon, geboren 1942 in New Jersey, lebt seit 1965 im Ausland. Sie arbeitete als Reiseleiterin in Rom und als Werbetexterin in London, sowie als Lehrerin an amerikanischen Schulen in der Schweiz, im Iran, in China und Saudi-Arabien. Die "Brunetti"-Romane, für die sie auch viele Auszeichnungen erhielt, machten sie weltberühmt.
Donna Leon lebte sehr lange in Venedig, dem sie aber, wegen des fortschreitenden Massentourismus den Rücken kehrte. Heute lebt sie überwiegend im Schweizer Kanton Graubünden. Ihre Bücher werden in 35 Sprachen übersetzt, außer, auf ihren Wunsch hin, auf Italienisch.
Gewinnspiel
Frage: Durch wen wird der Bootsführer abgelenkt?
Lösung: eine Blondine
Gewinner: Lisa Rorsvort aus Herbesthal und Cornelia Pfeiffer aus Schönberg
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Buchdetails
Donna Leon: Heimliche Versuchung
Originaltitel: The Temptation of Forgiveness
aus dem Amerikanischen von Werner Schmitz
336 Seiten - 24,00 Euro
ISBN 978-3-257-60867-0
neu erschienen im Diogenes Verlag
Alle Bücher unseres BRF1-Buchtipps sind bei Logos und Thiemann erhältlich.
Buchtipp-Redakteurin: Biggi Müller
DPA/Biggi Müller